Dortmund. Zähneknirschend hat Robert Lewandowski inzwischen akzeptiert, seinen Vertrag in Dortmund erfüllen zu müssen. Statt sich jedoch über den Umgang der BVB-Führung mit ihm zu „wundern“, sollte er sich besser einmal fragen, warum die Bayern der geplatzte Transfer so kalt lässt. Ein Kommentar.
Wie soll und kann jemand Spitzenleistungen bringen, wenn er mit seinen Gedanken, ja, angeblich gar mit seinem Herzen ganz woanders ist? Wer so fragt angesichts von Robert Lewandowski erzwungenem Verbleib in Dortmund (auf Basis eines gültigen Vertrages, wohlgemerkt!), weiß wenig von der Profifußball-Szene. Dort pflegen Spieler, die eben noch scheinbar inbrünstig das Klubemblem auf ihrem Trikot geküsst haben, nicht selten über Nacht herauszufinden, dass ihre wahre Liebe immer schon jenem Verein gegolten hatte, der ihm gerade ein besseres Angebot unterbreitete. Soll heißen: Eine Vereinszugehörigkeit ist im heutigen Fußball weniger (wenn überhaupt noch) eine Herzensangelegenheit als eine Geschäftsbeziehung.
Auch Guardiola hat keinen Druck wegen Lewandowski gemacht
Deshalb steht Lewandowskis „Verwunderung“ über den Umgang der BVB-Führung mit seinem Wechselwunsch auch keineswegs im Widerspruch zu der Annahme, der Pole werde gleichwohl mit unvermindertem Ehrgeiz in die kommende Spielzeit gehen. Was wäre schließlich die Alternative? Sich hängen zu lassen, um die Borussia dafür zu bestrafen, dass sie ihn nicht zu den Bayern gehen ließ? Damit würde der Stürmer zuallererst sich selbst schaden.
Ohnehin täte Lewandowski gut daran, sich darüber zu wundern, warum sich – anders als bei ihm – der Ärger der Bayern über den (vorerst) geplatzten Transfer in Grenzen hält. Auch von Pep Guardiola ist nicht bekannt, dass er in dieser Personalfrage Druck gemacht hätte. Was im Übrigen auch für eine zweite Personalie mit BVB-Hintergrund gilt: Mario Götze dürfte ziemlich erstaunt gewesen sein, zu erfahren, dass Thiago Alcantara der absolute Wunschspieler des neuen Bayern-Trainers war – und nicht er, wie die Münchner augenscheinlich in der Absicht kolportiert hatten, Götze den Wechsel noch schmackhafter zu machen.
Bayern wollte BVB mit Lewandowski-Transfer wohl nur schwächen
Der vor dem Hintergrund des üppig ausgestatteten Münchener Kaders von Anfang an vorherrschende Eindruck, dem FC Bayern sei es im Werben um die beiden Dortmunder Superstars vor allem darum gegangen, in bewährter Manier den größten Rivalen zu schwächen, ist jedenfalls seit Guardiolas Antritt in München eher noch verstärkt worden.