Madrid. .
Zwischen so vielen Menschen und doch irgendwie vollkommen allein. So stand Jürgen Klopp da, die Hände in den Jackentaschen vergraben, um ihn herum eine tosende, bebende Party in Weiß. Der Trainer von Borussia Dortmund schaute in jener 27. Minute den Spielern von Real Madrid unbewegt beim Bejubeln des Tores zum 2:0 zu – und wusste, dass es der miserable Fußballabend werden könnte, der es letztlich wurde. Am Ende hatte seine Mannschaft das Viertelfinal-Hinspiel bei Real Madrid mit 0:3 (0:2) verloren – und die Hoffnungen aufs Halbfinale schon fast gänzlich verspielt. „Wir hatten vor Rückspielen schon mal eine bessere Ausgangslage“, fasste der BVB-Coach lakonisch zusammen.
Früher Schock für die Borussia
Heimlich hatte sich Schwarz-Gelb Hoffnungen gemacht gegen das übergroße Real eine so gute Figur wie im Vorjahr abgeben zu können. Hoffnungen, die nach der Nichtigkeit von 174 Sekunden schwer erschüttert wurden. Madrid bestritt diese erste Halbzeit wie nach einer Starkstromaufladung. Der Gegner war zu schnell, um greifbar zu sein. Wie ein weißes Phantom. Die Folge: Gegentore. Das erste erzielte der 100-Millionen-Mann Gareth Bale, der einen Angriff über Karim Benzema und Daniel Carvajal abschloss. Erik Durm, Kevin Großkreutz, Kapitän Sebastian Kehl, Abwehrchef Mats Hummels – sie alle waren da, aber unfähig das Unheil zu verhindern.
So wie nach eben jenen 27 Minuten, als der unglücklich agierende Henrikh Mkhitaryan den Ball nahe des eigenen Strafraums verlor – und dieser Sekunden später nach einem Schuss von Isco aus 17 Metern flach im Tor einschlug. Klopp, der BVB – vorerst desillusioniert. Zumal Real weiter Gefahr produzierte. Weidenfeller musste Freistöße von Cristiano Ronaldo und Bale entschärfen (12./31. Minute) und konnte zudem froh sein, dass immer wieder Hummels königliche Attacken abgrätschte.
Und der BVB? Pierre-Emerick Aubameyang, der den gesperrten Robert Lewandowski als Stürmer ersetzte, und seine offensiven Helfer produzierten in Hälfte eins keine Gefahr. Doch damit nicht genug: Sebastian Kehl sah die dritte Gelbe Karte im Wettbewerb und ist im Rückspiel gesperrt.
Doch die Chancen aufs Weiterkommen sind ohnehin kaum noch vorhanden. Real wirbelte im zweiten Durchgang weiter. Weidenfeller avancierte zum mit Abstand besten Mann bei den Westfalen: Er parierte glänzend gegen Bale (54.) und später bei einem Volleyschuss von Benzema (61.). Doch da stand es bereits 3:0 für die Hausherren: Lukasz Piszczek hatte einen verheerenden Fehlpass gespielt, Luka Modric bediente Ronaldo. Der Weltfußballer ließ Weidenfeller im direkten Duell keine Chance (57.). „Beim zweiten und dritten Gegentor hatten wir den Ball bereits sicher und haben ihn dann wieder abgegeben. Die Treffer haben wir Real aufgelegt“, stöhnte Klopp.
Vor Reals Tor zu harmlos
Dortmund versuchte danach alles – brachte aber wenig zustande. Wann immer ein Borusse vor dem Real-Tor auftauchte, passierte doch wieder nichts. Weil Aubameyang ziemlich unbedrängt am Tor vorbei schoss (49.), weil Mkhitaryans Versuche in letzter Sekunde abgeblockt wurden (55./59.).
Madrid drei, Dortmund null nach 90 Minuten. Abpfiff. Regen. Fieses Aschenputtelwetter. Tropfnass und schwer geschlagen schlichen die Borussen vom Platz. Jeder für sich allein inmitten einer großen, weißen Party.