München. .

Der Weltverband Fifa hat „Kaiser“ Franz Beckenbauer für drei Monate aus der Fußball-Familie verbannt. Wegen fehlender Kooperation in einer Untersuchung der Ethikkommission wurde der 68-Jährige am Freitagabend mit sofortiger Wirkung für 90 Tage für jegliche Tätigkeit im Fußball gesperrt.

Beckenbauer, der erst zum Viertelfinale nach Brasilien fliegen will, reagierte noch am Abend auf den von Chefermittler Michael Garcia beantragten Ausschluss mit großer Gelassenheit: „Ich habe gedacht, das ist ein Aprilscherz. Vielleicht hat sich da jemand einen Spaß erlaubt.“

Dem Weltverband ist es in der Causa dagegen ernst. Beckenbauer hat derzeit allerdings nur noch das Amt des Ehrenpräsidenten beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München inne, auch als Mitglied einer Fifa-Kommission wird er gelistet. „Die Bayern werden es überleben“, scherzte er. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hingegen reagierte verblüfft. Ihn habe die Sperre „überrascht, aber sie ändert nichts an meiner Einschätzung. Franz ist ein absoluter Ehrenmann, der nichts zu verbergen hat“.

Die Fifa lastet Beckenbauer ein Vergehen gegen das Ethikreglement an. Sie wirft ihm vor, auf Fragen der Ethikkommission, die unter anderem die WM-Doppelvergabe 2018 und 2022 an Russland und Katar untersucht, nicht reagiert zu haben, „obwohl er wiederholt angefragt wurde, in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden, Informationen zu liefern“, hieß es in einer Mitteilung des Weltverbandes.

Die Reisen ins Emirat Katar

Beckenbauer begründete dies damit, dass er des Englischen nicht so mächtig sei. „Ich sollte ungefähr 130 Fragen beantworten. Ich habe das nicht alles verstanden und mitgeteilt, die wichtigsten Fragen, also auch die zur Korruption, auf Deutsch beantworten zu wollen. Das wurde nicht genehmigt“, erläuterte er sein Verhalten.

Die englische Zeitung „Sunday Times“ hatte von Reisen Beckenbauers nach Katar auf Einladung des mittlerweile lebenslang gesperrten Ex-Funktionärs Mohamed bin Hammam berichtet. Beckenbauer soll 2009 und 2011 im Emirat gewesen sein, bei der zweiten Reise als Berater einer Hamburger Firma. Beckenbauer verwies Korruptionsvorwürfe gegen ihn erneut ins Reich der Fabel: „Wer sollte an mich herantreten und zu Dingen verleiten. Das ist doch lächerlich.“ Eine Verbindung zwischen dem Fifa-Votum für Russland und seinem anschließenden Engagement für die „Russian Gas Society“ von Gazprom hatte Beckenbauer bereits vor der WM zurückgewiesen.

Der Fall unterliegt nun dem offiziellen Fifa-Untersuchungsverfahren. Wie es weiter geht, entscheidet sich in den kommenden Tagen.