Dortmund/Bochum.. Der neue Werbespot von Automobilhersteller Opel sorgt in Bochum für Ärger. Und mitten drin: BVB-Trainer Jürgen Klopp. Der Satz „Mit Opel geht es ja nur noch bergauf“ kann nur zynisch aufgefasst werden, sagt Werbefachmann Marc Eden von der Werbeagentur eden und Team in Bochum. Borussias Trainer kann den Ärger nachvollziehen.
Nicht mal eine halbe Stunde lang dauerte die Pressekonferenz von Borussia Dortmund vor dem Fußball-Bundesligaspiel des BVB beim FSV Mainz 05. Trainer Jürgen Klopp analysierte gut gelaunt die Stimmungslage in seinem Team, sprach über das Erfolgserlebnis in der Champions League gegen den SSC Neapel und natürlich über die kommende Aufgabe gegen seinen ehemaligen Verein aus Rheinhessen.
Weniger sportlich wurde es zum Schluss der Pressekonferenz, als der Dortmunder Trainer zum neuen Opel-Werbespot gefragt wurde. Mit dem Satz „Mit Opel geht es ja nur noch bergauf“ in dem neuen Clip für das Modell Mokka erzürnt der TV-Profi die Gemüter in der Nachbarstadt. „Ich denke, auch die Menschen in Bochum wissen, dass ich nicht den Spot gemacht habe“, erklärt der Coach, „für mich war das eine ganz positive Geschichte“.
Die Bochumer Beschäftigten als Problem von Opel?
Wegen seiner Zusammenarbeit mit Opel verfolge er natürlich auch die Entwicklung des Unternehmens und damit auch die Ereignisse rund um das Bochumer Werk. „Ich bin froh über jede positive Nachricht“, sagt der Trainer reflektiert, aber ihm sei auch klar, dass positive Nachrichten zu Opel in Bochum anders aufgefasst werden müssen: „Meine Zusammenarbeit mit Opel geht dahin, dass man sich in Zukunft hoffentlich wieder über andere Dinge Gedanken machen kann. Wenn ich dazu einen kleinen Teil beitragen kann, ist das gut.“
Dass der Spot nicht überall gleich bewertet werden würde, war dem Erfolgscoach der Borussia „vollkommen klar. Aber das war nicht böse gemeint – natürlich nicht.“
Marc Eden, Art-Direktor bei der Bochumer Werbeagentur eden und team, sieht das etwas anders: „Der Spot ist aus Bochumer Sicht ehrlich gesagt ein bisschen zynisch und etwas abgehoben“, so Eden. Moralisch und aus handwerklicher Sicht sei der Spot fragwürdig, weil keine wirkliche Kommunikationsidee oder gute Kernaussage drin stecke, die Jürgen Klopp glaubwürdig vertrete.
„Wenn man die ganze Werbeaussage nochmal in einem größeren Kontext betrachtet, dann wird es eigentlich erst richtig böse. Die Aussage lautet dann, dass durch die Standortschließungen und durch die vielen Entlassungen es bei Opel ‚bergauf’ geht“, geht Dirk Link, Berater in derselben Agentur, noch einen Schritt weiter: Unterm Strich seien es also die Beschäftigten, die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Opel, das Problem und nicht das jahrelange „Verpennen“ der Marktsituation.
AufregerKlopp schreibt die Werbetexte nicht
Eden bezweifelt, „dass Klopp in diesem Fall auch wegen der geographischen Nähe zwischen Dortmund und Bochum das richtige Testimonial für diese Aussage ist“. Er halte das für nicht wirklich glücklich. „Ich texte nicht auch noch nebenher“, hatte Klopp auf der Pressekonferenz gesagt und doch stellt sich die Frage, ob der Bundesliga-Trainer seinerseits den Spot nicht hätte hinterfragen können. Das sei „schwer zu beurteilen, weil ich die Verträge und Rahmenbedingungen nicht kenne“, erklärt Werbefachmann Eden. „Prinzipiell, das kenne ich aus der Sportwelt gut, heißt es: ‚Wes’ Brot ich ess, des’ Lied ich sing’ – oder einfacher: Von wem die Leute engagiert sind, für den stehen sie dann auch ein. Das kann sogar manchmal von einem auf den anderen Tag wechseln.“ Aber es stehe ja eigentlich jedem zu, seinen Mund aufzumachen, wenn etwas nicht gefällt. Die Frage sei nur: wird das dann auch gehört?
Die Partnerschaft mit Opel ist noch jung und der BVB-Coach sagte: „Allen Beteiligten ist bewusst, dass das eine schwierige Zeit ist. Alles was jetzt passiert, ist in die Zukunft gerichtet. Da gibt es positive Meldungen ohne Ende und die darf man eben nicht hintenan stellen“. Davon ist in Bochum derzeit nichts zu spüren und Eden kritisiert: „In Bezug auf Bochum und die Situation mit dem Opelwerk fehlt in dem Spot natürlich komplett das Fingerspitzengefühl“.
„Klar, ich habe mitbekommen, wie das aufgefasst wurde“, sagte Jürgen Klopp, „und habe dafür absolutes Verständnis". Ändern könne er es allerdings nicht. Im Ansatz versöhnliche Worte des BVB-Trainers, der sich nun wieder ums Sportliche kümmern will.
BVB-Trainer Klopp nicht "das richtige Testimonial für diese Aussage"
Herr Eden, der neue Werbespot von Opel mit Jürgen Klopp verärgert die Bochumer Bürger.
Marc Eden: Der Spot ist aus Bochumer Sicht ehrlich gesagt ein bisschen zynisch und etwas abgehoben. Moralisch und aus handwerklicher Sicht ist der Spot fragwürdig, weil keine wirkliche Kommunikationsidee oder gute Kernaussage drin steckt, die Jürgen Klopp glaubwürdig vertreten kann.
Das ist bei den anderen Spots anders?
Eden: Bei den anderen Opel-Werbespots mit Jürgen Klopp und den BVB-Spielern gab es immer irgendwie eine Verbindung zum Fußball, die smart eingebracht wurde – beispielweise die Parklücke als Strafraum. Dieser Bezug vom Testimonial zur eigentlich Werbeaussage fehlt in dem neuen Spot völlig. Das halten wir für schwierig.
Was kritisieren Sie genau?
Eden: In Bezug auf Bochum und die Situation mit dem Opelwerk fehlt in dem Spot natürlich auch komplett das Fingerspitzengefühl. Ob Klopp in diesem Fall auch wegen der geographischen Nähe zwischen Dortmund und Bochum das richtige Testimonial für diese Aussage ist, bezweifle ich stark und halte ich für nicht wirklich glücklich.
Glauben Sie, dass Jürgen Klopp sein Veto hätte einlegen können bei dem Skript?
Eden: Schwer zu beurteilen, weil ich die Verträge und Rahmenbedingungen nicht kenne. Prinzipiell, das kenne ich aus der Sportwelt gut, heißt es: ‚Wes’ Brot ich ess, des’ Lied ich sing’ – oder einfacher: von wem die Leute engagiert sind, für den stehen sie dann auch ein. Das kann sogar manchmal von einem auf den anderen Tag wechseln.
Selbst, wenn es vielleicht einen „Shit-Storm“ gibt?
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Eden: Es steht eigentlich jedem zu, seinen Mund aufzumachen, wenn etwas nicht gefällt. Die Frage ist: wird das dann auch gehört?
Können Sie als Bochumer den Ärger der Bürger nachvollziehen?
Eden: Wir bekennen uns ganz klar zum Standort Bochum. Für gute Werbung muss man nicht in andere Städte auswandern, die Leistung wird auch hier erbracht, weil die Region eine starke Region ist. Wir sind Bochumer und haben Solidarität für die die Region und das Schicksal der Bürgerinnen und Bürger. Die Kritiker des Spots kann ich auf jeden Fall verstehen und ich würde uns auch dazu zählen. Ich bin mir aber nicht sicher, wie heiß man das kochen muss.