Düsseldorf. .
Der letzte deutsche Einzelfinalsieger bei einem Profiturnier im Rochusclub war Hans-Jürgen Pohmann. Die ehemalige Nummer 30 der Tennisweltrangliste gewann 1973 den Grand Prix. So gesehen hatte Philipp Kohlschreibers 6:2, 7:6-Endspielsieg über den 2,11-Meter-Leuchtturm Ivo Karlovic etwas Historisches. Auch wenn der kroatische World-Team-Cup-Sieger von 2006 aufgrund von Rückenschmerzen keine steinharten Aufschlagsalven jenseits der 200 Stundenkilometer anbringen konnte. Und tief angespielte Bälle mangels Beuge-Elastizität eher ins Aus schaufelte.
Kohlschreiber hat nicht nur seinen Rauswurf aus der Davis-Cup-Mannschaft verkraftet. Nein, er gewann mit vier beherzten Auftritten die Sympathien der rund 30 000 Zuschauer, die die ATP-Turnierwoche verfolgt hatten. Da lächelte „Kohli“ selbst die Tatsache weg, dass er in der Bundesliga-Sommersaison Ende Juni als Spitzenspieler von Meister Aachen wieder mit Davis-Cup-Chef Carsten Arriens arbeiten wird.
Ein Grund für die prächtige Laune: „Ich habe anderthalb Jahre wegen einer Verkalkung im Schultergelenk des Spielarms Schmerzta-bletten genommen. Erst seit vier Wochen bin ich beschwerdefrei. Das Gefühl hatte ich lange nicht.“
Per Auto zu den French Open
Kohlschreiber düste voller Selbstvertrauen mit dem Auto in rund fünf Stunden zu den French Open nach Paris. Im Rochusclub beginnt dagegen der zittrige Kampf um den Fortbestand der Turnier-Tradition aufs Neue. Ohne Titelsponsor zog Turnierdirektor Dietloff von Arnim die Woche sparsam, aber gekonnt durch.
Die Zuschauerzahl stimmte ebenso wie die Einschaltquote bei Eurosport. Der französische TV-Sender meldete vom Nordkap bis auf die Arabische Halbinsel rund 15 Millionen Blickkontakte. Trotzdem blieb im auf 2,5 Millionen Euro reduzierten Turnieretat eine sechsstellige Lücke. Die der ehemalige Boris-Becker-Manager Ion Tiriac und der frühere Weltranglistensechsten Rainer Schüttler als Turnierlizenzinhaber stopfen werden.
Zwei mögliche Hauptsponsoren waren auf der Anlage. Einen Vertragsabschluss über mindestens 800 000 Euro für Mai 2015 gibt es (noch) nicht. „Wir glauben an Düsseldorf“, versicherte zwar Gerard Tsobanian, der langjährige Geschäftspartner des 800-Millionen-Euro-Unternehmers Tiriac. „Wir machen aber kein Turnier, um zu verlieren. Wenn wir Geld spenden wollen, dann an das Rote Kreuz.“
Der 49-jährige Franzose managte früher die Weltklassespieler Goran Ivanisevic und Marat Safin, ist aktuell Turnierdirektor des mit 4,6 Millionen Euro dotierten Masters-Turniers von Madrid Anfang Mai.