Dortmund. Der BVB hat Maßnahmen wie bei Corona eingeführt. Der Grund: eine Grippewelle. „Denen geht es so schlecht“, sagt Trainer Nuri Sahin.
Es gab, der Schlusspfiff war vor knapp 20 Minuten ertönt, mehrere Bilder mit Bedeutung unter der Osttribüne. Da stand etwa Donyell Malen, der Borussia Dortmund unbedingt verlassen möchte, mit einem Koffer in der Hand, wartete auf ein Auto, das ihn aus dem Stadion bringen sollte. Sollte Aston Villa bereit sein, an die 30 Millionen Euro zu zahlen, dann könnte der Freitagabend sein letzter Arbeitstag im Ruhrgebiet gewesen sein.
Da stand auch Jamie Gittens im schwarz-gelben Jogginganzug, den Blick starr geradeaus gerichtet, um bloß keine Fragen beantworten zu müssen. Und da zuckte Sebastian Kehl mit den Schultern, seine dicke Jacke hatte er bis ins Gesicht hochgezogen, und meinte, dass er nicht wisse, ob einer der kranken Spieler schnell genug wieder fit werde.
Dieser Grippevirus, der einen Großteil der schwarz-gelben Fußballer lahmgelegt hatte, war das bestimmende Gesprächsthema nach der bitteren 2:3 (1:3)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Trainer Nuri Sahin hatte eine Rumpf-Viererkette zusammenstellen müssen, alle seine drei eingeplanten Innenverteidiger waren ausgefallen, zudem fehlten auch Emre Can und Ramy Bensebaini, die dort als Back-up eingeplant sind. Deswegen rückte Rechtsverteidiger Julian Ryerson ins Zentrum. Neben ihm stand Yannik Lührs, 21, normalerweise Abwehrspieler in der U23. Auf die linke Seite rutschte der erst 18-jährige Almugera Kabar, der zuvor ebenfalls lange krank gefehlt hatte.
Serhou Guirassy lässt das BVB-Stadion noch mal beben
Und es kam, wie es kommen musste. Schon nach 26 Sekunden ging Leverkusen durch Nathan Tella in Führung. Patrik Schick erhöhte in der achten Minute. Jamie Gittens verkürzte (12.), Patrik Schick (19.) traf erneut. Nach dem umstrittenen Strafstoß von Serhou Guirassy (79.) bebte das Stadion noch einmal; aber die Werkself brachte diesen verdienten Sieg über die Zeit.
Dadurch startete das BVB-Jahr 2025, das ja eigentlich so viel besser verlaufen soll, dramatisch und mit einem Dämpfer. Im Kampf um die Champions-League-Ränge stehen die Dortmunder am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) bei Aufsteiger Holstein Kiel bereits massiv unter Druck. Die drängendste Frage: Kehren die kranken Spieler bis dahin zurück? „Denen geht es allen so schlecht, eine Riesenhoffnung habe ich da nicht“, räumte Nuri Sahin ein. Emre Can, Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton seien alle „harte Hunde“, sagte Sahin. „Die würden spielen, aber es ging einfach nicht.“
BVB-Maßnahmen die an Corona erinnern
Vor dem Leverkusen-Spiel hatten die Dortmunder Maßnahmen eingeführt, die an die Corona-Pandemie erinnerten. Gegessen und trainiert wurde nur in kleinen Gruppen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Trotzdem „war es wie ein schlechter Witz“, erzählte Sahin, „jede Stunde kam eine neue Nachricht von einem Ausfall.“
Die Sorgen bleiben daher groß, dass kein Defensivakteur bis Dienstag zurückkehrt. Gegen Bayer war die zusammengewürfelte Viererkette, bestehend aus Yan Couto, Ryerson, Lührs und Kabar, verunsichert und überfordert. Der erste Gegentreffer fiel nach einem Fehlpass von Couto, beim zweiten Gegentor leistete sich Couto einen Stellungsfehler und Lührs ließ Schick davonziehen. Beim dritten Gegentor rückte Kabar nicht energisch genug nach vorne, diesmal blieb Ryerson nicht an Schick kleben. „Diese Gegentore sind einfach viel zu einfach, auch in dieser Konstellation“, meinte Sahin.
BVB braucht in Kiel nun dringend eine Wende
Leverkusen zog sich in den 90 Minuten meistens zurück, überließ den Dortmunder das Spielgeschehen, die am Ende 70 Prozent Ballbesitz hatten. Und man muss Sahins Elf zugutehalten, dass sie nicht aufsteckte, dass sie in der Partie blieb. Doch: Gerade in Hälfte zwei fehlte es der Offensive, die in Besetzbesetzung aufgelaufen war, an entscheidenden Ideen. In Kiel braucht der BVB nun dringend eine Wende.