Dortmund..
Am Freitagabend musste sich Marco Reus noch hektisch korrigieren: „Ich bin mir sicher, dass Shinji Kagawa uns weiterhelfen wird... ähm... würde“, sagte der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund dem Bezahlsender Sky nach dem 3:2-Sieg beim FC Augsburg. Zwei Tage später aber war es so weit: Kagawa setzte seine Unterschrift unter einen Vierjahres-Vertrag beim BVB. „Shinji Kagawa ist ein technisch hoch veranlagter Kreativspieler, der den Takt einer Begegnung bestimmen kann“, freute sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Rund acht Millionen Euro überweisen die Dortmunder übereinstimmenden Medienberichten zufolge an Manchester United – etwa die Hälfte des Betrages, für den der japanische Fußballprofi vor zwei Jahren aus dem Ruhrgebiet auf die Insel gewechselt war.
Länger mit Rückkehr geliebäugelt
In Dortmund hatte man schon länger mit einer Rückkehr des 25-Jährigen geliebäugelt: Als vor über einem Jahr der Wechsel von Mario Götze zu Bayern München bekannt wurde, fühlten die BVB-Verantwortlichen bei Kagawa vor, ob er sich eine Rückkehr vorstellen könne. Das konnte er damals nicht, der Japaner wollte sich in der englischen Premier League durchsetzen – die in seiner Heimat noch immer deutlich höheres Prestige besitzt als die Bundesliga.
Doch der neue Manchester-Trainer Louis van Gaal ließ vor einigen Tagen deutlich wissen, wie wenig er mit Kagawa anfangen kann: „Er spielt nicht nach meiner Philosophie“, erklärte der Niederländer. Das ließ Kagawa umdenken – und den Marktwert des Japaners deutlich fallen. „Es bot sich in den vergangenen Tagen zum ersten Mal überhaupt die Möglichkeit, einen Transfer von Shinji Kagawa von Manchester United zum BVB zu realisieren“, sagte Sportdirektor Michael Zorc am Sonntagnachmittag. „Natürlich haben wir uns dafür entschieden, diese enorme Qualität wieder für uns zu gewinnen.“
Welche Fähigkeiten der 25-Jährige mitbringt, hatte er von 2010 bis 2012 im schwarz-gelben Trikot gezeigt. Für eine Ausbildungsentschädigung von 350 000 Euro von Cerezo Osaka gekommen, spielte er sich mit seinen schnellen Drehungen, Finten und Haken sofort in die Startelf und in die Herzen der BVB-Fans. In 49 Bundesligaspielen schoss er 21 Tore und hatte wesentlichen Anteil daran, dass die Dortmunder zwei Meisterschaften und den DFB-Pokal gewannen. In Manchester allerdings gelang es ihm unter drei verschiedenen Trainern nicht, sich durchzusetzen – obwohl United zwei wenig überzeugende Spielzeiten hinlegte und die Konkurrenz im Mittelfeld nicht übermächtig schien.
„Er hat wenig gespielt und war oft verletzt“, sagt BVB-Routinier Sebastian Kehl. „Sein Selbstvertrauen wird nicht gerade übersprudeln.“ Ob und wie schnell der sensible Japaner in Dortmund zu alter Klasse zurückfindet, ist offen – ebenso wie seine Verwendung auf dem Spielfeld.
„Ruhe, Zeit und Wertschätzung“
„Wir haben mit Marco Reus einen Zehner, der, um es mal vorsichtig zu formulieren, in aller Munde ist. Und wir haben mit Henrikh Mkhitaryan noch einen, der das auch großartig spielen kann. Würde dann ein dritter Zehner noch Sinn machen?“, hatte Watzke noch im Mai gefragt – und aufgrund des dramatisch gefallenen Preises nun mit „Ja“ geantwortet. „Wir sind sicher, dass er bei uns jene Ruhe, Zeit und Wertschätzung vorfindet, die er benötigt, um nach zwei Jahren mit unregelmäßigen Einsatzzeiten wieder sein höchstes Level zu erreichen“, meint er.