Dortmund. Er werde nicht als Dortmunder Trainer resignieren, sagte Jürgen Klopp auf einer Pressekonferenz - eine Aussage mit Interpretationsspielraum.
Am Tag danach wirkte Jürgen Klopp schon wieder deutlich aufgeräumter - obwohl er nach eigenem Bekunden keine angenehme Nacht hinter sich hatte. Die 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg hatte ihn ebenso aufgeschreckt, wie alle anderen Beobachter. Insbesondere die Tatsache, dass seine Mannschaft nach einem Gegentor erneut komplett einbrach, machte ihm zu schaffen. "Dass uns ein Gegentor nicht in derartigem Maße schüttelt, habe ich schon erwartet", sagte er. "Wir sind ja mittlerweile durchaus darauf vorbereitet, dass ein paar Dinge nicht funktionieren, und dürfen dann nicht jedes Mal so tun, als wären wir total überrascht."
Doch genau das schien seine Mannschaft gegen Augsburg zu sein: überrascht von jenem Gegentor, das nicht zum Matchplan gehörte und auf das ihr trotz halbstündiger Überzahl keine Antwort einfiel. Und so hatte der Trainer am Mittwochabend durchaus ratlos gewirkt, als er den erneuten Rückschlag kommentieren musste.
Rücktritt ausgeschlossen
Am Donnerstagmittag waren die Sorgen zwar nicht verschwunden, aber Klopp konnte schon ein wenig frohgemuter in die Zukunft und das anstehende Spiel beim SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr/im Live-Ticker) blicken. Auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt entgegnete: "Dass ich sage: Ich habe keinen Bock mehr, ich resigniere - das kann ich komplett ausschließen, absolut", sagte er. "Über alles andere mache ich mir keine Gedanken, dafür habe ich jetzt keinen Kopf."
Es war eine vermeintlich eindeutige Antwort - die bei genauerem Hinschauen dennoch einigen Interpretationsspielraum ließ. Denn der Trainer schloss nur einen Rücktritt aus fehlender Motivation aus - nicht aber wegen fehlender Erfolge. Denn sollten die Rückschläge sich weiter fortsetzen, könnte Klopp irgendwann zu der Einsicht gelangen, dass er der Mannschaft die nötigen Impulse nicht mehr geben kann - durchaus auch auf Druck des Vorstands. Definitiv ausgeschlossen ist ein freiwilliger Abgang des Trainers also nur für den jetzigen Zeitpunkt.
Klopps Akku ist voll
"Für mich war die Winterpause dazu da, meinen eigenen Akku aufzuladen", so Klopp. "Der ist jetzt komplett voll und nicht nach einem schlecht verlaufenen Spiel wieder komplett leer." Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er sich von seinen Spielern mehr versprochen hatte, als diese gegen Augsburg zu liefern imstande waren: "Wir müssen das Ganze mutiger angehen, wir dürfen uns auf gar keinen Fall weiterhin von irgend welchen Unwägbarkeiten des Spiels durchrütteln lassen", sagte er - Sätze, die er so oder so ähnlich schon oft in dieser Saison gesagt hat und an deren Wiederholung er wenig Freude hat.
Ähnlich, das ließ Klopp zuletzt mehrfach durchblicken, geht es ihm auch im Umgang mit der Mannschaft: Immer wieder macht er ähnliche Hinweise, die dann scheinbar ungehört verhallen. "Das Trainerteam kann nur die Vorgaben machen", hatte er unmittelbar nach dem Augsburg-Spiel gesagt. "Die Entscheidungen auf dem Platz müssen die Spieler treffen. Die allerdings sind allzu oft falsch, was das aktuell wohl größte Problem des fragilen Gebildes BVB ist. "Das ist etwas, was man ändern kann und wir auch ändern müssen", sagt Klopp. "Und da braucht man nicht immer Hilfe dazu, sondern das müssen die Jungs tatsächlich jeder für sich regeln - und sie müssen sich da gegenseitig unterstützen."
Hauptprobleme nicht durch Training auszumerzen
Zeit, daran zu arbeiten bleibt kaum, da schon am Samstag in Freiburg die Partie gegen einen direkten Abstiegs-Konkurrenten ansteht. "Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass wir relativ viele Trainingseinheiten hatten, dementsprechend fangen wir nicht bei Null an", meint Klopp. Zudem seien die Hauptprobleme auch weniger durch Training zu verbessern. "Wir müssen in den entscheidenden Momenten mutiger sein, als wir es waren", verlangt der Coach vons einen Spielern. "Wenn ich schießen will, muss ich schießen, wenn ich flanken will, muss ich flanken. Wenn der Schuss aussieht wie eine Flanke, habe ich auch etwas falsch gemacht." Diese Dinge wurden am Donnerstagmorgen in der Videoanalyse angesprochen und abgearbeitet. "Jetzt geht es darum, dass wir das auch anwenden", sagt Klopp.
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Und immerhin einen positiven Aspekt konnte der Trainer mit einiger Verrenkung doch noch mitnehmen aus dem Augsburg-Spiel: "Wenn wir es noch einmal gebraucht hätten, haben wir jetzt gezeigt bekommen: Es geht nicht problemlos", sagt er. Das hatten angesichts der Hinrunde aber wohl nur die Allerwenigsten erwartet.