Braunschweig.. Borussia Mönchengladbach sucht in der Fußball-Bundesliga weiter nach dem Erfolgserlebnis. Auch beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig konnten die Fohlenelf mit dem 1:1-Unentschieden nicht gewinnen. Damit ist er besiegelt - der schlechteste Rückrundenstart der Vereinsgeschichte.

Hätte Braunschweig nicht eine geographische Nähe zu einem deutschen Automobilhersteller, das Motto "Nichts ist unmöglich" einer japanischen Marke hätte auch gut zur Eintracht gepasst. So aber tönte der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga im Stadionmagazin in Person von Abwehrspieler Benjamin Kessel, "noch ist alles möglich" und die Braunschweiger hofften, dass die kriselnden Borussen aus Mönchengladbach die richtigen Gegner für die Mission Klassenverbleib sein würden. Sie sollten nicht ganz falsch liegen.

TSV-Trainer Torsten Lieberknecht veränderte nach der 1:2-Pleite gegen Nürnberg die Startformation der Eintracht auf zwei Positionen: Keeper Daniel Davari kehrte für Marjan Petkovic zurück zwischen die Pfosten. Karim Bellarabi spielte nach seiner Gelbsperre für Norman Theuerkauf. Auch Favre änderte seine Startelf nach sechs sieglosen Spielen in Folge. Gladbachs Hinrunden-Senkrechtstarter Christoph Kramer musste seinen Platz im Mittelfeld an Havard Nordtveit abtreten. Juan Arango, der am Freitag nach seiner Verletzung grünes Licht gab, guckte sich das Spiel von der Bank aus an.

Der Venezolaner, dessen Zukunft in Gladbach noch ungewiss ist, sah, dass sein Vertreter auf dem Feld ebenso wenig ins Spiel fand wie der Rest der Gästemannschaft. Nicht nur Branimir Hrgota war von der Rolle, die Borussia fand über weite Strecken der ersten Halbzeit gar nicht ins Spiel. Unsicher wirkte die Mannschaft, angespannt und wie ein Schatten im Vergleich zur so erfolgreichen Hinrunde. Gladbach-Schlussmann Marc-André ter Stegen musste immer wieder ins Aufbauspiel mit einbezogen werden, weil es die Hausherren schafften, den Spielaufbau der Borussia eklatant zu stören. Später sollte sich das als spielentscheidend rausstellen.

Keine Sicherheit vor dem Gladbacher Tor

Die Partie wurde zum erwarteten Kampfspiel, dass Stürmer Max Kruse vorhergesehen hatte, nur ließen sich die Rheinländer von der läuferischen Einstellung der Löwen beeindrucken und sorgten mit ungenauen Pässen häufig für Konterchancen des Tabellenschlusslichts. Jan Hochscheid (8.), Bellarabi (11.) und Havard Nielsen (12.) hatten gute Möglichkeiten, die Eintracht in Führung zu bringen. Gladbach bis zur 24. Minute ohne klare Aktion.

Aber dann. Kruse bediente Granit Xhaka, der früh seine zehnte Gelbe Karte in dieser Saison sah und deshalb gegen den FC Augsburg am kommenden Wochenende passen muss. Der Schuss des Schweizers wurde zur Ecke abgefälscht und diese verwandelte Raffael mit der Unterstützung von Davari direkt (25.). Eine überraschende Führung für die Borussia, die zwar fast 70 Prozent Ballbesitz hatte, das aber meistens im ungefährlichen Mittelfeld des Platzes.

Sicherheit aber kehrte auf Seiten der Gladbacher mit dem Tor im Rücken nicht ein, im Gegenteil. Hrgota, Julian Korb und auch Nordtveit leisteten sich immer wieder gravierende Fehler, die den Schweizer Fußballlehrer Favre zur Weißglut brachten. Hochscheid nutzte einen Katastrophenpass vom jungen Schweden und zwang ter Stegen damit zu einer Glanzparade (38.). So rettete die Mannschaft vom Niederrhein die glückliche Führung in die Pause.

Patzer von ter Stegen führt zum Ausgleich

Nach dem Seitenwechsel feierte plötzlich die Braunschweig-Kurve den Gladbacher Schlussmann. Was war passiert? Lässig versuchte ter Stegen den Rückpass von Kapitän Filip Daems anzunehmen, doch der Ball kullerte ins eigene Tor (52.). "Das war super, das war elegant", hallte es durch das Eintracht-Stadion und Erinnerungen an ter Stegens Patzer im Nationaltrikot bei der USA-Reise wurden wach.

Die Borussia war nach dem Ausgleich sichtlich beeindruckt, niedergeschlagen und die Gastgeber übernahmen nicht nur kämpferisch das Kommando auf dem Platz. Zwar hatte Hrgota zentral vor dem Tor die erneute Führung auf dem Fuß (58.), aber diese Chance war nur die Ausnahme in einem Spiel, das die Braunschweiger nun bestimmten. Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff hatte der sehr lauffreudige und agile Domi Kumbela die große Chance, die Eintracht sogar zum Sieg zu schießen, aber sein Versuch im Strafraum ging über das Tor.

GladbachSchlechtester Start der Gladbacher Vereinsgeschichte

Favre brachte nach und nach Kramer für Xhaka (63.), Lukas Rupp (72.) für den indisponierten Hrgota und Peniel Mlapa für Patrick Herrmann (77.). Der lange Stürmer setzte sich bei hohen Bällen gut in Szene und brachte tatsächlich noch mal Torgefahr. Auch die Einwechslung von Rupp zahlte sich aus, brachte der Youngster doch etwas Ruhe ins (Pass)-Spiel. Doch die Hausherren ließen nicht nach und hatten die Möglichkeit, das Spiel komplett zu drehen. Kessel kam zum Kopfball, den Korb von der Linie kratzen musste. Glück für die Gladbacher, die aber die Schlussphase der Partie bestimmten. Erst setzte Kruse einen strammen Schuss an den Pfosten (86.), dann erzielte Mlapa das vermeidliche Siegtor für die Gäste - doch das Schiedsrichter-Gespann um Günther Perl gab den Treffer nicht (90.).

"Dadurch haben wir zwei Punkte verloren", fasste Nordtveit die Partie zusammen und Manager Max Eberl "eine gute Auswärtsleistung in der zweiten Hälfte." Es war ein Partie, in der "alles möglich" war - getreu dem Leitspruch Kessels - aber Eberl und die Borussia kann am Ende weder mit dem Punktgewinn noch mit der Leistung - vor allem im ersten Abschnitt - bei den Niedersachsen zufrieden sein. Acht Spiele in Folge ist Gladbach nun ohne Sieg - es ist der schlechteste Rückrundenstart in der Vereinsgeschichte.