Fürth. .

Sie lagen sich in den Armen, tanzten und feierten, als hätten sie eben gerade einen großen Titel gewonnen. Dabei hatten die Spieler und Verantwortlichen des Hamburger SV am Sonntag nur gerade eben den erstmaligen Absturz in die Fußball-Zweitklassigkeit verhindert. Nach dem dramatischen 1:1 (1:0) im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Dritten SpVgg Greuther Fürth und dem torlosen Remis im Hinspiel bleiben die Hanseaten auch im 52. Bundesliga-Jahr erstklassig.

Slomka: Ich spüre ganz viel Demut

Der monatelange Existenzkampf in der schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte hatte jedoch seine Spuren hinterlassen. „Wir haben das Glück aufgebraucht. Davon können wir in der nächsten Saison nichts mehr benutzen“, meinte HSV-Trainer Mirko Slomka, nachdem der erste Rausch vorbeigezogen war. Er spüre „ganz, ganz viel“ Demut. „Das war meine härteste Zeit als Trainer“, sagte er über die vergangenen Wochen. „Die letzten Minuten waren Stress pur“, meinte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow.

Abwehrchef Heiko Westermann fühlte nur noch Leere. „Ich bin ganz weit weg, auf einem anderen Planeten. Wir haben riesiges Glück gehabt“, sagte er und dankte den Fans. 2000 von ihnen - darunter Bürgermeister Olaf Scholz („Das war nichts für schwache Nerven“) - waren nach Fürth mitgereist, 20 000 Anhänger fieberten in der heimischen Arena 600 Kilometer entfernt mit, dass die Bundesliga-Uhr im Stadion weiterlaufen kann. „Die Fans haben das verdient, dass wir drinbleiben“, meinte Westermann.

Viel Freude bereiteten ihre Lieblinge den HSV-Anhängern auch am Sonntag nicht. Nach der Nullnummer in der ersten Partie drei Tage zuvor blieb der HSV nur aufgrund des Auswärtstores in der Beletage. Damit sind die Hamburger weiterhin der einzige Club, der seit der Einführung der Bundesliga 1963 ununterbrochen erstklassig ist.

Die Hertha-Leihgabe Pierre-Michel Lasogga sicherte sich mit seinem Treffer in der 14. Minute einen Eintrag im HSV-Geschichtsbuch. Doch provozierte der Torjäger nach dem Schlusspfiff mit seinem Jubel die Fürther. Außer ihm wurde auch Torwart und René-Adler-Ersatz Jaroslav Drobny mit zahlreichen Paraden in der spannenden Schlussphase zum Helden. „Er ist ein richtig toller Typ. Er war sensationell gut“, lobte Slomka.

Nur Stephan Fürstner (59.) konnte Drobny überwinden. Doch das reichte den Fürthern nicht. Sie verpassten trotz zweier Duelle auf Augenhöhe ihren zweiten Bundesliga-Aufstieg nach 2012, spielen kommende Saison weiter in der 2. Liga. „Das tut unheimlich weh. Für die Mannschaft tut es mir leid. Sie hat sich nicht belohnt. Wir haben eine tolle Saison gespielt“, meinte Trainer Frank Kramer.