Porto Alegre. .

War das jetzt wirklich der Weisheit letzter Schluss? Ist die Torlinientechnologie das Allheilmittel des modernen Fußballs? Zumindest hat die technische Unterstützung das erste Mal in der WM-Geschichte eingegriffen, als beim 3:0 (1:0)-Pflichtsieg der Franzosen gegen Honduras die bekanntlich in Deutschland entwickelten Hilfsmittel den zweiten Treffer im Estadio Beira-Rio von Porto Alegre anzeigten, der ansonsten vom brasilianischen Schiedsrichter Sandro Ricci nicht gegeben worden wäre.

Was war nun vor dem 2:0 denn Geschichtsträchtiges passiert? Der Spielgewinner Karim Benzema, der sowohl das 1:0 (45./Foulelfmeter) als auch das 3:0 (68.) erzielte, hatte in der 48. Minute den Ball an den Innenpfosten bugsiert. Daraufhin prallte die Kugel von Honduras-Tormann Noel Valladares ab, der aber das Spielgerät noch irgendwie mit den Fingerspitzen nach vorne zog. War der Ball mit vollem Durchmesser hinter der Linie?

Die Verwirrung war auf den Rängen komplett, als über die Anzeigetafel erst ein Standbild erschien, auf dem tatsächlich „No Goal“ stand. Dann aber leuchtete wenige Sekunden später dort doch „Goal“ auf. Ein Hin und Her, das die beteiligten Trainer Didier Deschamps und Luis Suarez zum Schulterzucken animierte. Und das auch Ricci richtig stutzig machte, der schlussendlich noch zum beteiligten Torwart ging, um eine Meinung einzuholen.

Schiedsrichter befragt den Torwart

So blieb im Stadion mehr Verwirrung als an den Fernsehschirmen, wo klar wurde: „No Goal“ leuchtete auf, als der Ball vom Innenpfosten zurückprallte. Erst danach griff der Torwart ein, und dann kam das Signal: „Goal“. Letztlich wurde ein Eigentor von Valladares gewertet. Eine Szene, die noch für Diskussionsstoff sorgen dürfte. Für die auf den Tribünen in der Mehrzahl befindlichen Honduraner war sie ein herber Stimmungskiller. Immerhin: In diesem Fall haben die Augen der installierten Kameras mehr gesehen als die Sehorgane des Schiedsrichtergespanns, das letztlich aber wohl die richtige Entscheidung traf.

Doch wie schmal der Grat eines Spielleiters ist, zeigte sich bei einem diskussionswürdigen Pfiff von Ricci vor dem 1:0. Der Südamerikaner hatte schon Gnade vor Recht ergehen lassen, als sich die Streithähne Paul Pogba (Frankreich) und Wilson Palacios (Honduras) in versuchten Tätlichkeiten ergaben, die beiden bei strenger Regelauslegung eine Rote Karte hätte einbringen können (28.). Strittig wurde es, nachdem der Schiedsrichter nach einem Schubser von Palacios an Pogba nicht nur auf den Elfmeterpunkt verwies, sondern dem Spieler von Honduras auch die Gelb-Rote-Karte zeigte. Benzema verwandelte den Strafstoß humorlos zum 1:0 (45.).

So hat Frankreich einen perfekten Auftakt ins Turnier erlebt und sich mit der Schweiz aufs Favoritenschild der Gruppe E gehoben. Am Freitag treffen die beiden aufeinander.