Dortmund. Der Nationalspieler soll die Dortmunder Abwehr anführen. DFB-Funktionär Joti Chatzialexiou traut dem 26-Jährigen viel zu.
Es ist nahezu unmöglich, Niklas Süle zu übersehen, wenn er sich im Kreis seiner neuen Dortmunder Mitspieler bewegt. Der 26-Jährige wirkt größer, kräftiger, wuchtiger, schneller rennen als die meisten kann er auch noch. Wie ein Lastwagen, dem ein Porsche-Motor eingeschraubt wurde.
„Er hat sein Herz am richtigen Fleck – deshalb und aufgrund seiner Art und seines Auftretens nenne ich ihn manchmal Brumm-Bär“, sagt Joti Chatzialexiou (46), Sportlicher Leiter der deutschen Nationalmannschaften, der den Abwehrspieler lange begleitet hat und verfolgte, wie Süle aus der Frankfurter Jugend zur TSG Hoffenheim marschierte, von dort den Sprung zum FC Bayern schaffte.
BVB: Niklas Süle fühlte sich nicht wertgeschätzt
Nun soll er die Defensive von Borussia Dortmund festigen und eine Führungsrolle einnehmen, Trainer Edin Terzic hat ihn deswegen auch in den Mannschaftsrat berufen. Schon am Freitag kehrt Niklas Süle nach München zurück, dann spielt der BVB in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten 1860 (20.45 Uhr/ZDF), dem alten Stadtrivalen des großen FC Bayern.
Dass Süle den Rekordmeister ablösefrei verlassen wollte, um sich Dortmund anzuschließen, sorgte Anfang des Jahres, als die Nachricht durch die Medien schwappte, für Aufsehen. Schon früher hatten Profis den mächtigsten deutschen Verein in Richtung Ruhrgebiet verlassen, meist aber nur, weil sie in München an Problemen knabberten. Süle hingegen genoss bei den Mitspielern eigentlich ein hohes Ansehen, sammelte viele Einsatzminuten, allerdings fühlte er sich von den Verantwortlichen nicht genügend wertgeschätzt (auch bei der monatlichen Gehaltsüberweisung). Bei der Borussia erörterten sie ihm stattdessen in vielen Gesprächen den Plan, dass er beim Vizemeister eine Schlüsselfigur werden solle.
Beim BVB zeigt Niklas Süle viel Selbstvertrauen
Anscheinend benötigt der Verteidiger mehr Zuspruch, als man aufgrund seines wuchtigen Auftretens denkt. Bei seiner Vorstellung im Schweizer Kurort Bad Ragaz bemerkte der fünfmalige Deutsche Meister zwar: „Ich bin nicht gekommen, weil ich nicht daran glaube, dass wir Meister werden können. Ich glaube fest daran, dass wir das schaffen können.“ Joti Chatzialexiou beschreibt Süle jedoch als einen Menschen, der früher nicht gerade vor Selbstbewusstsein gestrotzt habe. „Er hat nur milde gelächelt, als ich ihm prophezeit habe, dass er ein fester Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft werden kann, wenn er alles aus sich herausholt.“
Schon in der Jugend sei der gebürtiger Frankfurt sehr auffällig gewesen, robust, gut gebaut, erzählt Chatzialexiou. „Nikki ist technisch hervorragend ausgebildet, er kann auch sehr gut kicken, gute Bälle in die Tiefe spielen, und auch unter Druck bewahrt er Ruhe. Dass er früher in der Jugend in der Offensive gespielt hat, hilft ihm dabei sicher.“
Großer Konkurrenzkampf in der BVB-Abwehrzentrale
So wird auch an Niklas Süle deutlich, dass sich die Anforderungen an einen Verteidiger längst massiv verändert haben. Abwehrspieler müssen sich weiterhin in Zweikämpfe werfen, zudem aber noch das Aufbauspiel gestalten, dribbeln, durch Diagonalbälle Räume aufreißen. In Dortmund erhoffen sie sich von Süle und dem weiteren defensiven Neuzugang Nico Schlotterbeck (22) dazu eine Komponente, an der es zuletzt gemangelt hat: Tempo.
Edin Terzic ließ bereits durchblicken, dass er froh sei über die Konkurrenz in der Abwehr. Süle, Schlotterbeck und ein gewisser Mats Hummels (33) bewerben sich um einen Startelf-Platz, angesichts der vielen Englischen Wochen in der Hinrunde könne er einem der drei Verteidiger immer mal wieder eine Pause gönnen, sagte Terzic.
BVB: Niklas Süle wurde durch Verletzungen zurückgeworfen
Denn: Die Saison wird eine schweißtreibende werden. Dadurch fällt der Blick auf die körperliche Verfassung von Niklas Süle, zwei Kreuzbandrisse haben ihn in seiner Karriere schon zurückgeworfen. Auf Burger und Bier verzichtet der Profi nicht, wie er selbst angibt.
„Wenn er sich noch steigern kann, dann, dass er noch mehr aus seinem Körper herausholt, dass er nicht nur das Mindeste, sondern wieder häufiger mehr als das Geforderte macht“, meint Joti Chatzialexiou.
Dass Süle also auch beim Trainingseifer positiv auffällt.