Leverkusen. . Die Krise von Bayer Leverkusen hält auch beim 1:1 gegen Braunschweig an, der Rückstand auf Platz drei, wo Schalke 04 steht, ist auf sechs Punkte angewachsen. Deshalb wird jetzt erstmals laut die Frage gestellt, ob der Trainer eine Zukunft bei Bayer 04 hat.

Ein wilder Schrei des Zorns drang nach Spielende aus dem Gang vor den Kabinen heraus, was die Ohrenzeugen draußen zu kühnen Phantasien animierte. War das etwa Sami Hyypiä, der finnische Trainer von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen, der eigentlich nie schreit? Vollständig ließ sich diese Frage nach dem entsetzlich niveauarmen 1:1 (0:0) des Werksklubs gegen Eintracht Braunschweig nicht klären, allerdings erwiderte er auf die Frage nach den Hintergründen des Gebrülls im Kabinengang: „Wenn ich richtig böse bin, kann ich sehr laut sein.“ Und an diesem Tag hatte Hyypiä zahllose Motive, wütend zu sein.

Draußen unter den Blicken der Öffentlichkeit war davon allerdings nicht mehr viel zu spüren. Statt zu schimpfen, sezierte Hyypiä das missratene Spiel seiner Mannschaft mit der Präzision eines Gehirnchirurgen. „Wir haben viel zu langsam gespielt und sehr viele technische Fehler gemacht“, sagte er, lediglich innerhalb einer kurzen „Sechs-Minuten-Periode“ habe die Werkself wach und klar gewirkt.

Wieder im Modus einer lustlosen Frühlingslethargie

Das war zwischen dem 0:1 durch Ken Reichel (47.) und Stefan Kießlings Handelfmetertor zum 1:1 (53.), da lief der Ball, plötzlich war so etwas wie Mut zu sehen, ja sogar Spielfreude. „Aber danach haben wir wieder dieses langsame Spiel gemacht“, beklagte Hyypiä ohne erkennbare Gefühlsregung. Seine Spieler waren wieder in ihren Modus einer lustlosen Frühlingslethargie gefallen.

Warum sein Team nur so kurz mit der erforderlichen Attitüde spielte, könne er auch nicht verstehen, verkündete Hyypiä ratlos, schließlich eignete sich dieser Tag perfekt für eine Trendwende. Nach einem glücklichen Sieg in Augsburg stand ein Heimspiel gegen die unbestritten schwächste Mannschaft der Liga auf dem Plan, ein Team aus Braunschweig, das auch in Leverkusen wie ein Zweitligist agierte. Der Werksklub passte sich dem dürftigen Niveau an, statt Selbstvertrauen und Punkte zu sammeln.

Der Name Armin Veh kursiert

Sami Hyypiäs Maßnahmen gegen den schleichenden Untergang zeigen einfach keine Wirkung, und daher steht längst die Frage im Raum, ob der 40-Jährige tatsächlich der Trainer ist, der Bayer Leverkusen in eine erfolgreiche Zukunft führen kann.

Allerdings ist die Gemengelage hoch kompliziert. Natürlich kursiert längst der Name des Frankfurter Fußball-Lehrers Armin Veh, der ab dem Sommer eine neue Herausforderung sucht, und zwar auf einem höheren Niveau. Vielleicht ist Bayer Leverkusen der naheliegendste Standort für Vehs Karriereplan. Es wäre also erstaunlich, wenn es nicht zumindest eine erste lose Kontaktaufnahme der Leverkusener gegeben hätte.

Völlers beredtes Schweigen

Am Samstag mied Sportchef Rudi Völler entgegen seiner sonstigen Gewohnheit jedes Gespräch mit Journalisten, aber seinen Aussagen der vergangenen Wochen war anzumerken, dass der Glaube an Hyypiä schwindet. Zuletzt haben sie dem nur selten emotionalen Finnen nahegelegt, strenger mit der Mannschaft zu sein. Vielleicht auch weil Hyypiä mit vielen der Profis selbst noch gespielt hat, ist es ihm schwer gefallen. „Ich habe etwas gelernt in dieser Periode“, sagte der ehemalige Verteidiger am Samstag, „ich bin ein bisschen lauter geworden, und ich glaube, dass es gut für meine Zukunft ist, ein anderes Gesicht zu zeigen.“

Das klang schon ein klein wenig nach Abschied.