Mönchengladbach. Jetzt kann Borussia Mönchengladbach für die Champions League planen. Die Borussia besiegte Bayer Leverkusen mit 3:0 - in einem mitreißenden Topspiel.
Als Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga zum bislang letzten Mal ein Heimspiel gegen Bayer Leverkusen gewinnen konnte, da war die Welt noch anders. Der Kanzler hieß Helmut Kohl, zwei deutsche Staaten existierten, die Gladbacher spielten auf dem Bökelberg, und dort spielten sie mit Stefan Effenberg und Uwe Kamps. Aber die Welt ändert sich, und nach fast 26 Jahren ist auch diese Serie Geschichte. Im direkten Duell um Platz drei schlug Gladbach die Gäste aus Leverkusen mit 3:0 (0:0). Verdient, zu hoch, aber wer fragt danach noch.
Und wenn man beim Thema Geschichte ist: Bayern Meister, das kennt man ja. Aber dahinter ist in der Bundesliga im Kampf um Platz zwei und auch um die Champions League noch einiges in Bewegung. Nicht einmal die Vizemeisterschaft des VfL Wolfsburg ist jetzt noch in Stein gemeißelt. Bayern auf eins, dahinter die Borussia? Auch das gehörte ja mal zur Geschichte der Bundesliga.
Gladbach fast sicher in der Champions League
Weil Platz zwei und drei den direkten Einzug in die Königsklasse garantieren, Platz vier aber das Risiko einer Qualifikationsrunde bedeutet, kam dem Spiel in Mönchengladbach eine so große Bedeutung zu. Borussia meisterte die Hürde Leverkusen, Borussia wird in die Champions League einziehen, denn so wie die Elf gegen Leverkusen spielte, wird sie sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen. Es ist der vorläufige Höhepunkt der Ära von Trainer Lucien Favre.
Alles angerichtet also für das Spitzenspiel. Nur: Anfangs sah es nicht nach einem 3:0 aus. Leverkusen gab wieder einmal den Spielverderber im Borussia-Park. Mit Julian Brandt und Lars Bender für den gesperrten Karim Bellarabi und Stefan Reinartz in der Startelf drückte Bayern die Borussia eine Viertelstunde lang weit in die Gladbacher Hälfte. Das frühe Pressing der Gäste behagte dem Gegenüber der Vorwoche unverändert aufgelaufenen Team von Lucien Favre überhaupt nicht.
Das Duell der ersten Hälften hieß Kruse gegen Leno
Erst nach 20 Minuten holte Gladbach so die erste Chance heraus: Raffael setzte auf dem linken Flügel Max Kruse klasse in Szene, doch Bernd Leno im Leverkusener Tor zeigte, warum er zu Deutschlands besten Keepern gehört.
Das Duell Kruse gegen Leno blieb prägend für die erste Halbzeit: Zehn Minuten später spielte Raffael erneut einen Zuckerpass nach links, und wieder rettete Leno großartig gegen Kruse, auch den Nachschuss des abwanderungswilligen Gladbacher Angreifers wehrte der Keeper ab.
Kießling mit Abseitstor
Das waren Gladbachs beste Chancen vor der Pause, das war auch die beste Phase der Borussia, denn Leverkusen befreite sich danach wieder ein wenig vom Druck. Nach 34 Minuten stockte den Borussen-Fans der Atem, der Ball lag im Gladbacher Netz, doch Stefan Kießling stand bei seinem Kopfball nach Freistoß von Hakan Calhanoglu im Abseits. Nur vier Minuten später musste Borussias Keeper Yann Sommer retten, einen Flachschuss von Son fischte er glänzend aus dem Eck.
Und schließlich hatte kurz danach auch Schiedsrichter Peter Gagelmann seinen großen Auftritt: Lars Bender holte Patrick Herrmann im Strafraum von den Beinen, die Szene war schwierig zu entscheiden, Gagelmann, ohne technische Hilfsmittel, ließ weiterspielen - und lag damit falsch.
Kruse netzt zum 1:0 ein
Auch deshalb also 0:0 zur Pause, aber ein 0:0 der besten Bundesliga-Sorte. Und dann war auch der Spielstand, der nicht zur Klasse der Partie passen wollte, Geschichte: Im Mittelfeld führte Granit Xhaka in der 50. Minute einen Freistoß schnell aus, Leverkusen schaltete nicht, Patrick Herrmann, bis dahin etwas unglücklich agierend, zog rechts allen auf und davon und passte nach innen: Zum ersten Mal gewann Kruse dort sein Privatduell mit Leno.Diesmal setzte er den Ball von links unhaltbar schräg rechts oben in den Winkel zum 1:0.
Auch danach hielt das Spiel sein hohes Niveau, auch wenn Gladbach nun mit zwei eng stehenden Viererketten auf Konter lauerte und Bayer mitunter die Kreativität fehlte, einen Lücke zu finden. Aber Chancen gab’s auf beiden Seiten: Kießling verpasste eine Hereingabe um eine Schuhspitze, im Gegenzug traf Raffael nach einem rasanten Konter über Herrmann den Ball nicht richtig. Leverkusen versuchte, drückte, Gladbach verlegte sich aufs Kontern, brachte dabei aber nicht mehr die nötige Präzision in seine Aktionen und hatte Glück, als Julian Korb nach 77 Minuten in höchster Not vor dem eingewechselten Stefan Reinartz klärte.
Kramer bereitete indirekt Tor gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber vor
Das Spiel hätte nun in jede Richtung kippen können, zwischen 1:1 und 2:0 entschied es sich nach 80 Minuten für das 2:0: Xhaka spielte einen Freistoß in die Mitte auf Raffael, der für Christoph Kramer ablegte, den Gladbacher, der zurück nach Leverkusen gehen wird. Leno wehrte Kramers Schuss nach außen ab, doch da stand Patrick Herrmann und schob von rechts ein. Und damit nicht genug: Ibrahima Traore legte dann sogar noch das 3:0 nach.
Leverkusens Erfolgsserie in Gladbach ist damit Geschichte, und Geschichte kann wohl auch die Borussia bald wieder schreiben: Im Kampf um Platz drei und den direkten Einzug in die Champions League kann nur noch wenig schief gehen, und vielleicht ist sogar die Vize-Meisterschaft noch drin.