Dortmund. Dank einer tollen Willensleistung in der Nachspielzeit siegt der BVB spektakulär gegen Hoffenheim. Trotzdem bleiben die Sorgen.
Jude Bellingham blieb dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund am Samstag fern, und das war eine gute Nachricht. Trainer Marco Rose hatte nach dem wilden 3:2 (0:0)-Sieg gegen die TSG Hoffenheim einen freien Tag spendiert – nur die Spieler, die eine Behandlung benötigten mussten erscheinen. Bellingham hatte zwar leichte körperliche Probleme gehabt, musste nach 72 Minuten ausgewechselt werden. „Aber als er hörte, dass es einen freien Tag gibt, ging es ihm sehr schnell besser“, sagte Rose lächelnd.
Bellingham also hat sich nicht schlimm verletzt, und das ist deswegen eine gute Nachricht, weil der 18-Jährige längst zu den prägenden Figuren beim BVB zählt. Das hatte er auch gegen die TSG Hoffenheim bewiesen, als er ein Tor vorbereitete, eins selbst erzielte und ansonsten mit der gewohnten Aggressivität und Dynamik über den Platz pflügte. „Ich bin sehr glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben“, sagte Bellingham nach Abpfiff. Er sagte aber auch: „Hoffenheim hat es heute sehr gut gemacht. Sie haben uns vor einige Probleme gestellt.“
BVB-Trainer Rose: "...dann verlieren wir völlig die Kontrolle"
45 Minuten lang hatte das Spiel so ausgesehen, wie es aus Dortmunder Sicht viel zu oft aussieht: Der Gegner zog sich tief in die eigene Hälfte zurück, versammelte eine dichtgestaffelte Abwehrmauer um den eigenen Strafraum und verwehrte dem BVB so die Räume, die vor allem Torjäger Erling Haaland braucht, um all seine Stärken auszuspielen. So hatte Dortmund zwar gefühlte 130 Prozent Ballbesitz, aber kaum gefährliche Torchancen – die Hoffenheimer waren der Führung nach Kontern sogar näher.
Nach der Pause aber sollte sich das Bild wandeln. Die Gäste aus dem Kraichgau hatten sich mehr Mut vorgenommen, sie spielten entschlossener nach vorne, hatten ihre beste Phase – und in diese hinein platzte Bellingham mit einem Pass auf Reyna – und der schoss den Ball von der Strafraumgrenze ins Tor (48.). „Dann aber verlieren wir völlig die Kontrolle, haben zu wenig den Ball und keine Entlastung“, monierte Rose.
Und so kam es wie es kommen musste: Raphael Guerreiro ließ Christoph Baumgartner in seinem Rücken entwischen, und der traf zum 1:1 (61.). Es war nun ein wildes Spiel, es wogte hin und her, und zunächst schlug das Pendel wieder in Dortmunder Richtung aus: Jude Bellingham nahm eine zu kurz geratene Kopfballabwehr mit dem Oberschnkel an und jagte den Ball aus elf Metern ins Tor (69.).
Emre Can wird dem BVB mehrere Wochen fehlen
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Beide Mannschaften spielten weiter nach vorne, beide hatten gute Chancen – und Hoffenheim setzte tatsächlich noch den späten Ausgleich: Eckball, Kevin Akpoguma verlängerte per Kopf und Munas Dabbur schob am langen Pfosten ein (90.). Das hätte der Schlusspunkt sein können, aber die Dortmunder wollten diesen Sieg unbedingt, sie rannten an. Erling Haaland flankte, Marius Wolf schoss, Oliver Baumann hielt, Youssoufa Moukoko schoss, Oliver Baumann hielt erneut – und dann jagte Haaland den Ball mit aller Entschlossenheit ins Netz. Der späte 3:2-Siegtreffer, der das gesamte Stadion explodieren ließ. „Ich freue mich sehr, dass die Jungs für ihre Leidenschaft belohnt wurden“, sagte Rose „Das war wichtig vor der Länderspielpause.“
Nach zuletzt zwei Niederlagen im Supercup gegen den FC Bayern und in der Liga hatte ja schon leichtes Geraune angesetzt im Umfeld, das nun erst einmal wieder verstummt ist. Sorgenfrei aber sind die Dortmunder noch lange nicht: Wieder kassierten sie zwei Tore, sechs Gegentreffer nach drei Spieltagen sind viel zu viel für eine Spitzenmannschaft.
Und Jude Bellingham hatte den Abend zwar unbeschadet überstanden – Emre Can aber hatte sich schon zuvor abgemeldet: Der Nationalspieler, gerade erst aus einer Verletzungspause zurückgekehrt, hat sich erneut eine Muskelblessur zugezogen und wird mehrere Wochen fehlen. Die Abwehr bleibt vorerst also Stückwerk, denn auch Mats Hummels fehlt ja weiterhin. Er hatte nach seinem Kurzcomeback in Freiburg ebenfalls einen Rückschlag erlitten, die Patellasehne im Knie macht weiter Probleme. Der BVB im Sommer 2021 – er bleibt vorerst eine Großbaustelle.