Dortmund.. Borussia Dortmund verliert nach Mats Hummels und Ilkay Gündogan auch Henrikh Mkhitaryan. Er wechselt zu Manchester United. Der Trost ist viel Geld.
Die Abschiedsworte waren kalt und sogar ein bisschen gehässig. "Borussia Dortmund wünscht Henrikh Mkhitaryan für die kommende Saison (...) in der Europa League alles Gute", schrieb der BVB in einer knappen Pressemitteilung zum Abschied seines armenischen Offensivstars zu Manchester United. Nach dem Motto: Wir selbst spielen dann mal Champions League. Ohne dich.
Dazu passte auch die Bildauswahl. Mkhitaryan beim verlorenen DFB-Pokal-Finale, Mkhitaryan lamentierend, auf dem Rasen kauernd oder von zwei Spielern abgegrätscht. Der erzwungene Abgang der dritten Säule seines Spiels auf einen Schlag trifft den BVB eben hart - trotz eines Rekorderlöses von angeblich 42 Millionen Euro.
Hans-Joachim Watzke hatte genau dieses Dreier-Szenario lange kategorisch ausgeschlossen. Nun muss er es erklären. "Diesem Transfer ging für uns auf Basis einer völlig neuen Ausgangssituation eine schwierige Abwägung voraus: Manchester hat uns ein enorm werthaltiges Angebot unterbreitet", betonte der Geschäftsführer. "Hätten wir es ausgeschlagen, wäre der Spieler 2017 ablösefrei gewechselt."
Ilkay Gündogan wechselt zu Manchester City, Mats Hummels ist an den FC Bayern verloren, nun geht Mkhitaryan. Es wird kein gemächlicher, gewissenhafter Umbau beim Vize-Meister: ein Star weg, kein neuer da. Es wird ein Neuaufbau. Geld ist allerdings reichlich vorhanden: Der BVB nahm geschätzte 110 Millionen Euro für drei Spieler mit nur einem Jahr Vertrag ein. Das ist beachtlich, doch der sportliche Verlust ist bei aller menschlichen Fragwürdigkeit enorm. Allein Mkhitaryan (27) hat in der vergangenen Saison in 52 Pflichtspielen 23 Tore erzielt und 32 vorbereitet. Er war überragend. Aber: Er ist wahrlich kein Robert Lewandowski, bei dem der BVB vor dem Wechsel zu den Bayern sein Veto einlegte. Klaglos noch ein Jahr Top-Leistung zu bringen, dafür ist der Armenier nicht der Typ. Und im Hintergrund zerrte Berater Mino Raiola an den Nerven der BVB-Führung.
Mkhitaryan wird Mannschaftskollege von Schweinsteiger
Nun wird Henrikh Mkhitaryan bei ManUnited also Mannschaftskollege des DFB-Kapitäns Bastian Schweinsteiger - und von Zlatan Ibrahimovic, der von Paris St. Germain in die Premier League wechselt. Die Borussia dagegen wird versuchen, ihr Mosaik für die kommende Saison zusammenzusetzen. Steinchen gibt es. Es kommen Marc Bartra (FC Barcelona) und Sebastian Rode (Bayern München), mit je 25 die ältesten Zugänge. Zudem die Talente Emre Mor (FC Nordsjaelland), Ousmane Dembélé (Stade Rennes), Mikel Merino (CA Osasuna) und Raphaël Guerreiro (FC Lorient). Allesamt sind es hoch veranlagte Spieler, aber beileibe keine Hochkaräter. Und keine Anführer. Der langjährige BVB-Cheftrainer Jürgen Klopp lobt die bisherige Einkaufspolitik der Borussen dennoch. "Sie haben es in dieser Transferperiode geschafft, fast alle europäischen Top-Talente nach Dortmund zu holen", sagte der Teammanager des FC Liverpool der Bild-Zeitung. Allerdings schmerze es, "wenn jetzt drei absolute Leistungsträger gehen. Aber wenn es einer hinbekommt, dann ist es der unfassbar starke Verein und Trainer Thomas Tuchel."
Der BVB wird personell nachlegen, nach wie vor werden beispielsweise die Weltmeister Mario Götze (Bayern München) und André Schürrle (VfL Wolfsburg) gehandelt. Ungewiss ist, ob die Borussia genügend Qualität zu einem halbwegs vertretbaren Preis findet. Auch bei den genannten Namen. (sid)