München. .

Jetzt ist Pep Guardiola richtig gefordert. Alles, aber auch alles hat der Trainer des FC Bayern der Titelverteidigung in der Champions League und dem erneuten Triple-Triumph des alten und neuen deutschen Meisters untergeordnet – jetzt muss er im „Tod-oder-Leben-Spiel“ gegen Manchester United liefern.

Schon am Dienstag war der Spanier in der Münchner Fußball-Arena leidenschaftlich auf Angriff eingestellt. „Ich bin mir sicher, ins Halbfinale zu gehen“, sagte der 43-Jährige vor der Viertelfinal-Partie an diesem Mittwochabend (20.45 Uhr/ZDF und Sky). Und der Katalane setzte sich auch selbst unter Erfolgsdruck: Ein Scheitern nach dem 1:1 im Hinspiel würde er ganz persönlich als „großen mistake“ (Fehler) einstufen.

Den Erfolg von Jupp Heynckes zu wiederholen, der im Vorjahr das historische Triple mit Meisterschaft, Champions-League-Triumph und DFB-Pokalsieg gewann, treibt Guardiola an. Er bekannte sich vor der Manchester-Prüfung so radikal wie nie zuvor dazu, dass er nicht für Rekorde, sondern für weitere Titelgewinne in München als Trainer angetreten ist. „Ich muss in der Lage sein, dieses Triple zu holen. Ich akzeptiere das“, erklärte Guardiola.

Für einen Erfolg gegen Manchester hat er auch die erste Liga-Pleite nach 53 ungeschlagenen Partien in Augsburg in Kauf genommen. „I am sorry, die Bundesliga ist vorbei. Wir haben sie gewonnen“, wiederholte er nochmals. Noch mehr Tore in der Bundesliga als vergangenes Jahr oder eine Saison ohne Niederlage, das sei ihm „egal“. Allein Champions League und DFB-Pokal zählen jetzt für ihn: „In einem Viertelfinale oder Halbfinale gibt es nie eine zweite Chance.“

Rund um die Uhr hat Guardiola gegrübelt und getüftelt, wie seine Mannschaft die Zehn-Mann-Abwehr von Manchester knacken kann. Er will nicht auf 0:0 spielen, sondern angreifen lassen, aber mit mehr Zug zum Tor. „Uns hat in Manchester der letzte Pass im Sechzehner gefehlt, die letzte Aktion“, betonte Kapitän Philipp Lahm.

Die Mandžukić-Frage

Guardiola muss die gesperrten Bastian Schweinsteiger und Javi Martínez ersetzen, dazu fehlen die verletzten Thiago und Xherdan Shaqiri. Nur 14 Spieler stünden ihm als Auswahl für die Startelf zur Verfügung, klagte Guardiola. Auf zwei Positionen habe er „Zweifel“.

Lahm im Mittelfeld oder hinten rechts, dürfte die eine Frage lauten. Die zweite, noch wichtigere dürfte die Sturmspitze betreffen, wo Guardiola in Mario Mandžukić auf einen klassischen Mittelstürmer setzen könnte oder wieder auf eine falsche Neun mit Thomas Müller oder Mario Götze. „Mario Mandžukić ist unser torgefährlichster Spieler“, gestand Guardiola: „Seine Tore haben uns in der Bundesliga geholfen.“ Als der Kroate in Manchester eingewechselt wurde, bereitete er prompt mit dem Kopf das Ausgleichstor von Schweinsteiger vor. In der Champions League trafen Müller (4) und Götze (3) aber häufiger als Mandžukić (2). „Mario wird uns helfen, ob von Anfang an oder von der Bank“, erklärte Guardiola.

Ein großes Augenmerk haben die Bayern in der Vorbereitung auf das Verteidigen von Ecken gelegt, nachdem Nemanja Vidíc im Hinspiel unbedrängt mit dem Kopf traf. „Ja, definitiv, Standards sind ein Thema für uns“, sagte Lahm. Drei Spiele ohne Sieg in Serie und vier erfolglose Heimpartien gegen Mannschaften aus England können die Triple-Gewinner dagegen nicht schrecken. Lahm betont: „Man beschäftigt sich nicht mit dem Ausscheiden.“ Guardiola tut das schon gar nicht.