Berlin. .
Diese pikanten Enthüllungen haben Joseph Blatter, dem Chef des Weltfußballverbandes Fifa, so kurz vor der WM in Brasilien gerade noch gefehlt: Neue Korruptionsvorwürfe rund um die Vergabe der Endrunde 2022 an Katar und manipulierte Testspiele vor der WM 2010 in Südafrika haben die Glaubwürdigkeitskrise der Fifa weiter verschärft. Durch verschleppte Aufklärung und intransparentes Verhalten hat die Fifa ihre Reformbemühungen fast schon ad absurdum geführt. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte als Mitglied der Fifa-Regierung das Ermittlungstempo. Wie Zwanziger schloss auch Fifa-Vize Jim Boyce eine neue Abstimmung über die WM 2022 nicht aus.
Der britischen Zeitung „Sunday Times“ liegen nach eigenen Angaben geheime Dokumente vor, die belegen sollen, dass der ehemalige katarische Spitzenfunktionär Mohamed bin Hammam fünf Millionen Dollar an Offizielle gezahlt habe, um sich deren Unterstützung für Katars WM-Bewerbung zu sichern. Bereits ein Jahr vor dem Votum der Fifa-Exekutive über den WM-Gastgeber habe der Katarer begonnen, Einfluss zu nehmen und Zahlungen an Funktionäre geleistet, so die Zeitung.
Eine Fifa-Kommission unter Leitung des ehemaligen amerikanischen Staatsanwalts Michael Garcia untersucht derzeit die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2022. Der Abschlussbericht soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden. „Die Sache drängt“, sagte Zwanziger der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. „Ich bin alles andere als sicher, ob die WM in Katar ausgetragen wird, weil zu viele gewichtige Punkte nicht geklärt sind.“
Für Aufregung sorgte auch ein interner Fifa-Bericht, demzufolge vor der WM 2010 in Südafrika mindestens fünf Länderspiele manipuliert worden seien. Die „New York Times“ veröffentlichte wesentliche Punkte des 44-seitigen Reports. Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht dabei der afrikanische Schiedsrichter Ibrahim Chaibou aus Niger.
Zu den verschobenen Spielen zählt der Test von Südafrika gegen Guatemala (5:0). Bereits im April 2013 hatte es die Fifa als erwiesen angesehen, dass der verurteilte Wettbetrüger Wilson Raj Perumal aus Singapur Spiele von Südafrika zugunsten der asiatischen Wettmafia durch den Einsatz entsprechender Schiedsrichter beeinflusst hat.