Dortmund.. BVB-Trainer Thomas Tuchel stellt seine Mannschaft variabler als in der Hinrunde auf. Das bekommen auch vermeintlich etablierte Kräfte zu spüren.

Es ist genau die Sorte Gegner, die geeignet ist, Thomas Tuchel in den Wahnsinn zu treiben. Der Trainer von Borussia Dortmund bereitet sich akribisch auf jeden Gegner vor, studiert Videomaterial, diskutiert mit seinem Team, um am Ende ganz genau zu wissen, wie sich der linke Verteidiger des Gegners wann in welcher Situation verhält. Der Gegner an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky/ live in unserem Ticker) aber bietet schlicht zu viele Optionen: „Hannover 96 macht eine schwierige Phase durch“, sagt Tuchel. „Sie haben einen neuen Trainer und viele Neuzugänge, jetzt sind aber viele angeschlagen – es ist schwer, vorherzusagen, wie sie spielen werden, mit welcher Grundordnung, mit welchem Personal.“

Tuchel weiß gerne, was der Gegner vorhat. Sein Problem allerdings: Hannover weiß das derzeit selbst nicht so genau.

Es ist eine Situation, die dem Trainer nicht schmecken kann, denn gerade hat er mit seiner Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen: Ging der BVB zu Saisonbeginn noch alle Spiele mit der gleichen Startelf an, kommt er nun deutlich variabler daher. Weil das taktische Grundgerüst sitzt, kann Tuchel Aufstellung und Formation freier variieren.

Neuer Schritt mit neuem Personal

Im DFB-Pokalspiel beim VfB Stuttgart am Dienstag stellte der BVB-Trainer seine Formation passgenau auf den Gegner ein: Mit Pierre-Emerick Aubameyang und Erik Durm spielten zwei schnelle, geradlinige Spieler auf den Flügeln, die Außenverteidiger agierten defensiver als sonst. So wurde das starke Konterspiel der Schwaben gebremst, Dortmund gewann 3:1. „Es ist sehr wichtig, dass wir uns unabhängig machen von Formationen und der Frage, wer mit wem auf dem Platz stehen muss“, erläutert Tuchel, „diesen Schritt hat die Mannschaft gemacht.“ Der nächste soll gegen 96 folgen – mit neuem Personal, denn der Tabellenletzte wird defensiver agieren: „Wenn wir einen dribbelstarken Spieler brauchen, der gerne nach innen zieht, wird die Wahl nicht auf Erik Durm fallen“, sagt der Trainer.

Er genießt die Freiheiten, die ihm sein Kader gibt, und er nimmt bei der Aufstellung keine Rücksicht auf bisherige Verdienste – das haben zwei feste Stützen der Hinrunde schon zu spüren bekommen: Matthias Ginter, im Spätsommer auf der rechten Abwehrseite überraschend zum Stammspieler beim BVB und in der Nationalmannschaft aufgestiegen, hat seinen Platz an Lukasz Piszczek verloren, ist nun im Mittelfeld eingeplant – und dort meist zweite Wahl.

Ein Wink nicht nur an Kagawa

Noch härter traf es Shinji Kagawa: Der wuselige Spielmacher fand sich zuletzt meist auf der Bank oder gar der Tribüne wieder. „Es gehört bei unseren Ansprüchen dazu, dass sich jeder Spieler jede Woche auf einen neuen Konkurrenzkampf einlassen muss“, begründete der Trainer – ein Wink nicht nur an den Japaner. Gegen einen tief stehenden Gegner wie Hannover könnte Kagawa mit seinen flinken Haken aber schon wieder gebraucht werden. Denn die eigene Herangehensweise ist klar: „Die ist geprägt von Dominanz und dem Wunsch und dem Anspruch, das Spiel zu gewinnen“, sagt Tuchel.

Zu viel Anpassung an den Gegner soll dann eben auch nicht sein.