New York/Warstein. .

Der Totenkopf auf seinem Hemd wirkt deutlich furchteinflößender als der Typ, der es trägt. Es ist das Hemd, das Jan-Lennard Struff bei den US Open in New York vorführt. Der Totenkopf befindet sich auf der linken Brust, auf dem rechten Ärmel ist die amerikanische Flagge zu sehen. Doch die Dienstkleidung für das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres kann der Warsteiner nun getrost in den Schrank hängen. Er wird sie in Flushing Meadows zumindest im Einzel nicht mehr brauchen. Struff unterlag in der zweiten Runde der Nummer 1 des derzeitigen US-Tennis John Isner glatt in drei Sätzen - 6:7 (5:7), 4:6, 2:6.

Große Bühne in New York

Die große Bühne war bereitet für den jungen Mann aus Westfalen. Das Louis-Armstrong-Stadion ist das zweitgrößte, das die US Open zu bieten haben. 9600 Menschen bietet es Platz. Und die, die kamen, drückten dem Lokalmatadoren die Daumen. Doch Isner, an Nummer 13 gesetzt bei diesem Turnier, tat sich schwer im ersten Satz gegen diesen noch eher unbekannten Jan-Lennard Struff. 50 Minuten dauerte das Gezerre um den ersten Durchgang, der im Tie-Break entschieden werden musste. Und wenn es eng wurde, dann konnte sich der Amerikaner auf seinen Aufschlag verlassen.

Isner ist 2,08 Meter groß. Es ist eher die Statur eines Basketballspielers. Aus dieser erstaunlichen Höhe feuert er seine Aufschläge in das Feld des Gegners. Sie sind seine größte Waffe. Sie half ihm zwei Rekorde aufzustellen: Er war der Sieger des längsten Tennisspiels aller Zeiten. Die Erstrundenpartie in Wimbledon 2010 gegen den Franzosen Nicolas Mahut dauerte über acht Stunden und endete im fünften Satz mit 70:68. In diesem Match schlug er insgesamt unglaubliche 112 Asse. Gestern Abend waren es „nur“ 30. Zum Vergleich: Struff gelangen 3.

Mit dieser Ur-Gewalt setzte sich Isner im Tie-Break des ersten Satzes mit 7:5 durch, gewann den zweiten, immer noch umkämpften Satz mit 6:4 und servierte dann zu einem lockeren 6:2 durch. Breakchancen für den Deutschen an diesem Tag: eine. Genutzt: keine.

Struff verpasste damit ein deutsches Duell in der dritten Runde, in die Philipp Kohlschreiber einzog, ohne sonderlich glücklich dabei auszusehen. Gerade einmal eine halbe Stunde stand er am Donnerstag auf dem Platz, ehe sein französischer Kontrahent Michael Llodra wegen einer Verletzung am Ellbogen beim Stand von 6:2 aufgeben musste. „Ich beschwer mich nicht“, sagte der Augsburger. „Ich stehe in der dritten Runde, das ist das Positive. Ich habe nicht so viel Kraft gelassen, aber ich hätte schon gerne drei Sätze gespielt und einen Matchball verwandelt.“

Statt sich Matchpraxis und Selbstvertrauen für sein Drittrunden-Match zu holen, legte Kohlschreiber erst einmal noch eine Trainingseinheit mit seinem Hagener Manager und Coach Stephan Fehske ein. Am Samstag trifft er nun im dritten Jahr nacheinander auf Isner. Beide Duelle konnte Kohlschreiber bislang für sich entscheiden.