Leverkusen. .

Die Geschichten über den furiosen Rheinland-Express sind inzwischen bis an die Newa vorgedrungen. Der 74 Kilometer lange Fluss im Nordwesten Russlands ist der Hausstrom von Zenit St. Petersburg. Von dort aus hat sich das vom Portugiesen André Villas-Boas betreute Team auf den Weg gemacht, seine Spitzenposition in der Champions League, Gruppe C, unter dem Bayer-Kreuz zu verteidigen. Und mit im Gepäck war auch die zentrale Information über den Gegner an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) – übermittelt von Axel Witsel, der verriet: „Leverkusen hat viele gefährliche Stürmer.“

Einen Orden für exzellente Spionagetätigkeit wird der belgische Nationalspieler für diese Auskunft jedoch ebenso wenig erhalten wie für seine Spezialwarnung vor Karim Bellarabi, Bayers deutsch-marokkanischem Windhund. Schließlich ist längst allgemein bekannt, dass Leverkusen seit der Ankunft des Fußballlehrers Roger Schmidt, einem radikalen Verfechter des aggressiv-aufwändigen Offensivstils, regelmäßig allerbeste Unterhaltung bietet. Und das derart konsequent, dass der Werkself ihr ausgeprägter Hang zum Entertainment mittlerweile selbst unangenehm wird.

Seinen bisherigen Höhepunkt erreichte das Varietétheater Bayer 04 am Samstag beim 3:3 in Stuttgart, als Schmidts Ensemble es fertigbrachte, eine 3:0-Pausenführung zu verschleudern. Das war selbst Hakan Calhanoglu, einem bekennenden Freund des Angriffsspiels, zu viel des Wilden. „Wir müssen lernen, auch mal die Bremse zu ziehen“, forderte der 20-Jährige.

Die mangelhafte Bremsbereitschaft der Leverkusener ist inzwischen auch deren Dompteur nicht mehr ganz geheuer. Von seiner Philosophie, das Publikum 90 Minuten lang unterhalten zu wollen, wird Schmidt dabei kaum abweichen. Aber es kommt ihm schon sehr gelegen, gegen St. Petersburg mit Lars Bender wohl wieder auf eine erprobte Defensivkraft bauen zu können.

Völlers Forderung

Gegen Zenit soll der defensive Mittelfeldspieler wieder als Klammer zwischen Bayers glänzender Offensive und der oft matten Verteidigung fungieren. Sportdirektor Rudi Völler fordert: „Vollgas geben – aber nicht nur 45, sondern 90 Minuten lang.“