Dortmund. 35.000 Zuschauer haben in Dortmund ein Zeichen für den Frieden gesetzt. Das Ergebnis des Spiels Dortmund gegen Kiew interessierte nur am Rande.
Dass dies kein alltägliches Fußballspiel ist, wird spätestens in der 2. Minute klar: Da ertönen auf der Westtribüne des Dortmunder Stadions einige zaghafte Dynamo-Rufe. Die pflanzen sich schnell fort, bis alle 35.000 Zuschauer im Stadion aus voller Kehle „Dynamo, Dynamo!“ brüllen. Dass die Auswärtsmannschaft aus allen Ecken des Stadions angefeuert wird – das gibt es normalerweise nicht in Dortmund. Aber was ist schon normal in diesen Zeiten, in denen Russland einen Angriffskrieg in der Ukraine führt und sich Borussia Dortmund deswegen zu einem Benefizspiel mit dem ukrainischen Topklub Dynamo Kiew versammelt hat, um Geld für Hilfsprojekte zu sammeln?
Video-Botschaft von Wladimir Klitschko
Über 400.000 Euro kommen zusammen – aber es geht an diesem Abend um mehr als nur Geld. Es geht auch darum, „ein Zeichen zu setzen“, wie BVB-Profi Emre Can später sagt: ein Zeichen der Unterstützung für die Ukraine und für den Frieden. Ein Zeichen, das ankommt. „Ihr zeigt, dass wir nicht vergessen werden und dass Wladimir Putin diesen Krieg niemals gewinnen wird“, ruft Wladimir Klitschko, der frühere Weltklasse-Boxer und heutige Politiker, den Zuschauern per Videobotschaft aus Kiew zu.
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Es ist ein symbolbeladener Tag: Die Mannschaftsaufstellungen verliest Stadionsprecher Nobby Dickel gemeinsam mit dem 16-jährigen Ivan Matviichuk, der gemeinsam mit Mutter und Großvater aus der Ukraine geflüchtet ist und nun in Dortmund wohnt. Der 13-jährige Nikita Semenov, mit der Mutter aus einem Luftschutzbunker in Kiew über Polen nach Berlin geflüchtet, darf einen symbolischen Anstoß ausführen. Und dann die ukrainische Nationalhymne, gesungen von der Rocksängerin Julija Sanina. Da herrscht erst andächtige Stille, die dann mündet in eine Explosion aus Jubel und Applaus.
Viele Ukrainer im Stadion
Sehr viele Ukrainer sind gekommen ins BVB-Stadion, man sieht viele blau-gelbe Fahnen, man hört „Slava Ukraini!“-Rufe, Ruhm der Ukraine. Und man spürt eine erstaunliche Ausgelassenheit, spätestens nach dem Treffer zum 3:1 für Kiew durch Vladyslav Vanat (35.) herrscht Ausgelassenheit auf den Rängen. Vorher haben Jamie-Bynoe-Gittens für den BVB (4.) und Vitaliy Buyalksiy (9.) sowie Vanat (11.) für Kiew getroffen, später verkürzt Tom Rothe. 2:3 (1:3) verliert der BVB am Ende. „Heute war aber nicht Fußball oder das Ergebnis wichtig“, sagt Can, dem man ansieht, dass ihn dieses Spiel emotional angefasst hat. „Heute ging es darum, für den Frieden einzustehen.“ Und Trainer Marco Rose geht „mit einem richtig guten Gefühl nach Hause, weil alle, die heute hier waren, ein klares Signal gesetzt haben.“