Ljubljana. . Die deutschen Basketballer gehen als Außenseiter in die EM, klare Ziele formuliert Bundestrainer Frank Menz ganz bewusst nicht. Die Mannschaft soll sich nach der Absage aller NBA-Profis in erster Linie entwickeln.

Der Zeiger drehte sich längst Richtung 23.00 Uhr, da stand Frank Menz noch immer an der Seitenlinie. Doch dem Bundestrainer war es egal, dass sich seine Basketballer in Ljubljana als letzte Mannschaft mit der Hala Tivoli vertraut machen durften. „Es ist okay, wenn wir spät trainieren. Dann können wir lange schlafen“, sagte Menz nach der ersten Einheit in der EM-Arena mit einem Lächeln. Schon kurz danach fuhr der Teambus in der Dunkelheit davon - zum Abendessen.

Es bleibt noch etwas Zeit, sich an diese Abläufe zu gewöhnen. Für Dienstag war ein weiteres „Nachttraining“ angesetzt, erst am Mittwoch (21.00 Uhr) beginnt mit dem Auftakt gegen Frankreich für das junge deutsche Nationalteam (Durchschnittsalter: 24,9) die EuroBasket in Slowenien. Richtig los geht es aber eigentlich erst danach: „Die Franzosen sind nicht der Gegner, den wir schlagen müssen. Wir wollen andere Spiele gewinnen“, stellt Menz klar.

Bundestrainer Menz gibt kein klares Ziel aus

Nicht mehr als ein „krasser Außenseiter“ ist die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) für den neuen Trainer gegen die Franzosen um Superstar Tony Parker von NBA-Finalist San Antonio Spurs und fünf weitere Spieler aus der Profiliga. „Individuell sind sie top, athletisch sind sie überragend“, schwärmt Menz, an ein Wunder glaubt der Nachfolger von Svetislav Pesic nicht. Denn die kommen erfahrungsgemäß recht selten vor: „Das ist kein Fußball.“

Menz hat sich während der gesamten Vorbereitung nicht erst seit der Absage aller fünf deutschen NBA-Spieler um Dirk Nowitzki dagegen gewehrt, ein klares Ziel auszugeben. Schon der Einzug in die Zwischenrunde wäre für den 49-Jährigen ein „Riesenerfolg“. Und das ist drin, wegen der glücklichen Auslosung. Denn nach dem Vize-Europameister warten in der Vorrunde nur noch lösbare Aufgaben.

Gegen Belgien und die Ukraine wird es wichtig

Sechs Mannschaften spielen in jeder der vier Gruppen gegeneinander, jeweils drei kommen weiter. Zwei Siege könnten dafür bereits reichen, bei der EM 2011 in Litauen schafften es auf diesem Weg zwei Teams in die nächste Runde. Drei Siege waren damals immer genug.

„Wir wollen mit einem guten Gefühl in die nächsten Spiele gehen“, sagt Menz und formuliert die vielleicht entscheidende Vorgabe für den Turnierstart. Denn anschließend kann sich ganz schnell entscheiden, wie und ob es weitergeht. Die Begegnungen mit Belgien am Donnerstag (17.45/ARD) und mit der Ukraine am Freitag (14.30) sind enorm wichtig. Ein Sieg gegen Großbritannien am Sonntag (14.30) ist ohnehin Pflicht. Zum Abschluss geht es am Montag (17.45/beide ARD) gegen Israel.

Es geht um sechs Tickets für die WM 2014 in Spanien

Es wird wohl mal wieder viel gerechnet werden, denn fünf Teams schlagen sich um die beiden Plätze hinter dem haushohen Favoriten Frankreich, der zwei Jahre nach der Final-Niederlage gegen Spanien den nächsten Anlauf unternimmt. Trotz neuen Trainers und eines veränderten Kaders gehört auch der Europameister von 2009 und 2011 wieder zu den Goldkandidaten, mit dem zweimaligen Titelgewinner Griechenland ist ebenfalls zu rechnen.

Von Medaillen können Menz und seine Schützlinge nur träumen. Und doch geht es in Ljubljana nicht nur darum, neue Erfahrungen zu sammeln und besser zu werden. Immerhin werden auch sechs Tickets für die WM 2014 in Spanien verteilt.

Realistisch betrachtet ist dies aber nicht zu schaffen. Beide Gruppenphasen müssten überstanden werden, nach dem Einzug ins Viertelfinale ist mindestens ein weiterer Sieg nötig. Kommt Spanien als bereits qualifizierter WM-Gastgeber nicht unter die ersten Sechs, sogar zwei. Und in Litauen war selbst mit Dirk Nowitzki und Chris Kaman nach der Zwischenrunde Schluss. (sid)