Am Samstag hat mich im Hotel Martinerhof, das nicht weit entfernt liegt vom Trainingsplatz der deutschen Nationalmannschaft, ein Mann angesprochen. Im ersten Moment habe ich gedacht: Ah, ein fliegender Händler aus Zentralafrika, der mir Kunstgegenstände verkaufen verkaufen möchte. Archaisch anmutende Holzarbeiten, bizarre Masken, Fruchbarkeitsgöttinen mit der magischen Kraft, Babywunder zu bewirken. Es stellte sich aber heraus, dass es sich bei dem Mann um einen sehr, sehr verwegen dunkelbraun gebrannten Südtiroler Einheimischen handelte, der in Sorge und auf der Suche nach einem beruhigenden Wort war.
Ob ich denn wohl glaube, er könne am Sonntag so gegen 17 Uhr gefahrlos mit seinem Gleitschirm abheben, fragte mich dieser Mann und erläuterte sofort seinen Plan: Abheben mit dem Schirm, und dann direkt über den Fußballplatz fliegen, genau zu der Zeit, zu der die Mannen von Bundestrainer Joachim Löw gegen die hauseigene U 20 ein Spiel austragen würden. Natürlich war ich irritiert. Deshalb habe ich zunächst geantwortet: Sicher, warum nicht, ist doch ein freies Land für freie Flieger, oder was?
Der Mann hat dann aber mit seinen beiden sehr, sehr verwegen braunen Händen nach oben zuckende Waffen nachgemacht, und diese kurze Nachdenkenspause habe ich genutzt, um all meine Erfahrungen zusammen zu raffen und zu einer neuen Bewertung der Situation zu gelangen. Na ja, habe ich dann gesagt, na ja, vielleicht sollten Sie doch lieber beim Deutschen Fußball-Bund eine Genehmigung einholen. Schon möglich, dass sogar der Luftraum überwacht wird. Man weiß ja nie, habe ich noch angefügt: man weiß ja nie, nicht bei der deutschen Nationalmannschaft.
Kann sein, ich habe auch noch warnend den Zeigefinger gehoben. Am Sonntag jedenfalls, so gegen 18 Uhr, auf dem Rasen tobte gerade der Kampf der Jungen gegen die Deutschlands Elite, glitt auf einmal aus lichten Lüften ein Schirm heran. Kurz bevor der über dem Platz war, drehte er allerdings ab -- und ich konnte weiter atmen.