Wiesbaden. Beim 3:0-Sieg des BVB in Wiesbaden erzielt Erling Haaland alle drei Tore, überdeckt damit die BVB-Probleme – und facht die Spukulationen neu an.

Marco Rose zuckte mit den Schultern, als er in den Katakomben des Wiesbadener Stadions Platz genommen hatte. Ach ja, Erling Haaland, was soll man dazu noch erzählen, schien diese Geste des Trainers von Borussia Dortmund zu sagen. Aber dann erzählte er doch ein bisschen was zu seinem Stürmer. „Erling hat weite Teile der Vorbereitung mitgemacht“, lautete der erste Satz. Und der letzte: „Er weiß, dass wir noch ein paar Dinge entwickeln können.“

Es klang, als ginge es um ein junges Talent, das mal ein wenig Profiluft schnuppern darf. Jung ist Haaland mit 21 Jahren ja auch noch – aber dem Talentstadium ist er längst entwachsen, das hatte auch dieser Pokalabend gezeigt.

Drei Tore und neue Diskussionen

3:0 (2:0) hatte der BVB den Drittligisten Wehen Wiesbaden besiegt, und alle drei Tore hatte Haaland geschossen. Er traf nach Steilpass von Marco Reus (26.), durch einen an ihm selbst verübten Foulelfmeter (31.) und drückte schließlich einen Abpraller über die Linie (51.). Drei Tore, bei denen Haaland wieder einmal zeigte, dass er Wucht, Tempo und Abschlussstärke wie nur ganz wenige vereint.

60 Tore hat er nun in 60 Pflichtspielen für Dortmund geschossen – und die Diskussionen neu entfacht, die schon den ganzen Sommer liefen: Wechselt er zu Real Madrid, Paris Saint-Germain oder einem der reichen englischen Klubs? Und wie viele hundert Millionen soll er kosten?

Auch der FC Bayern hat Haaland im Blick

Dass Haaland einen gültigen Vertrag beim BVB hat und die Verantwortlichen stets beteuerten, mit dem Norweger zu planen, geriet dabei gelegentlich in Vergessenheit. Und nun gingen die Diskussionen weiter, angefeuert durch Hasan Salihamidzic. Der Sportvorstand des FC Bayern hatte in der Sport1-Sendung Doppelpass erklärt, dass auch der Rekordmeister den Torjäger auf dem Zettel hat: „60 Spiele, 60 Tore, da muss man hinschauen, sonst wären wir ja Vollamateure.“

Eine Aussage, die BVB-Sportdirektor Michael Zorc nicht mehr als ein müdes Lächeln entlockte. „Die Aussage bestätigt nur, dass wir mit Erlings Verpflichtung damals alles richtig gemacht haben“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ansonsten ist zu dem Thema wirklich alles gesagt.“ Unter anderem vom Stürmer selbst, der nach der Partie erklärte: „Ich bin stolz, Teil dieses Klubs zu sein.“ Zumindest bis zum kommenden Sommer, wenn im Vertrag eine Ausstiegsklausel von rund 75 Millionen Euro greift.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc war sehr zufrieden

Aktuell aber sind die Dortmunder wild entschlossen, ihren Torjäger zu halten. Sie wissen ja auch, dass sie sportlich nicht auf ihn verzichten können. In der vergangenen Saison war Haaland die Lebensversicherung des BVB, vor allem dank seiner Treffer kam man noch in die Champions League. Und auch aktuell muss der Norweger mit seinen Toren all die Probleme überstrahlen, die der BVB derzeit hat.

Natürlich, der Sieg in Wiesbaden war hochverdient, da gab es keine Diskussionen. „Es war ein sehr guter Start, ich bin sehr zufrieden mit dem Auftritt und dem Ergebnis“, sagte Zorc über den Pflichtspielauftakt. „Wir hätten auch deutlich höher gewinnen können. Angesichts der Probleme in der Vorbereitung habe ich viele gute Dinge gesehen.“

Sonderlob für Giovanni Reyna

Sonderlob gab es auch: „Giovanni Reyna blüht regelrecht auf“, sagte Zorc. Außerdem gefielen Marco Reus und Mahmoud Dahoud in der Mittelfeld-Raute.

Aber es bleiben Probleme: Weil viele Profis verletzt fehlten oder gerade erst aus dem EM-Urlaub zurück sind, mussten Manuel Akanji und Jude Bellingham nach nur wenigen Tagen Training gleich in die Startelf – genau wie die U23-Akteure Antonios Papadopoulos und Steffen Tigges.

Frankfurt wird eine härtere Probe

Besserung ist bis zum Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) kaum zu erwarten: „Es ist, wie es ist“, sagte Zorc. „Dafür haben wir einen breiten Kader, dass wir dann auch die eine oder andere Stammkraft ersetzen können.“ Für Neuverpflichtungen fehlt ohnehin das Geld. Und: „Wenn man Spieler wie Felix Passlack im Kader hat, muss man ihnen auch vertrauen“, sagt Zorc.

Er weiß aber auch, dass das Vertrauen gegen Frankfurt auf eine wesentlich härtere Probe gestellt wird: „Das wird ein ganz anderer Gegner, da werden wir insgesamt mehr gefordert sein.“