Ohne Dirk Nowitzki, aber mit viel jugendlichem Elan tritt die jüngste deutsche Nationalmannschaft der Geschichte bei der Basketball-WM in der Türkei (28. August bis 12. September) an. "Wir fahren dorthin, um auf höchstem Niveau zu lernen und natürlich auch so erfolgreich wie möglich zu sein", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann, in dessen zwölfköpfigem Kader mit einem Durchschnittsalter von 24,1 Jahren allein sieben Youngster stehen, die erst 22 Jahre und jünger sind.
"Ich glaube, dass es für die Entwicklung der Mannschaft vielleicht sogar besser ist, auch dieses Turnier ohne Chris Kaman und mich zu spielen. Meine Hoffnung ist, dass die WM nochmal einen großen Schub gibt", sagt Nowitzki. Der neunmalige NBA-Allstar verzichtet auf Wunsch der Dallas Mavericks auf die WM, um sich auf die kommende Saison zu konzentrieren. Bei der EM 2011 in Litauen, wo die Olympia-Tickets für London ausgespielt werden, wird der gebürtige Würzburger ebenso wie Kaman wieder am Ball sein.
Center unter besonderer Beobachtung
Derweil sind die "Oldies" Demond Greene (31), Jan-Jendrik Jagla (29) und Steffen Hamann (29) die Stützen des Teams um Benjamin Tibor Pleiß (20). Der 2,15m lange Center wird bei der fünften WM-Teilname einer deutschen Auswahl sicherlich unter besonderer Beobachtung stehen, denn das NBA-Team der Oklahoma City Thunder hat bei den Drafts im Juni die Transferrechte an dem Talent vom Meister Brose Baskets Bamberg erworben. Der Wechsel in die USA ist für das kommendene Jahr vorgesehen.
"Für die Entwicklung der jungen Spieler ist ein solches Turnier enorm wichtig, allerdings darf man die Erwartungen nicht allzu hoch schrauben. Das Erreichen des Achtelfinales ist das Ziel", sagte Bauermann vor dem Auftaktspiel am Samstag (20.30 Uhr) in Kayseri gegen Titelanwärter Argentinien. Weitere Gegner in der Gruppe A sind Serbien (Sonntag, 18.00 Uhr), Australien (Montag, 18.00 Uhr), Angola (Mittwoch, 18.00 Uhr) und Jordanien (Donnerstag, 20.30 Uhr/alle live bei Sport1).
DBB-Team kämpft gegen Angola und Jordanien ums Achtelfinale
Zumindest Gruppenplatz vier muss die DBB-Auswahl belegen, um ins Achtelfinale in Istanbul einzuziehen. "Bei realistischer Betrachtung kann man nur sagen: Angola, Jordanien oder wir auf Rang vier", sagte Bauermann. Seine jungen Spieler seien fit und hochmotiviert wie auch schon bei der EM in Polen im vergangenen Jahr, als sie knapp den Einzug in die Zwischenrunde verpassten und folglich nur dank einer vom Weltverband FIBA vergebenen Wildcard bei der WM dabei sind.
"Wir wissen, das wir Gas geben müssen, um etwas zu erreichen. Wir wollen auf die EM im letzten Jahr aufbauen und den nächsten Schritt machen", sagte Routinier Greene. Dass Bauermanns "Bubis" ihre physischen Defizite durch mannschaftliche Kompaktheit zu kompensieren verstehen, zeigten sie in der Endphase der Vorbereitung, als ihnen Siege gegen WM-Gastgeber Türkei und WM-Teilnehmer Puerto Rico mit seinen drei NBA-Profis gelangen.
Talente müssen Stars ersetzen
Überhaupt wird die WM ein Tummelplatz für Talente. Zahlreiche Teams befinden sich im Umbruch, andere müssen Absagen ihrer Stars verkraften. Neben den deutschen NBA-Profis Nowitzki und Kaman (Los Angeles Clippers) verzichten auch der spanische Titelverteidiger Pau Gasol von NBA-Champion Los Angeles Lakers, der Franzose Tony Parker, der Argentinier Manu Ginobili (beide San Antonio Spurs) und der Russe Andrej Kirilenko (Utah Jazz) auf einen WM-Einsatz.
"Es ist trotzdem noch genug Talent bei der WM, es wird bestimmt ein tolles Turnier. Olympia 2008 war das Ziel vieler Stars, die dafür jetzt eine Pause einlegen", erklärte Nowitzki: "Aber wir werden eine Menge neuer Stars erleben."