Essen. . Bob Hanning ist der mächtigste Mann des deutschen Handballs. Jetzt sucht er den neuen Bundestrainer. Dagur Sigurdsson und Lubomir Vranjes sind die Favoriten. Mit einem von ihnen will er Olympiasieger 2020 werden, erzählt er im Interview.

Der gebürtige Essener Bob Hanning ist der mächtigste Mann im deutschen Handball. Der 46-Jährige ist nicht nur Geschäftsführer des deutschen Pokalsiegers Füchse Berlin, sondern zieht als Vizepräsident Leistungssport auch im Deutschen Handball-Bund die Fäden. Im Moment sucht er einen neuen Bundestrainer. Favoriten sind Dagur Sigurdsson und Lubomir Vranjes. In unserem Interview erzählt Hanning, wie er das Nationalteam mit dem neuen Mann möglichst zum Olympiasieger 2020 machen will.

Der Gewinn der U-20-Europameisterschaft am Wochenende war endlich mal wieder eine positive Nachricht im deutschen Handball. Wie gut tut das?

Bob Hanning: Das tut der Bundesliga und dem Deutschen Handball-Bund gut. Es passt in unsere Idee. Wir haben die WM 2019 nach Deutschland geholt. Dann müssen wir so weit sein, dass wir wieder eine Medaillenchance haben. 2020 wollen wir um Gold mitspielen.

Die Talente sollen gefunden werden und ihren Weg in der Bundesliga machen. Ziehen die Klubs mit?

Hanning: Die Liga hat erkannt, dass wir die Talente in Nachwuchszentren fördern müssen. Die ersten Früchte haben wir jetzt geerntet. Wir brauchen keine Pflicht-Quoten für Deutsche in der Bundesliga, wichtig ist das Bewusstsein, dass wir unsere Talente nach oben bringen und sie dann auch spielen lassen.

Der deutsche Handball stand nach den verlorenen Spielen in der WM-Qualifikation gegen Polen am Tiefpunkt. Bundestrainer Martin Heuberger wurde entlassen.

Hanning: Heuberger hat mit dem Einbau von jungen Spielern eine richtige Entwicklung eingeleitet. Es war nicht das Scheitern Heubergers, sondern eines Gesamtsystems, was nicht mehr zeitgemäß funktioniert hat. Wir brauchen jetzt den Schulterschluss der Landesverbände, der Liga und des Deutschen Handball-Bundes.

Wie weit sind Sie mit Ihren Umbauten im Verband?

Hanning: Sagen wir mal so: Wir haben das Grundstück für ein Haus gekauft. Ein sehr schönes an einem See. Im Moment holen wir uns gerade die Baugenehmigung.

Es fehlt noch ein Architekt, ein neuer Bundestrainer. Warum dauert die Suche so lange?

Hanning: Weil wir uns keinen Fehler leisten dürfen. Wir haben intensiv nach einem Generalsekretär gesucht und in Mark Schober einen sehr guten gefunden. Wir hätten schon früh einen Kooperationspartner finden können. Aber wir haben gewartet und mit der AOK, die 25 Millionen Mitglieder hat, einen Volltreffer gelandet. Jetzt suchen wir einen Bundestrainer.

Wann wird der sein Amt antreten?

Hanning: Spätestens zum Supercup am 19. August wollen wir den neuen Bundestrainer präsentieren. Er muss junge Leute entwickeln können. Außerdem muss er den Mut haben, in die Zukunft zu investieren und nicht nur den kurzfristigen Erfolg zu sehen.

Kann der neue Bundestrainer zeitgleich noch einen Bundesligisten betreuen?

Hanning: Grundsätzlich nein. Aber eine Übergangslösung wäre mit der Liga aufgrund der Bedeutung des Amtes durchsetzbar.

Das hört sich wie nach einer Stellenbeschreibung an für Dagur Sigurdsson, den Sie zu den Füchsen Berlin geholt haben. Der Isländer hat beispielsweise die von Ihnen entdeckten Talente und frisch gebackenen Europameister Fabian Wiede und Paul Drux ins Bundesliga-Team erfolgreich eingebaut.

Hanning: Das hat Dagur tatsächlich geschafft. Wir haben aber schon so viele Trainer durchs Dorf getrieben. Wir werden erst dann den Namen nennen, wenn der Vertrag unterzeichnet ist.

Lubomir Vranjes, der mit Flensburg die Champions League gewonnen hat, soll bekanntlich auch ein Kandidat sein.

Hanning: Wie gesagt, kein Kommentar.

Der frühere Nationalspieler Markus Baur hat sich gerade mit dem Gewinn des Junioren-EM-Titels empfohlen. Wie wäre es mit ihm?

Hanning: Markus schätze ich sehr, er hat mit der U 20 sehr gute Arbeit geleistet. Mittelfristig kommt er irgendwann mal in Betracht.

Der Weltmeister-Coach von 2007, Heiner Brand, hat gesagt, der Bundestrainer müsse ein Deutscher sein.

Hanning: Das darf er so sehen. Ich werde den Besten für das Amt suchen. Und wenn es kein Deutscher ist, dann müssen wir Deutschen damit auch mal leben. Internationales Knowhow tut uns übrigens auch gut.

Sie sind Manager der Füchse Berlin, Sie sind Jugendtrainer im Verein und Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes. Gibt es mehrere Bob Hannings?

Hanning: Nein, nein. Ich habe nur das Glück, dass ich von Leuten umgeben bin, die besser sind als ich. Ich war immer ein Befürworter, dass Spezialisten das machen, was sie am besten können und ich das Ganze führe. Motivation durch Identifikation, das ist ganz wichtig. Außerdem habe ich jetzt den Trainerjob bei der Jugend nach dem fünften Titel abgegeben. Auch ich brauche nun mehr Freiraum. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mein Leben dem Sport verschrieben habe.