Washington/ Dallas. . Nach vier Niederlagen in Serie gegen die quirligen Oklahoma Thunder verabschiedet sich Meister Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki sang und klanglos schon in der ersten Runde aus den NBA-Playoffs. Ein Absturz, der sich angekündigte hatte: Die Geschäftspolitik von Besitzer Cuban hat mit dazu beigetragen.

Mark Cuban neigt oft zu abkanzelnden Repliken, wenn Journalisten seine Geschäftspolitik unter dem Korb hinterfragen. Am späten Samstagabend riss sich der milliardenschwere Besitzer des amtierenden US-Basketball-Champions Dallas Mavericks in der American Airlines-Arena erstaunlich zusammen. Er weiß, warum. Nach dem 97:103 seiner um den deutschen Superstar Dirk Nowitzki herum gebauten Truppe gegen Oklahoma Thunder ist die gerade erst gestartete Play-Off-Runde für die Texaner bereits vorbei. Eine Demütigung erster Klasse. „Dörk“ kann langen Frühsommer-Urlaub buchen. Vier Niederlagen hintereinander - dieses schlechte Kunststück als Meister gelang in der ersten Runde zuletzt den Miami Heat, die dieses Jahr nach dem Titel greifen.

Leistungsträger der Mavericks zu alt

Blickt man auf die gesamte Saison, ist der frühe Abschied von Dallas aus dem Rennen um die NBA-Trophäe keine Überraschung. Sondern das Resultat von Cubans Geschäftspolitik. Zur Erinnerung: Nach dem monatelangen Streik um die Gehälter der NBA-Profis starteten die Mavericks Ende 2011 mit drei ernüchternden Niederlagen hintereinander in die verkürzte, dafür spielplanmäßig ungesund verdichtete Saison; das war der mieseste Start eines Champions seit 1969.

Nowitzki sagte damals im Umkleideraum einen Satz, der bis heute nachhallt. „Wir wirken alt, langsam und außer Form.“ Wohl wahr. Nowitzki (bald 34), Shawn Marion (34), Vince Carter (34), Jason Terry (35) und der unverwüstliche Spielmacher Jason Kidd (bald 40) - die Leistungsträger des Mavericks verkörpern das sympathische Frühsenioren-Heim der Liga. Bewegungsabläufe, Tempo und Athletik; die jungen Oklahoma-Stars Kevin Durant, Russell Westbrook und James Harden düpierten ihre ausgelaugt und konsterniert wirkenden Kontrahenten nach Belieben. Daran ändern auch Nowitzkis 34 Punkte nichts. Junges, frisches Blut, das enge Partien herumreißen kann, sagte ESPN-Kommentator John Hollinger schon um die Weihnachtszeit, hat Dallas nicht auf der Bank.

Cuban hat neue Verpflichtungen im Blick

Spätestens hier kommt Mark Cuban ins Spiel. Er war es, der nach dem Meistertitel im Juni 2011 die Verträge mit Leistungsträgern wie Caron Butler, Tyson Chandler, J. J. Barea und DeShawn Stevenson nicht verlängern wollte. Angeblich gezwungenermaßen, wie der Milliardär gestern wiederholt sagte, weil die komplizierten Einkaufs- und Gehaltsvorschriften der NBA ihm andernfalls einen Strich durch die mittelfristige Planung gemacht hätten: Cuban will in diesem Sommer zwei teure, ligaweit gefragte Schwergewichte - den Center Dwight Howard (aus Orlando) und den dominanten Spielmacher Deron Williams (aus New Jersey) - verpflichten, und so mit Dirk Nowitzki ein neues schlagkräftiges Dreigestirn konfigurieren.

Der deutsche Ausnahmespieler sieht Cubans Strategie rückwirkend kritisch: „Wir wären gerne als Meistermannschaft zusammengeblieben.“ Auf die Frage, was geschieht, wenn Howard und Williams im Sommer von anderen Vereinen abgefischt werden sollten, blieb Dirk Nowitzki stumm. Besser nicht dran denken...