Essen. Alba Berlin eröffnet am Mittwoch gegen die Hamburg Towers die neue Saison der Basketball-Bundesliga. Überträgt sich die EM-Begeisterung?

Es ist stets die gleiche Frage, die vor dem Saisonstart ausgiebig diskutiert wird: Wer wird Meister? Doch wenn am Mittwoch die neue Spielzeit der Basketball-Bundesliga (BBL) beginnt stellt sich diesmal noch eine weitere: Inwieweit wird Deutschlands stärkste Liga von der Aufmerksamkeit profitieren, die jüngst bei der Heim-EM mit den begeisternden Auftritten und dem Gewinn der Bronzemedaille des deutschen Teams einherging?

Zumindest die erste Frage scheint leicht zu beantworten, weil die Auflösung in den vergangenen Jahren stets gleich klang: Es wird auf einen Zweikampf zwischen Alba Berlin und dem FC Bayern München hinauslaufen. Wie immer also. Seit dem Triumph von Brose Bamberg im Jahr 2017 haben sich immer die Berliner oder die Münchener durchgesetzt. Die Berliner haben zuletzt drei Mal nacheinander den Titel gefeiert und gehen mit einem nahezu unveränderten Kader in das Auftaktspiel an diesem Mittwoch gegen die Hamburg Towers (19 Uhr/kostenfrei auf MagentaSport). Berlin und München – an den beiden Teams mit den größten Etats, den größten Ligastars und Einsätzen in der europäischen Vereinskönigsklasse Euroleague scheint kein Weg vorbeizuführen.

DBB-Präsident Weiss: Bessere Position als zuvor

„Ich bin es nicht gewohnt, ohne Titel nach Hause zu gehen. Das ist etwas, was ich nicht mag“, sagte jüngst Andrea Trinchieri, und damit unterstrich der Trainer der Münchener noch einmal, was ohnehin bekannt ist: Dass der 54-jährige Italiener vor zwei Jahren nicht zu den Bayern kam, um Vizemeisterschaften zu feiern. Am Ende der vergangenen Saison war den Bayern auch wegen vieler Corona-Fälle die Kraft ausgegangen. Nun soll ein verstärkter Kader nach 2019 wieder eine Meisterschaft in den heimischen Audi-Dome holen. Die Zugänge sind namhafte: Isaac Bonga, Bruder des VfL-Bochum-Fußballers Tarsis Bonga, kehrt nach vier NBA-Jahren in die BBL zurück. In Elias Harris sicherten sich die Münchener einen weiteren Ehemaligen aus der nordamerikanischen Profiliga. Hinzu kommen die durch die erfolgreiche EM nun auch einer größeren Öffentlichkeit bekannten deutschen Nationalspieler Nick Weiler-Babb und Andreas Obst, der Mann mit der wohl ästhetischsten Wurfbewegung der Liga und jüngst bester Distanzschütze des EM-Turniers überhaupt.

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Die Berliner setzen auf die EM-Helden Maodo Lo und Johannes Thiemann. Und mit ihnen auf Kontinuität. Lediglich einen Abgang und zwei Zugänge stehen zu Buche, so wenig Fluktuation gab es schon lange nicht mehr. Nun beginnt die Saison dort, wo die EM endete: in der Berliner Mercedes-Benz-Arena am Ufer der Spree. Hier fand die EM-Begeisterung aus Köln in der Finalrunde ihre Fortsetzung, vor ausverkaufter Halle und großem TV-Publikum zeigte das deutsche Team begeisternde Leistungen. Plötzlich waren nicht mehr länger nur die Namen Dennis Schröder und Daniel Theis einem breiteren Publikum geläufig, sondern eben auch die von Alba-Spielern wie Lo und Thiemann. Ob das Interesse bestehen bleibt? Es die Hoffnung, die auch die Handballer, Eishockeyspieler und zuletzt die Fußballfrauen nach erfolgreichen Großturnieren stets hegen. Nicht selten folgt die Ernüchterung. „Wir befinden uns jetzt in einer besseren Position als vor vier Wochen“, meint aber Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball-Bunds.

Alba-Manager Baldi ist skeptisch

Die Liga-Verantwortlichen aber sind vorsichtig. „Dass ein einzelnes Turnier alles verändern kann, ist ein Mythos“, sagte etwa BBL-Boss Stefan Holz dem Magazin BIG. Selbst Alba Berlins Manager Marco Baldi ist skeptisch, ob sich die gestiegene Aufmerksamkeit „direkt auf den Ticketverkauf“ auswirken wird. Profitieren könnten die Klubs aber auch auf andere Weise, zum Beispiel bei der Sponsorensuche. Baldi: „Wichtig ist, dass alle Basketball-Partner sehen, was möglich ist.“

Doch gerade das Sponsoring stockt. Inflation, Energiekrise, eine mögliche Corona-Welle im Herbst – die Firmen halten ihr Geld zusammen. Und die gestiegenen Energiepreise bereiten auch den Klubs selbst Sorgen. Es bleibt also abzuwarten, ob die EM-Euphorie im Liga-Alltag Bestand hat. Auf eine Frage aber hat Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic schnell eine Antwort. Auf die nach dem Meister, und er dürfte definitiv richtig liegen: „Meister wird derjenige, der das letzte Saisonspiel gewinnt.“