Gelsenkirchen. . Beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 fallen immer wieder wichtige Spieler durch Verletzungen aus, „normal ist das nicht“, sagt Marco Höger. Der Verein geht der Sache jetzt auf den Grund. Immerhin ist Kevin-Prince Boateng wieder dabei - seine Fußverletzung hat er auskuriert.

Damit hatte man nicht unbedingt gerechnet: Als die Schalker Profis am Dienstag auf dem Trainingsplatz in ihre spielfreie Woche starteten, war Kevin-Prince Boateng schon wieder mit von der Partie. Die Fußverletzung, wegen der Boateng am Samstag das Heimspiel gegen Bayern München (1:1) verpasst hatte, war dem Mittelfeldspieler nicht mehr anzumerken. Die Entzündung im rechten Sprunggelenk hatte sich doch schneller gebessert, als man das erwarten durfte. Trainer Jens Keller hatte ja zunächst sogar befürchtet, dass der Fuß von Boateng während der Länderspielpause für einige Tage „ruhig gestellt“ werden müsste.

Dafür fehlten auf dem Trainingsplatz am Dienstag aber Jan Kirchhoff, Felipe Santana, Ralf Fährmann und Kaan Ayhan, die aus dem Kampf am Samstag gegen die Bayern ihre Blessuren davongetragen hatten. Vier Verletzte in nur einem Spiel – „normal ist das nicht“, stöhnte Marco Höger am Dienstag nach dem Training . Und legte damit den Finger in die Wunde, dass Schalke ständig neue Verletzungen zu beklagen hat. „Seit über eineinhalb Jahren ist das ein großes Problem bei uns“, sagt Höger, „es sind ja mittlerweile fast alle Spieler einmal betroffen gewesen.“

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Allein in dieser noch jungen Saison seit dem Trainingsauftakt 18 verschiedene Spieler (siehe Grafik) – und da ist ein Jefferson Farfan mit seiner Knieverletzung, die aus der alten Saison stammt, noch nicht einmal eingerechnet.

Die Frage ist, ob es einfach nur Pech ist – oder ob mehr dahinter steckt. Bei drei Kreuzbandrissen in elf Monaten (Höger, Aogo, Kolasinac) muss man von einem ungewöhnlichen Zufall ausgehen. Was Schalke aber noch mehr quält, sind die vielen Muskelverletzungen.

Am Training soll es nicht liegen

Deswegen wird im Profikader kein Stein auf dem anderen gelassen, um der Sache richtig auf den Grund zu gehen. „Jeder muss sich selbst hinterfragen, ob er professionell lebt, sich gesund ernährt und genug Schlaf hat“, fordert Julian Draxler. Von Vereinsseite wird die Frage, ob die Spieler es hier schleifen lassen, eindeutig zurückgewiesen. Und dennoch wird in Zukunft noch mehr darauf geachtet, dass alle Details stimmen und die Spieler ausreichend Pflege bekommen.

So werden die Profis angehalten, regelmäßig zum Zahnarzt, zum Augenarzt oder zum Ohrenarzt zu gehen, um eventuelle Gesundheits-Risiken von vornherein auszuschließen. Zwischen zwei Trainingseinheiten müssen sie sich hinlegen, um dem Körper Ruhepausen zu geben. Und in der kommenden Woche soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden, ob es noch weitere Ansätze zur Verbesserung gibt. Dass die Trainingsbelastung falsch sein könnte, wird mehr oder weniger ausgeschlossen. „Das glaube ich nicht“, sagt ein Insider, der es eigentlich wissen muss.

Aktuell hofft Schalke darauf, dass die Zeit während der Länderspielpause einigen Verletzten hilft, um ihren Rückstand aufzuholen – zum Beispiel Atsuto Uchida. Dagegen ist bei Leon Goretzka immer noch keine Rückkehr in Sicht: Er war auch am Dienstag noch nicht auf dem Platz – ganz im Gegensatz zu Kevin-Prince Boateng.