Krasnaja Poljana.

Anna Schaffelhuber steht vor der Krönung zur Alpin-Königin der Paralympics von Sotschi: Nur ein Triumph fehlt der Deutschen noch zur Maximalausbeute von fünf Goldmedaillen. Bei ihrem vierten Auftritt feierte die querschnittsgelähmte 21-Jährige am Freitag souverän ihren vierten Sieg. Allerdings verkam die Super-Kombination in der sitzenden Klasse zu einer skurrilen Angelegenheit: Neben Schaffelhuber wurde einzig ihre Teamkollegin Anna-Lena Forster überhaupt gewertet. Alle anderen Starterinnen hatten aufgegeben, waren zuvor ausgeschieden oder beim abschließenden Super-G-Lauf nicht ins Ziel gekommen.

„Muhammad Ali hat sich auch nicht beschwert, wenn außer ihm kaum andere da waren“, kommentierte der deutsche Verbandschef Friedhelm Julius Beucher das ungewöhnliche Ereignis trocken und sprach von einer „wunderbaren Ausnahmesituation“, in die Schaffelhuber das Team geführt habe.

Neben der Vierfach-Siegerin sowie Silbermedaillengewinnerin Forster fuhr auch Andrea Rothfuss (stehend) im Alpinzentrum von „Rosa Chutor“ auf den zweiten Kombinations-Rang. Biathletin Anja Wicker heimste ebenfalls ihre zweite Medaille bei den Weltspielen der Behinderten ein.

Nach Gold über 10 Kilometer holte sie mit dem Ski-Schlitten über 12,5 Kilometer Silber. „Das Märchen geht weiter. Für mich war auch das jetzt eine Sensationsmedaille“, sagte Wicker.

Siebenmal Gold, viermal Silber

Zwei Tage vor dem Paralympics-Ende hat das deutsche Team inzwischen siebenmal Gold und viermal Silber gewonnen. Im Mittelpunkt stand wie an all den Vortagen aber allein Anna Schaffelhuber: Nach souveränen Erfolgen in Abfahrt, Super-G, Slalom und Super-Kombination kann die Monoskifahrerin am Sonntag im Riesenslalom ihre herausragende Bilanz gar auf fünf Goldmedaillen ausbauen. So viele Edelplaketten hatte bei den Vancouver-Spielen vor vier Jahren schon Verena Bentele eingeheimst.

„Ich freue mich jetzt erst einmal nur für heute. Ich habe nie gesagt, dass ich fünf Goldmedaillen hole“, meinte Schaffelhuber betont zurückhaltend. Dabei ist auch Verbandspräsident Beucher klar, dass seine Topathletin sich jetzt kaum mit vier Goldplaketten zufriedengeben wird. „Sie ist total diszipliniert und erfolgsfokussiert“, lobte er.

Trotz der sonderbaren Umstände mit lediglich zwei gewerteten Athletinnen wollte sich Schaffelhuber ihren Sieg nicht madig reden lassen. „Ich habe schon Gas gegeben. Ansonsten hätte es nicht zur Goldmedaille gereicht“, behauptete sie. Doch selbst Karl Quade, seit 1996 bei Großereignissen Chef de Mission des deutschen Teams, schaute verdutzt drein: „So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Das ist für den Spitzensport nicht gut.“