Ulm. . Wattenscheider läuft 10,05 Sekunden im Zwischenlauf. Beim Finalsieg in 10,01 ist der Wind ein wenig zu stark

Der schnellste Mensch Deutschlands auf zwei Beinen kommt aus Wattenscheid. Julian Reus verbesserte bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm im Zwischenlauf über 100 Meter den deutschen Rekord auf 10,05 Sekunden.

Als DDR-Sprinter Frank Emmelamm die alte Bestleistung vor 29 Jahren mit 10,06 Sekunden aufgestellt hatte, war Reus noch gar nicht geboren. Im Endlauf stürmte der 26-jährige Reus sogar in 10,01 Sekunden ins Ziel, doch seine Leistung konnte ebenso wie die des zeitgleichen Lukas Jakubczyk wegen eines etwas zu starken Rückenwindes von 2,2 m/Sek. (erlaubt sind 2,0 m/Sek.) nicht anerkannt werden. Im Zwischenlauf hatte Reus auf den letzten Metern sogar ein wenig das Tempo heraus genommen. Hat er da nicht die Chance verpasst, vielleicht sogar eine Zeit unter 10,00 Sekunden zu erreichen? „Ach, das glaube ich nicht“, sagte Reus, „ich wusste, dass ich gut drauf bin und wollte es ausnutzen. Ich wusste, dass Lukas auch stark ist. Ich bin froh, dass ich ihn im Finale knapp geschlagen habe.“

Bei den Europameisterschaften in Zürich wollen sowohl Reus als auch Jakubczyk zeigen, dass ihnen nicht nur auf nationaler Ebene schnelle Läufe gelingen. „Da kommt es darauf an. Da muss ich zünden“, stellt Reus hohe Ansprüche an sich. „In Zürich will ich erneut an meine Bestleistung heranlaufen.“

Der Sprinter des TV Wattenscheid galt schon lange als riesiges Talent, weil er 2007 Junioren-Europameister wurde. Zahlreiche Verletzungen und die Folgen eines Zeckenbisses warfen ihn weit in seiner Entwicklung zurück. Seit drei Jahren ist er beschwerdefrei, so dass er sich kontinuierlich steigern konnte.

Nicht nur der neue Rekordler Reus und Jakubczyk machten in Ulm auf sich aufmerksam. Die deutschen Sprinter, in der Vergangenheit wegen ihrer fehlenden Leistungen oft verspottet, haben sich enorm gesteigert. Alle acht Finalisten blieben unter 10,28 Sekunden. Auch wenn der Wind in Ulm ein wenig mithalf, der deutsche Sprint ist im Aufwind. In der Staffel ist sogar eine EM-Medaille möglich.