Dortmund.. Der Trainer von Borussia Dortmund, Jürgen Klopp, ist vor dem Duell mit dem FC Bayern München am Samstagabend trotz aller schlechten Nachrichten um Zuversicht bemüht. Doch er wirkt dabei nicht ganz überzeugend. Thomas Müllers Idee von einer Fünfer-Abwehrkette findet der BVB-Trainer aber nicht ganz so lustig.
Alle wollen jetzt Jürgen Klopp. Die 20 Kameras sind längst auf die Tür, durch die der Trainer von Borussia Dortmund gleich kommen wird, und das Podium, auf dem er gleich sitzen wird, ausgerichtet. Es ist der erste öffentliche Auftritt von Klopp, seitdem klar ist, dass seine gesamte Verteidigung pulverisiert ist. Und gleichzeitig ist es sein letzter öffentlicher Auftritt vor dem großen Duell mit Bayern München am Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker). Mehr als eine halbe Million Menschen wollten Karten für diese Partie kaufen, mehr als 500 Journalisten von allen Kontinenten werden berichten.
Vor diesem Gigantenspiel wollen alle Klopp, den Mann, der den personellen Notstand verwalten, die Liga spannend halten muss. Welche Pläne schmiedet er? Wie will er dieses Spiel gewinnen? Und wie hat er die Nachricht, dass seine Nationalspieler Mats Hummels und Marcel Schmelzer verletzt von der Länderspielreise zurückkommen, aufgenommen?
Das ist die erste Frage, die ihm gestellt wird. Klopp schweift kurz ab, fragt dann: „Wie war die Frage? Wie hab ich was?“ Er lacht. Alles halb so wild, soll das bedeuten, hab sogar die Frage danach vergessen.
Das vereinseigene Medium hat ein Anliegen. „Frag ruhig“, ermutigt Klopp den BVB-Angestellten, „ich habe gute Laune.“
Aus jeder Situation das Beste machen
Es ist eine von Jürgen Klopps großen Stärken, aus jeder Situation das Beste machen zu wollen. „Wir alle hätten gern, dass immer alles reibungslos abläuft. Aber wenn es das nicht tut ist die Frage, wie wir damit umgehen“, sagt er. Das ist für ihn keine Berufs-, sondern eine Lebenseinstellung. „Wir brauchen kein Mitleid“, sagt er und fährt fort: „Gefeiert haben wir in den vergangenen Jahren sicher nicht zu wenig. Jetzt erleben wir eben eine weniger einfache Phase.“ Klopp sieht die Chance darin. „Es ist doch am spannendsten, aus einer solchen Lage einen besonderen Moment zu kreieren.“ Oder: ein Erlebnis.
Wenn es einen Beleg gibt für die These, dass Fußball-Mannschaften spielen wie ihr Trainer denkt, dann ist das dieser BVB. Klopp ist ein Momentmacher, ist seit mehr als fünf Jahren der Regisseur des schwarz-gelben Glücks. Eines seiner ersten Spiele war das 3:3 gegen Schalke – nach 0:3-Rückstand. Sein Klub, vor acht Jahren finanziell ruiniert, holte zuletzt drei Titel, schlug die Bayern in Serie, bewerkstelligte im vergangenen Jahr das Königsklassen-Wunder gegen Malaga. Einst als Trainer in Mainz verpasste er den Bundesliga-Aufstieg um einen Punkt, im Jahr darauf um ein Tor, ehe es dann doch klappte. Der Zauber des Moments lag damals auch in seiner Geschichte. Das ist, was Klopp meint.
"Ich habe nicht dagesessen und gejubelt"
Doch kurz bevor er das sagt, schickt er einen Fotografen weg, der vor dem Podium Bilder macht. Das Blitzlicht nervt ihn. Und die Fragen zunehmend auch. Seine Laune wird schlechter. „Jeder kann sich vorstellen, dass ich nicht dagesessen und gejubelt habe“, sagt er über die Verletzungen seiner Spieler. Er weiß, wie schwer das wird am Samstag gegen die Bayern und drei Tage später in der Champions League gegen Neapel. Spiele, die die laut Vereinspräsident Reinhard Rauball „wichtigste Woche dieser Halbserie“ bilden. Und das alles ohne Hummels und Schmelzer sowie Lukasz Piszczek und Neven Subotic. Die gesamte Viererkette ist ruiniert, dazu fehlt der Chefstratege Ilkay Gündogan. Klopps Gedanken schwirren schon um die Aufstellung, verraten mag er darüber aber nichts.
Den Vorschlag von Thomas Müller wird Klopp aber wohl eher nicht aufgreifen. Der Bayern-Profi hatte dem Gegner aus der Ferne eine Fünferabwehrkette empfohlen. Es war ein Spaß. Klopp war nicht nach Späßen zumute. „In München scheint es lustiger zugegangen zu sein“, sagt der Regisseur ohne Schauspieler, bevor er den Saal mit den Kameras verlässt. Er sieht nicht aus als hätte er gute Laune.