Ludwigsburg.

Nach dem Last-Minute-Coup über den FC Bayern München konnten sich Coby Karl & Co. nur noch schreiend verständigen. Durch seinen Treffer mit der Schlusssirene feierten die MHP Riesen Ludwigsburg beim 85:83 die erste wirklich große Überraschung der Basketball-Playoffs und dürfen beim Stand von 1:1 in der Best-of-Five-Serie weiter von der Sensation träumen - zumal die Bayern durch die Ausfälle von Nihad Djedovic und Paul Zipser gehandicapt sind.

Djedovic, mit 23 Punkten Münchner Topscorer, erlitt Sekunden vor Schluss bei einem Foul einen Mittelhandbruch, konnte zu den fälligen Freiwürfen nicht mehr antreten und wird am heutigen Donnerstag operiert. Jungprofi Zipser zog sich eine Knieverletzung zu und musste sich bereits am Mittwoch einem Eingriff unterziehen.

Besonderer Motivationsschub

Beim Außenseiter sorgt der Besuch einer NBA-Legende für einen besonderen Schub. „Es ist Motivation für alle, auch für mich, wenn John Stockton da ist“, sagte Coach John Patrick bei Sport1 unter dem lautstarken Jubel der Heimfans über die Unterstützung des Vaters von Aufbauspieler Michael Stockton. „Total bodenständiger Typ, das ist eine Legende. Michael war auch sehr motiviert.“

Gemäß seinem ruhigen Naturell hatte Stockton senior am Dienstagabend die Ludwigsburger zunächst noch etwas zurückhaltend mit einer Klatschpappe angefeuert - der starke Auftritt seines Sprösslings begeisterte aber auch ihn. Mit 20 Punkten, sieben Rebounds und vier Assists ragte der Point Guard ebenso wie Karl heraus, stand aber in der entscheidenden Phase mit fünf Fouls nicht mehr auf dem Parkett. „Wenn Coby das jedes Spiel so gut macht, sitze ich gerne auf der Bank und schaue von außen zu“, scherzte Stockton und freute sich über die Anfeuerung seines berühmten Vaters. „Es ist immer schön, wenn er zusieht, heute war es vielleicht etwas Extra-Energie für mich.“

Nachdem es zum Auftakt des Playoff-Viertelfinals eine Klatsche mit 44 Punkten Unterschied gesetzt hatte, soll das unverhoffte Erfolgserlebnis nun am Donnerstag in München für neuen Schwung sorgen. „Es ist egal, ob du mit 50 verlierst oder mit einem gewinnst, jetzt ist es eine ausgeglichene Serie. Wir sind bereit“, erklärte der 25 Jahre alte Stockton.

Nachdem bereits der nationale Pokal verspielt worden war, sorgte der Ausrutscher noch für keine Panik beim Meisterschaftsfavoriten aus München. Doch für den angestrebten Titelgewinn muss das Team von Svetislav Pesic nun die Ausfälle von Djedovic und Zipser kompensieren und eine konzentrierte Verteidigungsleistung zeigen. „Ich bin persönlich überhaupt nicht überrascht, denn ich weiß genau, was man hier erwarten sollte“, erklärte der Erfolgscoach. „Aber der Effekt des Trainers bei den Erklärungen an die Spieler in der Vorbereitung war wohl nicht überzeugend.“

Auf eine andere Wirkung darf hingegen der Underdog weiterhin bauen. Nachdem er mit Michaels Schwester Lindsay erst am Dienstagmittag in Ludwigsburg angekommen war, will John Stockton mindestens noch bis Sonntag bleiben. Dass der frühere Weltklasse-Aufbauspieler dann noch ein viertes Spiel der Serie sehen wird, hat sein Sohn maßgeblich mit beeinflusst.