Istanbul. Perfekter Start in die Champions-League-Saison für den BVB: Bei Besiktas Istanbul gewannen die Dortmunder am Mittwochabend mit 2:1 (2:0).
Mit ausgebreiteten Armen stand Jude Bellingham an der Eckfahne, grinste breit und genoss die Stille, die auf einmal um ihn herum herrschte. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund hatte nach 20 Minuten das so wichtige 1:0 geschossen, das das Champions-League-Spiel bei Besiktas Istanbul in die richtigen Bahnen lenkte und auch die bis dahin so frenetisch anfeuernden Fans vorübergehend stummschaltete. Und weil Bellingham später noch ein Tor vorbereitete und Besiktas erst ganz spät zurückschlug, gewann der BVB das erste Gruppenspiel verdient mit 2:1 (2:0) und machte den ersten Schritt in Richtung Achtelfinale.
BVB-Fans waren in Istanbul nicht zugelassen
Dass es am Ende eine entspannte Angelegenheit werden würde, war am Anfang noch nicht zu erahnen. Die BVB-Profis den eher holprigen Rasen zum Aufwärmen betraten, schlug ihnen ein veritables Pfeifkonzert entgegen. Und da hatte ein Großteil der Zuschauer noch gar nicht seinen Platz eingenommen im Vodafone Park, der sonst 41.903 Zuschauer fasst, wegen der Corona-Pandemie aber nur zur Hälfte gefüllt werden durfte – BVB-Fans waren nicht zugelassen.
Und als die Partie dann lief, war es noch lauter, noch ohrenbetäubender. Waren die Besiktas-Profis am Ball, wurde vehement angefeuert, war der BVB am Ball, wurde gellend gepfiffen. Die Luft brannte am Bosporus – und die Dortmunder wirkten beeindruckt. Sie brachten keine Ruhe in ihre Aktionen, sie gaben den Ball viel zu schnell her und sie wackelten gegen ansehnlich aufspielende Gastgeber auch in der Defensive – auch und gerade die Erfahrensten. Mats Hummels etwa ließ sich vom früheren Dortmunder Michy Batshuayi düpieren, der den Ball an der Strafraumgrenze mit der Brust herunternahm und sofort abzog – doch Gregor Kobel verhinderte mit einer blitzschnellen Parade das 0:1 (6.).
Die Gastgeber schienen der Führung deutlich näher – bis der BVB endlich den ersten gelungenen Spielzug zeigte: Mahmoud Dahoud spielte einen langen Ball, Thomas Meunier leitete direkt weiter in den Strafraum, Bellingham nahm den Ball mit der Brust mit und schoss aus spitzem Winkel durch die Beine von Torhüter Ersin Destanoglu (20.). Mit einem Schlag war es still im Stadion zumindest für kurze Zeit.
Und nach dem Tor war es ein anderes Spiel. Der BVB hatte nun deutlich mehr Sicherheit in seinen Aktionen, dafür taten sich die Türken schwer, noch einmal Torgefahr zu erzeugen. Dortmund hätte bald höher führen müssen, aber Erling Haaland schoss nach feiner Vorarbeit von Donyell malen über das Tor (27.) und Marco Reus scheiterte an Destanoglus Fußabwehr, nachdem ihn Julian Brandt per Hacke freigespielt hatte (28.).
BVB-Torjäger Erling Haaland erhöht vor der Halbzeit
Und so war es erneut an Bellingham, die (vor-)entscheidende Aktion beizutragen: Links im Strafraum ließ er Welinton aussteigen und spielte dann auf Haaland, der den Ball nur noch über die Linie drücken musste (45.+3). Nun herrschte erneut Stille, die erst der Halbzeitpfiff von Antonio Mateu Lahoz unterbrach.
Zum zweiten Durchgang brachte BVB-Trainer Marco Rose den ballsicheren Axel Witsel für Brandt, um die Stabilität im Zentrum zu erhöhen. Das gelang weitgehend. Der BVB konnte das Spiel zwar nie ganz beruhigen, es blieb über weite Strecken zerfahren – aber richtig gefährlich wurden die Gäste nur noch ganz selten: Batshuayi tauchte plötzlich allein vor Kobel auf, doch der blieb lange stehen und konnte den Schuss des Belgiers halten (67.). Auf der Gegenseite vergab Haaland frei vor Destanoglu die Chance, endgültig alles klar zu machen (71.). Und so musste der BVB noch einmal kurz zittern, als Francisco Montero in der Nachspielzeit den Anschlusstreffer machte. Es wurde noch einmal richtig laut, es wurde noch einmal hektisch – aber es blieb beim Dortmunder Sieg.