Schwechat. .

In der Defensive top, im Angriff noch mit reichlich Steigerungspotenzial: Die Bestandsaufnahme der deutschen Handball-Nationalmannschaft fiel nach dem 26:22 (12:10)-Testspielsieg bei Gastgeber Österreich in Schwechat geteilt aus. Zwei Tests am 4. und 5. April gegen den Olympia-Vierten Ungarn stehen für das Team von Bundestrainer Martin Heuberger noch auf dem Programm, bevor es am 7./8. und 14. Juni gegen den EM-Sechsten Polen um die Qualifikation für die WM 2015 in Katar geht. Nach den verpassten Olympischen Spielen 2012 und der EM 2014 kann sich der deutsche Handball keinen weiteren Aussetzer leisten.

Hoffnungen ruhen auf Fäth

Steffen Fäth will mithelfen, ein neuerliches Desaster zu verhindern. Der 23 Jahre alte linke Aufbauspieler von der HSG Wetzlar feierte im Nachbarschaftsduell sein Comeback in der Nationalmannschaft, nachdem er die Länderspiele im Januar verletzungsbedingt verpasst hatte. Das Ziel des Junioren-Weltmeister von 2009: „Ich will die Nummer 1 auf der Königsposition werden.“

Bei seinem Comeback in Österreich steuerte Fäth zwei Treffer zum Sieg bei, wie bei fast allen Angreifern war aber auch bei ihm „noch reichlich Luft nach oben“, wie Heuberger erkannte. Fehlende Präzision, eine phasenweise schwache Chancenverwertung und mangelnde Abstimmung in der Offensive verhinderten einen höheren Sieg beim EM-Zehnten. Heuberger musste aber auch erneut improvisieren. Uwe Gensheimer und Holger Glandorf fehlten verletzt, Flensburgs Rückraumspieler Steffen Weinhold fiel wegen einer Verletzung aus.

„Wir sehen natürlich den Druck, aber ich kann für mich sagen, dass er mich nicht negativ belastet“, sagt Fäth im Hinblick auf die Duelle mit Polen. Er ist „absolut sicher, dass wir die Qualifikation für die WM schaffen“. Fäth hat aber auch erkannt, dass den Deutschen gerade im Rückraum ein echter Weltstar fehlt, der Spiele allein entscheiden kann. „Wir müssen das eben mit Teamgeist kompensieren, da ist das Kollektiv gefragt“, meint Fäth, der 2009 vom Weltverband IHF zum „Welt-Nachwuchsspieler des Jahres“ gekürt worden war.

Von Polen beobachtet

Nach einigen Stationen in der Bundesliga wurde der Hesse bei der HSG Wetzlar sesshaft, schaffte dort auch den Durchbruch im Nationalteam und war bei der auf Rang fünf beendeten WM 2013 in Spanien einer der Führungsspieler. Dort will Fäth wieder hin. Der Bundestrainer traut ihm das auch zu: „Steffen hat sich enorm entwickelt, ist in Wetzlar gereift und arbeitet an seinen Defiziten. Dank seiner Spielintelligenz kann er ein wirklich wertvoller Spieler werden.“

Heuberger kennt die Probleme im Rückraum. Es sei müßig, „über fehlende Weltstars zu diskutieren. Wir haben im Rückraum das Potenzial, das haben wir bei der WM 2013 bewiesen“, sagte er. Unter den 2500 Zuschauern in Schwechat war auch Polens deutscher Nationaltrainer Michael Biegler. Ob sein Kollege neue Erkenntnisse gesammelt hat? „Ich denke eher nicht“, befand Heuberger.