Stuttgart. Trotz des Sieges in Stuttgart liegt der BVB sieben Punkt hinter Rang vier. Die Champions League hat man in Dortmund trotzdem nicht aufgegeben.
Die Schreie der wenigen Anhänger, die sich vor dem Stadion postiert hatten, hallten bis auf die Tribüne, als Marco Reus im Mannschaftsbus verschwand. „Marco“, brüllten die Fans in der vergeblichen Hoffnung, vielleicht ein Selfie mit Borussia Dortmunds Kapitän zu ergattern. Doch der 31-Jährige hatte schon genügend mit seiner eigenen Gesundheit zu tun. Während der wilden Partie beim VfB Stuttgart, die der BVB am Ende etwas glücklich mit 3:2 (0:1) für sich entschied, humpelte Reus in der 67. Minute vom Platz. Und dies vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch (21 Uhr/Sky) gegen Manchester City.
„Er ist unglücklich gefallen“, meinte Trainer Edin Terzic nach dem Schlusspfiff. Trotzdem sei er zuversichtlich, dass Reus nicht gravierender verletzt sei. Genauso wie Mats Hummels, der schon in der Halbzeit aufgrund von Magenkrämpfen in der Kabine bleiben musste. „Er hatte plötzlich Kreislaufprobleme“, berichtete Terzic. „Aber ich hoffe, dass es ihm morgen schon wieder besser geht.“
BVB-Youngster Ansgar Knauff: "Wollte unbedingt das Spiel gewinnen"
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Als Reus für Ansgar Knauff ausgewechselt wurde, führte seine Mannschaft noch mit 2:1. Nach dem frühen Rückstand durch Sasa Kalajdzic (17.) wirbelten die Dortmunder zu Beginn der zweiten Halbzeit die Stuttgarter Defensive durcheinander. Erst traf Jude Bellingham (47.), dann Reus selbst (52.). Daniel Didavi nutzte einen Patzer von Mateu Morey für den Ausgleich (78.). Nur zwei Minuten später dribbelte dann der erst 19-jährige Knauff, der sein Tempo bislang meistens nur in der zweiten Mannschaft nutzen durfte, am gegnerischen Sechzehnmeterraum und schlenzte den Ball in die rechte Ecke.
Durch dieses Tor schafften es die Dortmunder immerhin, dass der Rückstand auf den Tabellenvierten Eintracht Frankfurt bei sieben Punkten verharrt. Allerdings verbleiben dem Revierklub nur noch sechs Ligaspiele, um die große Lücke zu schließen. Deswegen geht es derzeit vor allem darum, sich zumindest für die Europa League zu qualifizieren – sechs Zähler liegt der BVB nun vor dem Siebten Union Berlin.
Trotz der komplizierten sportlichen Gesamtsituation solle Knauff diesen Abend genießen, meinte Trainer Terzic. „Er wird heute viele Nachrichten bekommen. Aber wir sind auch für ihn da, wenn es mal nicht so gut läuft.“ Die Woche sei unglaublich gewesen, erzählte Knauff selbst. Im Königsklassen-Hinspiel in Manchester wurde er überraschend in die Startelf katapultiert. In Stuttgart wurde er noch vor Julian Brandt und Thorgan Hazard eingewechselt und rauschte zu seinem ersten Bundesliga-Tor. „Ich bin reingekommen und wollte unbedingt das Spiel gewinnen. Ich freue mich einfach, dass das geklappt hat“, sagte der Offensivspieler.
Thomas Delaney glaubt weiter an Champions League mit dem BVB
Vor seiner Einwechslung musste Knauff noch auf der Bank mitansehen, wie seine Mitspieler eine Partie ablieferten, die als Spiegelbild für die gesamte Saison herhalten könnte. Einige Dinge gelangen, einige Dinge misslangen. Die Borussia versuchte, den Gegner zu attackieren, bot ihm dabei aber auch Räume an. Die Stuttgarter Führung hätte Torhüter Marwin Hitz wohl verhindern können, doch der Kalajdzic-Kopfball segelte über ihn hinweg (17.). In den ersten Minuten nach der Pause dominierten die Dortmunder plötzlich. Jude Bellingham erzielte wie Knauff sein erstes Bundesliga-Tor nach Vorarbeit von Giovanni Reyna (47.). Kurz danach marschierte Mateau Morey über die rechte Seite nach vorne und spielte Reus so frei, dass dieser die Zeit hatte, den Ball überlegt in die rechte Ecke zu schieben (52.).
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Morey war es aber auch, der durch einen schlampigen Fehlpass den Stuttgarter Ausgleich durch Didavi ermöglichte (78.), ehe Knauff traf (80.). In der Schlussphase zitterte der BVB, Trainer Terzic brüllte an der Seitenlinie. „Wir haben die Jungs angetrieben, denn wir haben zuletzt häufig späte Gegentreffer kassiert. Und sie haben es leidenschaftlich umgesetzt“, sagte Terzic. „Die drei Punkte sind sehr viel wert“, meinte Dortmunds Thomas Delaney. Die Qualifikation für die Champions League sei trotzdem schwer. „Aber ich vertraue, dass wir das noch schaffen können.“
Am Mittwoch reist nun erstmal Manchester City an. Fans sollten sich aber wieder keine Hoffnungen auf ein Selfie mit Marco Reus machen. Denn wegen der Corona-Krise ist das Dortmunder Stadion derzeit so abgeriegelt, dass man noch nicht mal einen Blick auf den Mannschaftsbus erhaschen kann.