Dortmund.. Der am Ende dramatische 1:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen Bayern München ebnet dem BVB nun den Weg zur Titelverteidigung. Trainer Jürgen Klopp sprach das aus, was die ganze Stadt mitsamt der großen schwarzgelben Fanschar dachte: „Wir haben uns alle ein bisschen verknallt in den Verein!“

Das Zitat des Abends lieferte BVB-Trainer Jürgen Klopp höchstpersönlich ab: „Wir haben uns alle ein bisschen verknallt in den Verein“, ließ auch er, der Tag für Tag bemüht ist, Coolness vorzuleben, einen Hauch von Gefühl erkennen.

Und er war damit in allerbester Gesellschaft, denn ganz Dortmund glich am Mittwochabend einem Schmelztiegel. Überschäumende Freude, wohin man sah. Und jeder hatte das Gefühl, dazu beigetragen zu haben. Das böse Wort vom „Angstgegner Bayerns“ machte Runde, doch sollten wir alle den Ball einfach mal flach halten.

Dennoch muss man es genießen. Als ich im ‚Focus‘ las: „Wenn der rote Stern des Südens über dem Westfalen-Himmel erstrahlt, zittert die schwarz-gelbe Erde. BVB-Muttis holen ihre Kinder von der Straße, zu bitter ist die nahende Niederlage für ihre noch unschuldigen Seelen“, dachte auch ich sofort daran, dass man derlei Despektierlichkeiten ja auch eigentlich nicht ungestraft so stehen lassen darf…

Muskelspiele und wichtiger Etappensieg

Neun Pflichtspiele in Folge haben sie gewonnen, bei einem Torverhältnis von 29:3. Und doch sind solcherart Muskelspiele keine Garantie für nichts. Dass selbst eine finanziell mehr als doppelt so werthaltige Mannschaft an einem Abend mal niedergerungen werden kann – dafür mag dieser Vergleich herhalten. Mehr aber auch nicht. Borussia hat einen - wenn auch wichtigen - Etappensieg errungen, mehr aber nicht.

Denn das „Spiel des Jahres“ folgt für uns erst am Samstag in Gelsenkirchen. Sicherlich vermag die mediale Berichterstattung uns immer wieder Spiele gegen die Bayern hoch zu hypen und uns die Sinne a la „Titelverteidigungsalarm“ vernebeln. Daran, dass der traditionell reinrassige Lieblingsgegner aber der Club von der Emscher ist und bleibt, beißt die Maus keinen Faden ab! Bajuwarische Festwoche hin oder her.

Ruhmreicher 12. Mai 2007

Schalke 04… allein dieser Name erweckt Argwohn! Er behagt keinem Borussen – ganz im Gegenteil. Und nicht nur Mats Hummels erinnerte sich an jenen ruhmreichen 12. Mai des Jahres 2007, als der BVB den Gelsenkirchenern ein Bein stellte, kurz vor Toresschluss. Einen Durchhänger nach einer Stunde wie gegen Bayern darf sich unser Team da jedenfalls nicht erlauben.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Jürgen Klopp seine Formation gegen die Bayern erneut einen Tick defensiver spielen ließ, ohne - wie spielerisch limitierte Mannschaften aus dem unteren Bereich der Tabelle - eigene Offensiv-Ambitionen dabei zu vernachlässigen. Auch am Mittwoch war gegen die Bayern eine leichte Veränderung der „Dortmunder Tugenden“ des frühen Attackierens und konsequenten Pressings zu sehen. In den Spielen gegen den Rekordmeister war zu beobachten, dass der BVB deutlich tiefer stand, den Münchenern das Aufbauspiel gestattete und im „eigenen Haus“ wesentlich später angriff, als sonst üblich. Schlussendlich war diese Strategie wohl einer besseren Defensivorientierung geschuldet, denn so schaffe Borussia im Mittelfeld häufig Überzahl und konnte die überfallartigen Angriffe der Münchner einbremsen.

Hässlichkeit und schlechter Rasen in der Mehrzweckturnhalle

Ob dies auch für das Aufeinandertreffen mit dem Team aus der hässlichsten Stadt des Ruhrgebietes ähnlich vorgesehen ist, kann uns nur unser Trainer verraten. Er wird nicht nur wissen, wie seine Mannen das 25. Spiel in Folge ungeschlagen überstehen, sondern auch, wie dieses 140. Revierderby zu Gunsten der Schwarzgelben entschieden werden kann. Und dass „der besten Mannschaft der Liga“ (Christoph Metzelder) die Heimstärke der Blauen gefährlich werden kann, bezweifelt nicht einmal jemand im anderen Lager.

Allerdings haben die Gelsenkirchener noch einen Trumpf im Ärmel, der den Schwarzgelben übel zusetzen dürfte: der Rasen! In der Mehrzweckturnhalle befindet sich das Grün nämlich in katastrophalem Zustand. Ein Umstand, der ganz besonders den kombinationsfreudigen Dortmundern Probleme bereiten könnte. Böse Zungen behaupteten zuletzt gar, Clemens Tönnes hätte sein Einverständnis zum Austausch bis nach dem Spiel gegen den Erzrivalen zurückgehalten, um dem Tabellenführer das schnelle One-Touchspiel zu erschweren.

Ich fürchte, auch das wird ihnen nichts nützen…

(12.04.2012 – Holger W. Sitter – die-kirsche.com)