São Paulo. .
Eine Sekunde. Nicht länger als die Winzigkeit dieser einen Sekunde gestattet Jürgen Klinsmann seinen Spielern noch, stolz auf das Erreichen des WM-Achtelfinals zu sein. „Das ist jetzt erledigt. Wir dürfen nicht zufrieden sein“, sagte der US-Coach. „Was wir jetzt brauchen, ist der Hunger auf den nächsten Schritt. Und der ist, Belgien zu schlagen. Wenn wir eines Tages wirklich zu den Top 10 oder 12 der Welt gehören wollen, dann ist jetzt der Moment, das zu zeigen und zu beweisen.“
Die Spannung hoch halten
Am Dienstag treffen die Amerikaner in Salvador auf den „Geheimfavoriten des Turniers“, wie selbst Klinsmann die Mannschaft von Marc Wilmots nennt. Und dass es ihr Trainer wirklich ernst meint mit seinem brennenden Ehrgeiz und der Suche nach „der nächsten Benchmark“, das merkten die US-Boys schon sehr schnell nach der 0:1-Niederlage gegen Deutschland. Am Freitagabend lud Klinsmann die Familien und Freunde der Spieler noch zu einem Barbecue auf die Terrasse des edlen Trainingsgeländes des FC Sao Paulo ein. Doch am Tag darauf wurde auf dem Platz gleich nebenan schon wieder ordentlich geschuftet.
Fünf gegen Fünf auf engem Raum, mit nur wenigen Ballkontakten und hohem Tempo. Während andere Teams die Zeit zwischen zwei WM-Spielen eher zur Regeneration nutzen, hält Klinsmann die Spannung bewusst hoch. Selbst bei einem solchen Übungsspiel tigert der 49-Jährige energiegeladen an der Seitenlinie auf und ab. Ganz so, als wolle er sich am liebsten selbst einwechseln im nächsten Moment.
„Die Botschaft an die Spieler ist ganz klar: Jetzt zählt’s“, meinte der frühere Bundestrainer. „Jeder hat jetzt seine 100 Prozent zu geben für dieses Team. Und was mir Hoffnung macht, ist: Wir wissen genau, dass alle Spieler bei diesem Turnier noch nicht ihre 100 Prozent erreicht haben.“ Es gibt Momente, in denen es Fußballer nervt, ständig solche Motivationsphrasen zu hören. Aber die Amerikaner scheinen davon noch weit entfernt zu sein.
„Er hat einen großen Anteil an unserem Erfolg bei dieser WM“, sagte Verteidiger Omar Gonzalez am Samstag über Klinsmann. „Wenn du vor einem Spiel in der Kabine sitzt und denkst: Heute kannst du nicht gewinnen, dann kommt er und gibt uns all seine Erfahrung weiter. Danach glaubst du, jeden Gegner der Welt schlagen zu können.“
Der Gegner bereitet keine Sorgen
Gegen Belgien kommt es nach Meinung aller vor allem auf einen Punkt an: „Wir müssen verstehen, was es heißt, in ein K.o.-Spiel zu gehen“, sagte Klinsmann. „Das bedeutet: Do or die. Alles oder Nichts.“ Auch der frühere Hannoveraner DaMarcus Beasley meinte aus seiner Erfahrung von mittlerweile vier WM-Turnieren heraus: „K.o.-Spiele sind viel intensiver als Vorrunden-Spiele. Ein kleiner Fehler – und du bist vielleicht schon raus. Das hat man auch bei Brasilien gegen Chile gesehen: Alles ist in dieser Phase sehr eng.“
Der Gegner selbst scheint den Amerikanern keine großen Sorgen zu machen. „Das ist ein sehr starkes Team, von vorne bis hinten mit herausragenden Talenten besetzt. Aber wir wissen, dass wir absolut in der Lage sind, sie zu besiegen“, sagte Klinsmann.