Gelsenkirchen. .

Einmal, nur einmal, war Horst Heldt vor dem Spiel den Fall der Enttäuschung durchgegangen: „Und wenn wir es nicht schaffen, dann sind die einfach zu gut”, hatte Schalkes Manager gesagt. Doch dass es so heftig wurde, das hatte sich Heldt auch in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können: Mit 1:6 (0:2) kassierte Schalke gegen Real Madrid die höchste Europapokal-Niederlage der Vereinsgeschichte – nie zuvor wurden die Königsblauen so gedemütigt wie von den Königlichen im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League.

Während Real Madrid eine galaktisch anmutende Show aufzog, wurden Schalke erbarmungslos die Grenzen aufgezeigt: Der Franzose Karim Benzema (13., 57.), der Waliser Gareth Bale (21., 69.) und Weltfußballer Cristiano Ronaldo (52., 89) erzielten die Tore. Huntellaar gelang in der Nachspielzeit wenigstens der Ehrentreffer.

Wer Freude am Fußall hat, konnte teils atemberaubende Kombinationen genießen. Beinahe verneigten sich sogar die Schalker Fans vor Real: Sie ließen ihre Mannschaft bis zum Schluss nicht im Stich und sangen einmal sogar: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus.” Denn am Samstag muss Schalke in München spielen...

Schalke hatte gegen Real auf das Glück des Augenblicks gehofft, darauf, dass man Madrid mit starken Momenten zu Beginn würde beeindrucken können. Nach zwei Minuten schickte Benedikt Höwedes das erste Mal Cristiano Ronaldo zu Boden, wenig später kochte Joel Matip den besten Fußballer der Welt ab, so dass dieser sich danach den Fuß hielt. Doch Wirkung hatte dies alles nicht. Die Stars schüttelten sich einmal – und sorgten dann schnell für klare Verhältnisse. Kostprobe Nummer eins gab es in der 13. Minute: Gareth Bale zog auf der rechten Seite rasant das Tempo an, Cristiano Ronaldo verlängerte die Hereingabe mit der Hacke auf Karim Benzema und der stand am Ende dieser Kette frei vor Ralf Fährmann – keine Chance für den Schalker Schlussmann. Irgendwann musste dieses Tor fallen: Seit 31 Champions-League-Spielen hatte Real zuvor in jeder Partie immer ein Tor erzielt – aber dass es so früh fallen musste, war schon ein Schlag ins Schalker Kontor.

Ein Trainingsspiel für die Gäste

Dennoch gab es diese eine Szene, die Schalke wieder hätte zurück ins Spiel bringen können und die die Fans zum Toben gebracht hätte. Sie spielte sich beinahe im Gegenzug ab: Nach einer Flanke von Farfan hatte Julian Draxler die große Chance zum Ausgleich, doch er schoss aus drei Metern Iker Casillas an (14.). Auf diesem Niveau musste dies ein Tor sein, gerade bei einem Könner wie Draxler. Doch auch der Nachschuss von Max Meyer ging übers Tor, und so kam es, wie es in einem leicht vorhersehbaren Drehbuch steht: Real machte den Rest des Abends zum Trainingsspiel.

Das 2:0 in der 21. Minute durch Bale in der 21. Minute war praktisch schon die Entscheidung: Santana hatte den Ball nach einem Rückpass von Draxler verloren, Bale tanzte die halbe Schalker Abwehr aus und spitzelte die Kugel an Fährmann vorbei. Bei Schalke kämpfte ein Junge wie Kolasinac zwar wie ein Löwe – spürte aber auch seine Grenzen.

Cristiano Ronaldo hatte zunächst noch nicht getroffen, weil einmal der Pfosten (32.) und zweimal Ralf Fährmann (37., 45.) weitere Einschläge verhinderten. Doch dafür hielt sich der Weltfußballer in der 52. Minute schadlos: Mit einem Übersteiger narrte er Joel Matip und traf mit einem Schuss zum 3:0 ins lange Eck. Schalke war gedemütigt, erst recht, nachdem Benzema Kolasinac und Santana vorführte und zum 0:4 (57.) einschob. Schalke hatte längst alles verloren, auch den Glauben. Eine Niederlage, die in die Schalker Geschichte eingeht.