Gelsenkirchen. .
Vor zehn Jahren wurde der frühere Karlsruher Winfried Schäfer als Nationaltrainer Kameruns entlassen – unmittelbar nach einer 0:3-Niederlage gegen die deutsche Nationalmannschaft in Leipzig. Es ist nicht anzunehmen, dass dem früheren Freiburger Volker Finke Ähnliches droht, falls er das WM-Vorbereitungsspiel am Sonntag mit Kamerun gegen Deutschland in Mönchengladbach verlieren sollte. Aber die Probleme, die Finke derzeit plagen, ähneln denen, die 2004 Schäfers Sturz einleiteten: Es geht mal wieder ums liebe Geld. Wie damals in Leipzig hat es nun auch im Trainingslager der Kameruner im österreichischen Kufstein einen Prämienstreit gegeben, die Spieler wollen von ihrem Verband an Sponsorengeldern beteiligt werden. Das von Starstürmer Samuel Eto’o angeführte Team soll sogar mit einem Boykott des Spiels in Deutschland gedroht haben.
Das will so gar nicht zu dem passen, was Joel Matip von Kameruns Nationalelf zu berichten hat. „Eine lustige Truppe“ sei das, so der Innenverteidiger vom FC Schalke 04. „Es wird viel gelacht, aber alle sind auch mit Stolz und Ehre dabei.“
Für den 22-Jährigen wird die Vierjahresversammlung der Weltfußball-Elite in Brasilien die zweite WM sein, die er mit Kamerun bestreitet. Vor vier Jahren in Südafrika war er mit 18 ein braver Neuling, mittlerweile ist er als erfahrener Bundesligaspieler auch im Nationalteam etabliert. „Ich bin aber nicht der Typ, der immer im Mittelpunkt rumturnt“, sagt er. Kein Wunder, auf Schalke ist das nicht anders.
Joel Matip, geboren in Bochum, hat einen Vater aus Kamerun und eine deutsche Mutter. Seine Entscheidung, für das Heimatland des Vaters zu spielen, fiel früh. Zu früh? „Ich habe sie aus dem Bauch heraus getroffen und nicht bereut.“
Bei der WM 2010 zerfleischten sich die „unzähmbaren Löwen“ selbst. Erfahrene Spieler, die auf der Bank saßen, meuterten, Eto’o war auf ihrer Seite. Die Folge: drei Niederlagen gegen Japan, Dänemark und die Niederlande, null Punkte, der schnelle WM-K.o. – Joel Matip weiß: „Das war katastrophal.“
Und nun? „Alle haben daraus gelernt“, glaubt er. Die Erwartungen im Land seien zwar hoch, aber es sei klar, „dass man nach zwei verpassten Afrika-Meisterschaften kleinere Brötchen backen muss“. Zumal, wenn die Gruppengegner Brasilien, Kroatien und Mexiko heißen...