Essen.. Nach dem 1:1 zwischen Borussia Dortmund und Mainz 05 führten sich die Trainer Jürgen Klopp (BVB) und Thomas Tuchel (Mainz) wie schlechte Verlierer auf. Klopp fiel nicht zum ersten Mal aus der Rolle. Ein Kommentar.

Man könnte glatt vergessen, dass es immer noch elf Spieler sind, die im Fußball zuallererst für Ergebnisse sorgen. Denn selten zuvor ist die Bundesliga so sehr von ihren Trainern geprägt worden. Mehr und mehr Vertreter eines Berufsstandes, der seit Jahren größere Seriosität und Vertragstreue von den Vereinen fordert, beherrschen die Schlagzeilen wie nie zuvor: längst nicht mehr nur als Opfer, sondern als zentrale Figuren wilder Wechsel und fragwürdigen Benehmens.

Vor allem Schalke 04 und Felix Magath haben bei ihrer Trennung auf der nach unten offenen Peinlichkeitsskala Maßstäbe gesetzt. Dazu gehört Magaths Blitzwechsel nach Wolfsburg genauso wie die Schalker Prinzipienlosigkeit, dem geschassten Trainer erst die Andeutung schwerer finanzieller Verfehlungen anzuhängen und diese dann, April, April, nachträglich zu sanktionieren. Hauptsache, der Dreck liegt wieder unterm Teppich. Und weiter geht’s.

Anders als bei Felix Magath, längst sein eigenes fahrendes Geschäftsmodell, liegt der Fall bei zwei Trainern, die seit Monaten als Prototypen einer neuen Generation gefeiert werden. In den Lobeshymnen über Jürgen Klopp und Thomas Tuchel fällt bezeichnenderweise der Begriff „Emotionalität“ sehr schnell. Wohin das führen kann, haben beide beim Spitzenspiel zwischen Dortmund und Mainz gezeigt. Um es gleich zu sagen: Der späte Mainzer Ausgleich durch Petar Sliskovic war, obwohl Dortmunds Verteidiger Neven Subotic nach einem Schuss in den Unterleib am Boden lag, weder der Gipfel der Unfairness (Klopp) noch der Skandal, als den ihn BVB-Chef Hans-Joachim Watzke in der ersten Erregung – und mit Abstand lediglich in der Wortwahl gemäßigter – dargestellt haben.

Beiden Trainern kann man zugute halten, dass es schwierig ist, eine Minute vor Schluss nach einem Ausgleichstor vor 80 000 Fans die Emotionen im Zaum zu halten. Man muss ihnen auch anrechnen, dass sie sich eine Weile nach Spielschluss wieder im Griff hatten. Aber den Ex-Mainzer Klopp und seinen Nach-Nachfolger eint, dass sie es schaffen, sich sogar nach einem 1:1 wie schlechte Verlierer aufzuführen. Und Klopp ist nicht zum ersten Mal aus der Rolle gefallen – man mag die Beteuerungen, sich demnächst im Griff zu haben, langsam nicht mehr hören.

Dabei geht es um so viel für den BVB. Der Titel ist zum Greifen nah, auch wenn der Vorsprung auf Leverkusen auf sieben Zähler geschmolzen ist und nun garantiert die ersten Stimmen kommen, die den Borussen eine Krise attestieren. Was Dortmund jedenfalls so wenig wie eine Krise braucht, ist ein Trainer, bei dem man trotz aller Qualitäten das Gefühl hat, dass er zu oft überdreht.