Curitiba. .

Fortwährend schien der Mann unter Anspannung zu stehen. Vahid Halilhodzic verbrachte fast keine Minute am gestrigen Abend in der Arena da Baixada von Curitiba auf seinem Platz auf der Trainerbank, dafür nahm in dieses Ereignis viel zu sehr mit. Aber letztlich durfte der algerische Nationaltrainer die Fäuste ballen und jubeln: Mit einem schwer erkämpften 1:1 (1:0) gegen Russland haben sich die Nordafrikaner das Weiterkommen verdient. Und damit trifft Algerien nun als Zweiter der Gruppe H am Montag in Porto Alegre auf die die deutsche Nationalmannschaft.

Russlands Torwart wird geblendet

Ein gigantischer Erfolg. Letztlich wurde die algerische Leidenschaft belohnt. Nach dem russischen Führungstor von Alexander Kokorin (6.) stieg Islam Slimani zum neuen algerischen Volksheld auf, der bei seinem Kopfballtreffer von einem schweren Fehler des russischen Torwarts Igor Akinfeev profitierte (60.). Der allerdings war in den Sekunden zuvor von einem Laserstrahl aus dem Publikum irritiert und geblendet worden.

Unvermeidlich, welche Klaviatur nun wieder bedient wird. 32 Jahre ist es her, dass die Wüstenfüchse („les fennecs“) jenen mythenbehafteten 2:1-Coup gegen Deutschland schafften, der bekanntlich zum Muster ohne Wert verkam, weil sich anschließend zwischen Deutschland und Österreich die „Schande von Gijon“ abspielte. Aber noch immer wird lieber Algeriens Sensation vor jeder WM auf allen Kanälen gezeigt. „Deutschland spielt einen großartigen Fußball, ich freue mich auf diese Partie“, versichert Kapitän Madjid Bougherra, der gestern nur die Bank drückte. Der Anführer kann sich sicher sein, dass die Tore von Rabah Madjer und Lakhdar Belloumi nun auch in Deutschland wieder über die Mattscheibe flimmern. Und die Algerier haben nichts zu verlieren: Der Achtelfinaleinzug ist schon der größte Erfolg der WM-Historie – bislang überstand die fußballverrückte Nation nie die Vorrunde.

Das entscheidenden Gruppenspiel begann gleich mit einem Paukenschlag: Nach einer Maßflanke von Linksverteidiger Dmitry Kombarov köpfte der für Dinamo Moskau spielende Kokorin lehrbuchmäßig die Kugel in den Winkel – allerdings auch völlig unbedrängt. Die Führung verdiente sich das Team von Fabio Capello durch schnelles Umschaltspiel. Imponierend die Laufstärke dieser Mannschaft, die zudem auch sehr diszipliniert verteidigte.

Siegtor durch Slimani

Die Algerier entwickelten hingegen zunächst zu wenig Durchschlagskraft. So kamen die Nordafrikaner nur zu einer Kopfballchance von Slimani (41.). Russlands Torwart Akinfeev hatte lange kaum etwas zu tun. Vielleicht zu wenig, denn es sah dann schon sehr dumm aus, wie der Schlussmann von ZSKA Moskau nach einem Brahimi-Freistoß den Ball verpasste und Slimani mit seinem vielumjubelten Ausgleich per Kopf erfolgreich sein konnte. Für die algerischen Anhänger sogar ein Grund, auf den Tribünen bengalische Feuer zu zünden.