In Papierform hat Dirk Nowitzki die NBA-Trophäe schon seit Jahren im Spind, doch am Ende der Saison will der Star der Dallas Mavericks endlich den echten Pokal in Händen halten. Im 13. Anlauf soll es für den deutschen Basketball-Export in der nordamerikanischen Profiliga mit dem Titelgewinn klappen, und mit dem Meisterring am Finger könnte Nowitzki zum ersten Mal ganz entspannt in der Kabine auf sein Poster blicken.

"Es geht wirklich nur noch um diese Trophäe", sagte der 32-Jährige im kicker-Interview und ließ keinen Zweifel daran, was ihn vor dem Auftakt der 65. NBA-Saison antreibt. Um vier Jahre hat Nowitzki seinen Vertrag im Sommer verlängert, im festen Glauben, mit den Mavs vor seinem Karriereende doch noch sein ersehntes Ziel erreichen zu können.

Streik nicht ausgeschlossen

Mit Sorge denkt Nowitzki an die finanziellen Probleme der Liga und schließt sogar einen Streik nicht aus. "Es wird im kommenden Jahr etwas passieren. Die Gehälter werden gekürzt. Mal schauen, ob die Spieler bestreikt werden", sagte der Würzburger am Montagnachmittag in einer Telefonkonferenz. Die Vereine rechnen laut NBA-Boss David Stern mit Saison-Verlusten in Höhe von 350 Millionen Dollar.

Angesichts dieser Zahlen riet Nowitzki zur Vernunft: "Die Zuschauerzahlen in den Hallen sind zurückgegangen. Jeder muss sich der Finanzlage anpassen. Wir Spieler müssen auf alles gefasst sein." Dies gilt für Dirk Nowitzki auch bei den "Mavs".

Den Mavericks fehlt noch der große Wurf

Mit jeweils mehr als 50 Siegen in der regulären Saison gehörte Dallas in den vergangenen zehn Jahren immer zu den Top-Teams der Liga, der große Wurf blieb den Texanern aber verwehrt. "Wir haben keinen Ring - das ist das Einzige, was noch fehlt und was zählt", sagt Nowitzki in dem Wissen, dass man sich für eine sehenswerte Saisonbilanz nichts kaufen kann. Nach dem Finaleinzug im Jahr 2006 scheiterten Nowitzki und Co. in den darauffolgenden vier Jahren dreimal in der ersten Play-off-Runde. 2008/09 kam das Aus im Conference-Halbfinale.

Damit es diesmal mit dem Titel klappt, haben die Mavericks erneut am Kader gefeilt. Erick Dampier wurde abgegeben und durch Tyson Chandler ersetzt, der sich mit Brendan Haywood die Center-Position teilen wird. Chandler, der Mitte September in der Türkei mit den USA Weltmeister wurde, soll das Team vor allem durch seine Rebound-Qualitäten verbessern. "Er ist ein sehr interessanter Mann, der uns weiterhilft", so Nowitzki.

Dallas zum Auftakt gegen die Charlotte Bobcats

Erster Anwärter auf den Titel ist für Nowitzki erneut Meister Los Angeles, auch wenn die Miami Heat im Sommer mächtig aufgerüstet haben. "Die Lakers sind definitiv das Team, das es zu schlagen gilt. Sie haben viele große Leute und spielen eine großartige Defense", sagte Nowitzki: "Dahinter ist alles eng beisammen."

Wenn Dallas am Mittwoch im heimischen American Airlines Center gegen die Charlotte Bobcats zum ersten Mal das Parkett betritt, ist das erste Highlight der neuen Saison schon vorbei. Rekordmeister Boston Celtics fordert am Dienstag im Auftaktspiel das neu zusammengestellte Starensemble aus Miami. Ihrem Superstar Dwyane Wade stellten die Heat in LeBron James (Cleveland Cavaliers) und Chris Bosh (Toronto Raptors) gleich zwei weitere Hochkaräter an die Seite, die Miami zum zweiten Triumph nach 2006 verhelfen sollen.

Die Erwartungen an die Star-Combo sind riesig, schon vor dem ersten Pflichtspiel wurde das Trio mit Spitznamen wie "Miami Thrice", "James Gang" oder "Tycoon Trio" bedacht. Nichts anderes als den Titel fordert das Umfeld von den Heat, deren Beutezug auf dem Free-Agent-Markt bei der Konkurrenz nicht gut angekommen ist. Die neue NBA-Großmacht muss sich in fremden Hallen auf eine feindselige Stimmung einstellen, einen Vorgeschmack erhielt Miami schon in der Pre-Season. Auf Reisen musste das Team bei den Testspielen regelmäßig gellende Pfiffe über sich ergehen lassen.

Zum Start der neuen Saison stellt die Liga einen Rekord auf: 84 Ausländer aus 38 Ländern stehen in den Kadern der 30 Klubs. Die bisherige Bestmarke resultierte aus der Saison 2006/07 mit 83 Ausländern.

Die "bunteste" Truppe stellen die Toronto Raptors mit sechs ausländischen Spielern. Neben dem deutschen Superstar Dirk Nowitzki spielen bei den Dallas Mavericks vier weitere Ausländer, was den Texanern den zweiten Platz zusammen mit Utah Jazz beschert. Insgesamt 11 Franzosen stehen in der NBA unter Vertrag. Damit stellt die "Grande Nation" mit Abstand die meisten Spieler vor der Türkei (5).