Mönchengladbach. Marco Reus dachte kurz an die Vergangenheit, um die Gegenwart zu erklären. “Letztes Jahr hätten wir noch das 2:2 bekommen, wir haben als Team sehr viel dazu gelernt“, sagte Reus nach dem 2:1-Arbeitssieg beim 1. FC Kaiserslautern. Vor allem haben sie bei der Borussia gelernt, Ruhe zu bewahren.
Weder die Verletzung von Patrick Herrmann, noch der Anschlusstreffer durch einen Sonntagsschuss oder die Gerüchte um einen Wechsel des Brasilianers Dante brachte die Borussia am Samstag aus dem bislang so erfolgreichen Konzept.
Dies muss Trainer Lucien Favre nun allerdings notgedrungen ändern. Der seit Wochen glänzend aufgelegte Herrmann wird wegen seines Schlüsselbeinbruchs wohl sechs Wochen fehlen. Ersatz sollte der Schweizer in den eigenen Reihen problemlos finden. Schon in Kaiserslautern bewies Igor de Camargo, dass er in den Wochen als Joker das schnelle Offensivspiel verinnerlicht hat. Es ist wahrscheinlich, dass der Belgier gemeinsam mit Hanke stürmen und Reus zurück ins Mittelfeld beordert wird. Exakt so war der Tabellenzweite in die bislang so erfolgreiche Saison gestartet. Möglich ist aber auch, dass Favre eine ganz andere Variante aus dem Hut zaubern wird. Der Schweizer hat bereits Mike Hanke zu einer spielenden "Neuneinhalb" umfunktioniert.
Dante zu den Bayern?
Doch nicht nur Rückschläge auf, sondern sogar gezielte Störfeuer außerhalb des Platzes verfehlen derzeit ihre Wirkung. Dass die beste Abwehr Europas Begehrlichkeiten weckt, gehört zum Geschäft. Und dass der Chef dieser Defensive auf dem Zettel zahlreicher Klubs steht, ist für einen Klub wie Gladbach der Preis des Erfolgs. Und deshalb dürfte es kein Zufall sein, dass sich nur Stunden vor dem Gastspiel auf dem Betzenberg die Meldung wie ein Lauffeuer verbreitete, dass Dante im Sommer zu den Bayern wechseln soll.
Genauso schnell versuchten die Protagonisten allerdings, die Feuer zu löschen. "Ich bleibe hier mit meinen Kollegen sehr konzentriert und was ich im Sommer mache, interessiert mich jetzt nicht", sagte der Brasilianer nach dem Arbeitssieg in Kaiserslautern lediglich. Ein Bekenntnis mag sich sicher anders anhören, aber dass das Ziel des 28-Jährigen immer der internationale Fußball, die "Selecao" und die WM 2014 im eigenen Land ist, daraus hat Dante nie einen Hehl gemacht.
Er dürfte aber genauso wenig damit gerechnet haben, diese Ziele auch mit der Borussia erreichen zu können, als er im vergangenen Sommer sanft dazu gedrängt wurde, seinen Vertrag zumindest noch ein Jahr lang zu erfüllen. Darauf konzentriert sich der 28-Jährige, mehr nicht. Es scheint allerdings auch paradox, dass sich Reus und Co. nach dem Last-Minute-Klassenverbleib zur Borussia bekennen, während des sportlichen Höhenflugs aber allesamt das Weite suchen.
Eberl dementiert
Im Fall Dante stellte Manager Max Eberl auf dapd-Anfrage klar: "Ich weiß von nichts. Ich habe weder von Bayern noch von Dante dazu etwas gehört, zumal ich mit Dantes Berater vergangene Woche häufig telefoniert habe. Da war Bayern nie ein Thema", sagte Eberl. Dantes Berater Leonardo Scheinkmann wies bei "Spiegel Online" die Berichte als falsch zurück. Es sei keine Entscheidung gefallen. Dante konzentriere sich voll auf die Saison mit Borussia Mönchengladbach, sagte Scheinkmann, und wagte dann doch einen Blick in die Zukunft: Dante könne sich sogar vorstellen, seinen Vertrag zu verlängern.