Berlin. Kurz vor seinem ersten wichtigen Rennen auf der 50-Meter-Bahn seit Olympia 2012 kann Paul Biedermann mit Begriffen wie Comeback oder Rückkehr nicht viel anfangen.
"Ich finde, es ist gar kein Comeback, ich habe ja gar nicht aufgehört", sagt der Freistil-Weltrekordler im dpa-Interview und muss doch ein wenig lächeln. Die deutschen Meisterschaften von Donnerstag bis Sonntag in Berlin sind für ihn nur "ein weiterer Langbahn-Wettkampf, ich bin einfach gespannt, was ich abliefern kann".
2013 ließ der 27-Jährige nach längeren Krankheitspausen die WM aus und verzichtete für das Training auch auf mögliche Medaillen bei der Kurzbahn-EM. Nun reist er "gesund", aber ohne feste Erwartungen nach Berlin. "Man wird mir nichts schenken, das ist klar. Eine DM ist nie leicht. Ich war ein Jahr raus, ich muss meinen Platz erst noch wieder finden und dafür habe ich ein Jahr hart trainiert", sagte Biedermann.
Beim ersten Teil der Qualifikation zur Heim-EM vom 13. bis 24. August in Berlin wird er neben den 200 und 400 Metern auch die 100 Meter Freistil schwimmen. Ein Fingerzeig für den Saisonhöhepunkt sei das aber nicht, sagte er. Auf mögliche Strecken will sich Biedermann erst nach geschaffter EM-Qualifikation festlegen.
Wie alle anderen Schwimmer muss der Doppel-Weltmeister von 2009 insgesamt vier EM-Normzeiten unterbieten. Im DM-Vorlauf muss die Zeit des WM-24. von 2013 unterboten werden, im Endlauf die des WM-16. Diese Leistungen müssen dann noch einmal bei einem Überprüfungswettkampf (17. bis 20. Juli in Essen) erbracht werden. "Man muss abwarten, ob diese Lösung passt", äußerte sich der Europameister zurückhaltend zum neuen Qualifikations-Modus. Die Zeiten sollten für ihn kein Problem sein.
Er hätte sich auch mit einem garantierten Ticket für etablierte Schwimmer anfreunden können, wie es andere Nationen handhaben, um deren Trainingsrhythmus nicht zu unterbrechen. Biedermann bekräftigte erneut, seine Karriere bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio fortzusetzen.
Als wichtige Zwischenstation für ihn und den gesamten Deutschen Schwimmverband sieht Biedermann die EM in Berlin. "Das Heimspiel EM sollten wir versuchen zu nutzen, um den Schwimmsport wieder mehr zu etablieren und für die ein oder andere positive Schlagzeile zu sorgen", sagte er angesichts der DSV-Negativerlebnisse im Becken bei Olympia 2012 und der WM 2013.
"Ich glaube, er hat richtig Lust drauf und wird das gut machen", sagt Chefbundestrainer Henning Lambertz über den Vorschwimmer. In Biedermanns Abwesenheit hatten der Vize-Weltmeister über 200 Meter Brust, Marco Koch, oder der WM-Vierte über 100 Meter Schmetterling, Steffen Deibler, für die größten deutschen Erfolge gesorgt.
Auch nach dem Karriereende von Biedermanns Lebensgefährtin Britta Steffen dreht sich in der gemeinsamen Wohnung in Halle/Saale noch viel ums Wasser. "Sie macht weiter viel Sport, um fit zu bleiben. Wir sind beides Schwimmer, da ist Schwimmen immer ein Thema", sagte Biedermann. Weit weniger konsequent geht der Schwimmprofi und jahrelange Praktikant der Wasserwerke Halle das Dauerprojekt Führerschein an. "Ich laufe noch und bin sehr mit dem Fahrrad aktiv", berichtet Biedermann grinsend.