Berlin. Es war bedrückend ruhig am Dienstagabend auf den Rängen in der Berliner Multifunktionshalle in der Nähe des Ostbahnhofs, als sich die NBA-Teams der New Orleans Hornets und der Washington Wizards in einem Vorbereitungsspiel auf die Saison gegenüberstanden.

Man hätte zeitweise eine Stecknadel fallen hören können, hätten die Trainer der beiden NBA-Teams aus New Orleans und Washington nicht lautstark ihre Anweisungen gegeben und hätte der Hallensprecher nicht stetig bei Stimmungspausen die alte Hammondorgel vom Band aktiviert.

Die Hornets aus New Orleans unter Leitung des Spielmachers Chris Paul schien das nicht zu stören. Und gerade der Olympiasieger in Reihen der Mannschaft von Trainer Byron Scott zeigte schon in den ersten Minuten, welch Spielverständnis er hat und zündete Aktionen, die das Publikum ins Staunen versetzten – Staunen, aber mit Bedacht. Applaus und Zungeschnalzen, keine frenetischen Jubelstürme.

Richtig laut wurde es in den Timeout- und Viertelpausen, wenn die Cheerleader zur Haupt-Attraktion wurden oder artistische Tänzer das Feld mit Flickflacks und Salti überwanden. Auch das Einbinden der Fans in einen „Dancecontest“ oder Spiele à la Blinde Kuh (übrigens mit einer Bochumerin – hier gibt’s das Interview mit ihr) sorgten für ausgelassene Stimmung in der Halle.

Die Geschichte des Spiels ist – abgesehen von den anfänglichen Aktionen von Chris Paul – wirklich schnell erzählt und hatte mit Ausgelassenheit wenig zu tun. Die Washington Wizards, die auf ihre beiden verletzten Superstars Gilbert Arenas und Antawn Jamison verzichten mussten und somit in der Substanz erheblich geschwächt waren, fanden im ersten Viertel gar nicht statt. 18:2 hieß es nach knapp sechs Minuten und im zweiten Viertel wuchs die Führung sogar noch deutlicher auf zwischenzeitlich 45:9.

Andray Blatche (Washington Wizzards, li.) gegen Mike James (New Orleans Hornets). Foto: imago
Andray Blatche (Washington Wizzards, li.) gegen Mike James (New Orleans Hornets). Foto: imago © imago sportfotodienst

Der Partie und vor allem der Stimmung in der Halle tat diese deutliche Überlegenheit der Hornets nicht gut. Leise Pfiffe waren zu hören, wollten die Fans doch ein spektakuläres Spiel sehen, wie am Wochenende zuvor in Paris, wo die New Jersey Nets und die Miami Heat erst in der Verlängerung einen Sieger ermitteln konnten. Eintrittspreise zwischen 36 und 113 Euro hatten diese Begehr der Fans durchaus berechtigt. Gerade die Preise waren sicherlich auch ein Grund dafür, dass die 17.000 Zuschauer fassende Halle nicht ausverkauft war. Der Veranstalter verschenkte in der vergangenen Woche sogar Freikarten an Berliner Jugendmannschaften, um zusätzliche Plätze in der Arena beliebig zu füllen. Und das merkte man.

Es waren bei Tipp-Off 13.000 Zuschauer, die erst in der zweiten Hälfte der Partie zwei ähnlich starke Teams auf dem Court sahen. 96:80 lautete das Endergebnis und zwischenzeitlich 41 Punkte Vorsprung schmolzen auf 16, weil die Hornets gleich mehrere Gänge zurückschalteten. Werbung für die NBA war das nicht, aber auch umgekehrt war der Abend keine Werbung für einen künftigen NBA-Standort Berlin. Diese Pläne liegen seit ein paar Jahren in der Schublade von NBA-Chef David Stern, doch in den nächsten neun bis zehn Jahren lässt sich dieses Vorhaben nicht realisieren. „Dafür fehlen in Europa einfach die Hallen“, so der Commissioner. „London und Berlin haben tolle Arenen, aber danach kommt lange nichts. Wir wollen auch mit Standorten in Köln, Hamburg, Madrid, Rom, Mailand und Prag planen, aber das ist eine sehr große Aufgabe und wir müssen geduldig sein.“

NBA-Commissioner David Stern. Foto: David Nienhaus
NBA-Commissioner David Stern. Foto: David Nienhaus

Wie gute Gäste bedankten sich nicht nur Stern und einige Spieler für die Gastfreundschaft, sondern auch die Trainer. „Es war eine Ehre, die NBA in Europa zu vertreten“, sagte Eddie Jordan, Trainer der Wizards. „Wir hatten Zeit, uns diese tolle Stadt anzusehen und sie ist ja so wahnsinnige geschichtsträchtig.“ Auch sein Kollege Byron Scott von den Hornets bedankte sich brav: „Wir haben hier jede Menge Liebe erfahren und ich denke, Tyson Chandler und Chris Paul haben das auf ihre spektakuläre Weise erwidert.“ Auch Predrag Stojakovic fand lobende Worte für die Gastgeber: „Ich habe mich wie zu Hause gefühlt und es war schön, mal wieder in Europa zu sein. Hoffentlich können die Fans in Deutschland bald häufiger uns NBA-Spieler sehen.“

Schöne Worte, die über einen nicht mehr als mittelmäßigen Abend nicht hinwegtrösten. Es sollte ein großes Basketballfest werden, ein perfekter amerikanischer Showabend und vor allem Werbung für die NBA. Daraus wurde nichts.

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