Ribeirão Preto. .
Als Frankreichs Fußball-Nationalteam am späten Montagabend in Brasilien sein WM-Quartier bezog, erschien in der Heimat die druckfrische „L’Équipe“: „Träumen ist erlaubt“, war in der Nacht zum Dienstag groß auf Seite eins der Sportzeitung zu lesen. Die Schlagzeile spiegelt nicht nur die allgemeine Stimmung wider. Sie zitiert auch Nationaltrainer Didier Deschamps, der sich kurz vor dem Abflug nach Südamerika ungewöhnlich optimistisch gezeigt hatte.
Ribéry kein Thema mehr
Fünf Tage vor dem WM-Debüt gegen Honduras schwebt Frankreich auf Wolke sieben. An den Ausfall von Franck Ribéry, der wegen chronischer Rückenschmerzen aus dem Kader gestrichen wurde, denkt kaum noch jemand. Als Deschamps bei der Pressekonferenz nach dem 8:0-Torfestival im Testspiel gegen Jamaika einen Journalisten am Sonntagabend in Lille mitten in der Frage mit den Worten „Ach, immer noch?“ unterbrach, als er „Ribéry“ hörte, machte der Coach klar, dass das Thema ad acta gelegt werden soll.
Vier Jahre nach dem WM-Fiasko von Südafrika, als Frankreich inmitten vieler Querelen nach der Vorrunde ausschied, demonstrieren die mehrheitlich jungen Profis offen Zuversicht und Selbstvertrauen, aber auch Demut und Seriosität. „Wir sind bereit, wir haben seine sehr gute Vorbereitung gemacht, drei Wochen seriös gearbeitet“, sagte Mittelfeldmotor Blaise Matuidi. Ersatzkapitän Mamadou Sakho sprach von einem „fast perfekten Spiel“ gegen Jamaika. Stürmer Karim Benzema, der nach dem Ausfall Ribérys mehr Verantwortung übernehmen soll, postete auf Twitter ein Foto, bei dem er im Flieger die Finger zum Siegeszeichen spreizt.
Es geht auch um Stolz
Auch die Medien daheim sind überzeugt: Diesmal wird es ganz anders kommen als in Südafrika. Ex-Bayern-Profi Bixente Lizarazu schrieb in „L’Équipe“, dass die gegen Jamaika getestete Doppelspitze mit Real-Madrid-Mann Benzema und Arsenal-Profi Olivier Giroud bei der WM gut funktionieren könne. In einem Video der Zeitung „Le Parisien“ hieß es: „Anders als 2010 lieben wir diese französische Mannschaft. Das ist schon ein erster Sieg.“ Den berüchtigten Trainingsstreik von 2010 haben die Franzosen immer noch nicht vergessen. In Brasilien, wo neben Honduras die Vorrundengegner Schweiz und Ecuador heißen, soll der Stolz der Grande Nation wiederhergestellt werden.