Dortmund. Der BVB bleibt beim 1:0 gegen Lissabon endlich ohne Gegentor. Ein wichtiger Faktor ist der seit Wochen starke Innenverteidiger Manuel Akanji.

Auch am Mittwoch herrscht Erleichterung in Dortmund, sie ist sogar größer als tags zuvor. Der 1:0 (1:0)-Sieg der Borussia im Champions-League-Spiel gegen den portugiesischen Meister Sporting Lissabon durch das erste Tor von Neuzugang Donyell Malen hat ja immer noch Bestand. Und dazu hat sich die Schrecksekunde zu Beginn als gar nicht so schrecklich entpuppt.

Mahmoud Dahoud war nach nicht einmal vier Minuten mit Knieschmerzen vom Platz gehumpelt. Die Untersuchung am Mittwoch aber ergab nur eine Innenbandüberdehnung – und damit keinen wochenlangen Ausfall. „Wir hoffen, dass Mo schnell regeneriert und relativ zügig nach der Länderspielpause wieder zur Verfügung steht“, sagt Lizenzspielerchef Sebastian Kehl dieser Redaktion.

Sie haben ja schon mehr als genug Verletzte beim BVB, und das ist ein Grund, warum es kein Spektakel gab gegen Lissabon, kein Chancenfeuerwerk – sondern einen „Arbeitssieg“, wie Kehl fast vergnügt feststellt. Bislang hatten die Dortmunder fast nur Spektakel im Programm, sie schossen viele Tore, kassierten aber auch eine Menge.

BVB erstmals seit August ohne Gegentor

Zurzeit aber fehlt Erling Haaland, der Torjäger vom Dienst, weshalb die „Wir schießen einfach mehr Tore als der Gegner“-Strategie nicht aufgeht. Da kam ein Spiel ohne Gegentreffer sehr gelegen.

Danke, Manu: BVB-Trainer Marco Rose (l.) klatscht Manuel Akanji ab.
Danke, Manu: BVB-Trainer Marco Rose (l.) klatscht Manuel Akanji ab. © dpa | Bernd Thissen

Man muss zwar noch keine Historikerkommission beauftragen, um zu ergründen, wann das zuletzt gelang, aber eine ganze Weile her ist es schon: Anfang August beim 3:0 im DFB-Pokal gegen den Drittligisten Wehen Wiesbaden. Und in der Bundesliga zuletzt Ende April beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg. Seitdem machte man sich immer wieder das Leben schwer mit Patzern und Aussetzern.

Sebastian Kehl lobt die Defensivleistung

Nicht so gegen Lissabon. „Die Mannschaft hat das sehr konsequent und konzentriert zu Ende gespielt und ist auch nicht in Hektik verfallen in der Schlussphase“, lobt Kehl. Das von Trainer Marco Rose geforderte Gegenpressing klappte gut wie noch nie. Und hinten räumte wieder einmal einer ab, der seit Wochen zu den stabilsten Dortmundern gehört: Manuel Akanji.

Der Innenverteidiger rettete mehrmals als letzte Instanz. Und er war Wegbereiter für das Tor des Tages, als er mit einem präzisen, scharfen Pass durch zwei anlaufende Gegenspieler Mittelfeldspieler Jude Bellingham fand, der gleich weiterleitete auf den Torschützen Malen. Das sah einfach aus, allzu viele Abwehrspieler haben solche Spiel-Eröffnungen aber nicht im Programm – zumindest nicht in dieser Regelmäßigkeit.

Mats Hummels adelt seinen Nebenmann

„Manu spielt diese Pässe auf die Achter oder die Zehner in die Schnittstelle seit Monaten weltklasse“, lobt Mats Hummels. „So einfach kann Fußball sein.“ Ist es aber nicht immer, auch nicht für Manuel Akanji. Der Schweizer hat ja schon andere Zeiten in Dortmund erlebt. Zeiten, in denen er unkonzentriert und fahrig wirkte, in denen er immer wieder Gegentore verschuldete und sich mit seinem dennoch sehr selbstbewussten Auftreten nicht nur Freunde machte.

In dieser Spielzeit aber erleben die Dortmunder einen gereiften Akanji. „Manu ist momentan in einer sehr, sehr guten Verfassung und ein ganz wichtiger Baustein bei uns“, lobt Kehl. „Er hat in dieser Saison enorm an Stabilität zugelegt, die Europameisterschaft hat ihm noch mal einen Schwung gegeben.“

Akanji spielte einfach durch

Das Erstaunliche: Seit dieser EM spielt Akanji durch, er bestritt alle fünf Turnierspiele mit der Schweiz über die volle Länge und stand auch in allen BVB-Pflichtspielen von Anfang bis Ende auf dem Platz. Weil zwischenzeitlich alle anderen Dortmunder Innenverteidiger ausgefallen waren, konnte ihm Trainer Marco Rose keine Pause gewähren. Aber Akanji brauchte auch keine.

Das kannte man so nicht von ihm, früher hatte er immer wieder mal kleinere und größere Blessuren, wenn er zu sehr beansprucht wurde. Inzwischen aber soll der 26-Jährige noch einmal gereift sein, professioneller arbeiten, mehr auf seinen Körper achten – so hört man es aus dem Klub.

Und die Leistung passt endlich zum selbstbewussten Auftreten, Akanji ist aktuell nicht wegzudenken. „Sein Stellenwert in der Mannschaft ist sehr hoch“, sagt Kehl.