München/Essen. Er ist deutscher Basketball-Nationalspieler und hat im multikulturellen Berlin kaum Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Das änderte sich für Maodo Lo (27) vom Basketball-Bundesligisten Bayern München an der Elite-Uni Columbia in New York. Ein Interview.

Herr Lo, ist die Vorfreude groß, dass Sie am Wochenende im BBL-Finalturnier wieder spielen können? Zehn Teams spielen drei Wochen lang den Deutschen Meister aus.

Maodo Lo: Man ist gespannt, man ist ein bisschen aufgeregt. So kann man es wohl am besten beschreiben. Wir haben in den letzten Tagen hart trainiert und wollen endlich anfangen und sehen, wo wir stehen und wie das alles läuft.

Hat es nach der langen Corona-Zwangspause wieder gejuckt in den Fingern?

Lo: Auf jeden Fall. Wir haben in den Corona-Monaten zwar weiter individuell trainiert, aber den Wettkampf, das Antreten gegen eine andere Mannschaft, das habe ich doch ein wenig vermisst.Als wir wieder als Team trainieren durften, hat man auch gemerkt, dass man alles andere als im Rhythmus ist. Vor allem auch Spieler, die aus dem Ausland zurückgekommen sind oder keine Möglichkeit zum Trainieren hatten. Das merkt man jetzt auch schon auf dem Spielfeld.

Sie hatten sich auf Instagram bei der Aktion #BlackTuesday beteiligt. Könnte es beim BBL-Turnier auch George-Floyd-Botschaften geben?

Lo: Gut möglich, es ist gerade ein krasses Thema, das mehr Menschen berührt als man zunächst geglaubt hatte. Dass Rassismus ein großes Thema in den USA ist, habe ich in meiner Zeit auf dem College in den USA selbst mitbekommen. Dass Rassismus weltweit existiert, weiß ich auch. Dass der Vorfall um George Floyd nun aber auch in Deutschland solche Wellen schlägt, dass er die Menschen hier so frustriert und wütend macht, das war in dem Ausmaß wohl nicht zu erwarten. Aber ich finde es gut, da muss sich etwas ändern. Rassismus ist ein großes Problem.

Wie haben Sie selbst denn Rassismus während Ihrer Zeit an der Elite-Uni Columbia in New York erlebt?

Lo: Bei Mitstudenten habe ich mitbekommen, wie sehr das in Amerika ein Thema ist. Wie sehr es im alltäglichen Leben verankert ist und welch große Rolle es spielt. Ich komme aus dem multikulturellen Berlin, bin auf eine internationale Schule gegangen, ich habe während meiner Jugend nie groß Rassismus erlebt. Da wurde ich erst in Amerika sensibilisiert und habe realisiert, wie präsent Rassismus in den Vereinigten Staaten ist.

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Wie haben Sie überhaupt die ersten Corona-Wochen denn verbracht?

Lo: Ich war viel zu Hause, aber ich habe schon so oft wie möglich individuell trainiert, gelaufen wurde eben im Park. Ich bin auch nicht nach Hause zu meiner Familie nach Berlin gereist, weil man ja schon Angst hätte, den Virus weiterzugeben - falls man ihn gehabt hätte.

Was halten Sie denn von dem BBL-Finalturnier, in dem zehn Teams den Meister ausspielen?

Lo: Ich würde sagen, dass es in einer suboptimalen Situation die beste Lösung ist. Es ist keine perfekte Situation, aber wohl das Beste, was in der derzeitigen Situation hätte kreiert werden können.

Glauben Sie, dass es dem deutschen Basketball einen Popularitätsschub verleiht?

Lo: Das ist gut möglich. Es wäre cool, wenn wir mehr Aufmerksamkeit bekommen würde und das der Liga weiter helfen würde. Momentan ist die Situation ja nicht mehr wie in der „Haupt-Corona-Zeit“, in der die Menschen wirklich den ganzen Tag zu Hause verbrachten und viel Fernsehen geschaut haben. Vielleicht sind die TV-Quoten jetzt nicht mehr so gut, wie die Liga sie erhofft hatte, aber trotzdem ist dieses Turnier eine gute Sache für unseren Sport. Wenn alles gutgeht, wird der Basketballsport Ende Juni hoffentlich ein bisschen populärer sein.

Haben Sie auch Angst, in Corona-Zeiten wieder zu spielen?

Lo: Persönlich habe ich nicht so viel Angst vor einer Corona-Infektion, alle Beteiligten werden ja regelmäßig getestet. Viele Spieler haben eher Bedenken wegen der Verletzungsangst. Alle wollen das Turnier nach der kurzen Vorbereitungszeit gut überstehen und gesund rauskommen. Die Hygiene-Regularien sind schon streng. Man kann nicht raus, die Familie nicht sehen, die Freunde nicht sehen. Während alles aufgelockert wird und es einen Schritt Richtung Normalität geht, werden wir weiter streng in Quarantäne verbringen.

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Bis zu drei Wochen werden die Teams im Hotel verbringen. Was machen Sie dort?

Lo: Ich persönlich überlege gerade, ob ich nicht lernen will, ein DJ zu sein. Ich versuche noch, mir das entsprechende Equipment zu besorgen. Nach dem Turnier werde ich ja genug Zeit haben, Musik aufzulegen (lacht). Die Playstation kommt auch mit, man muss sich ja schon neben Spielen und Trainingseinheiten entsprechend beschäftigen können. Aber den Golfsimulator, den es im Hotel geben soll, werde ich auch mal ausprobieren.

Wie stehen denn die Chancen des FC Bayern?

Lo: Ich denke, sie sollten recht gut sein, aber gleichzeitig kann man sie auch gar nicht richtig beziffern. Das Format ist neu, jede Mannschaft hat durch den Turniermodus eine Chance, zu gewinnen. Es kommt ja auch drauf an, wie die Teams die Corona-Pause verkraftet haben. Dann läuft das ganze ohne Fans – es ist einfach eine komplett neue Situation. Schwer einschätzbar, aber auch spannend.

Ihr Vertrag läuft Ende der Saison aus. Wie geht es weiter?

Lo: Das Turnier wird jetzt zu Ende gespielt, dann werden die Gespräche aufgenommen, wie es weitergeht.